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Rolf Torring 131 - Der Skorpion

Rolf Torring 131 - Der Skorpion

Titel: Rolf Torring 131 - Der Skorpion
Autoren: Hans Warren
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      Leider wurden wir getrennt; jeder von uns wurde in eine Einzelzelle gesperrt. Die schweren Türen knallten hinter uns zu, ich hörte, wie der starke Riegel vorgeschoben wurde.  
     
     
     
      2. Kapitel Eine verwegene Flucht  
     
      Die Turmtür wurde krachend zugeschlagen, die Schritte der Soldaten entfernten sich. Ich stand wie betäubt in meiner Zelle. Das war kein schöner Empfang auf dieser schönen Insel, die die Natur so reich gesegnet hat, daß man sie als ein kleines Paradies bezeichnen kann.  
      Das Benehmen des Kommandanten bereitete mir Kopfzerbrechen. Hatte er gar keine Befürchtung, daß es ihm selber schaden konnte, wenn sich herausstellte, was sich bald herausstellen mußte, daß wir völlig unschuldig waren? War der Colonel infolge der Untaten der geheimnisvollen Bande, die bei jedem Überfallenen einen toten Skorpion zurückließ, kopflos geworden, daß er sich zu so unüberlegten Handlungen hinreißen ließ, wie die zweifellos war, uns ohne Verhör hier wie Verbrecher einzusperren?  
      Der Sergeant hatte auf politische Hintergründe angespielt. Die konnten vorhanden sein, denn jedes Land würde sich glücklich schätzen, die reiche Insel sein eigen zu nennen.  
      Meine Gedanken wurden durch ein leises Klopfen unterbrochen, das von der Nachbarzelle her kam, in die Rolf gesperrt worden war. Er „morste" mir etwas herüber. Es war nicht schwer, es zu übersetzen, wenn man das Morsealphabet fließend beherrschte.  
      „Müssen uns befreien! Pritsche unter Fenster bei mir sehr morsch. Schon ein Stück Bandeisen losgebrochen. Probiere auch du! Versuche, einen Stein zu lösen!"  
      Im Anschluss an die Mitteilung hörte ich ein kratzendes Geräusch an der Wand. Rolf bearbeitete mit dem Bandeisen also schon eine Fuge zwischen den Steinen. Ich wandte mich meiner Pritsche zu, die das gleiche Alter haben mochte wie der Turm.  
      Wieviel Menschen mochten auf ihr schon gelegen und einem unbestimmten Schicksal entgegen gezittert haben?!  
      Kräftig begann ich an dem ehrwürdigen Brettergestell zu rütteln und konnte zu meiner Freude bald feststellen, daß die Beine der Pritsche, die mit starken Bandeisen an den waagerechten Liegebrettern befestigt waren, locker saßen und sich unschwer herauslösen ließen. Ich ruckte und ruckte und hielt nach einigen Minuten ein Bein der Pritsche in der Hand, an dem ein langes Stück des Bandeisens hängengeblieben war. Jetzt hatte ich eine Art Brecheisen, mit dem ich der Mauer unverzüglich zu Leibe ging.  
      Ich horchte und überzeugte mich, an welcher Fuge Rolf arbeitete, um die gleiche in Angriff zu nehmen. Der Mörtel war weit weniger hart, als ich befürchtet hatte. Die feuchte Hitze im Turm hatte in Jahrzehnten ihr Zerstörungswerk schon besorgt. Die Fuge war etwa zwei Finger breit, so daß ich mit meinem primitiven Werkzeug eine gute Angriffsfläche vorfand. In großen Brocken flog der brüchige Zement bald auf den Boden meiner Zelle.  
      Allerdings waren die Steinblöcke, aus denen die Verbindungswände gefügt waren, recht dick, und so dauerte es eine geraume Zeit, bis wir eine Öffnung geschaffen hatten.  
      Jetzt konnten wir uns zunächst einmal unterhalten!  
      „Wir müssen uns sehr beeilen, Hans," meinte Rolf. „Vielleicht läßt uns der Colonel, wenn er unsere Papiere geprüft hat, bald holen, und da würde ein beabsichtigter Fluchtversuch auf jeden Fall verdächtig wirken. Ich schlage vor, noch ein paar Steine aus dieser Mauer herauszuwuchten, damit wir zueinander können, dann müssen wir die Wand zu Pongos Zelle öffnen. Schließlich müssen wir versuchen, ein Loch in die Außenmauer zu schlagen, das uns die Flucht ermöglicht."  
      Rolf arbeitete, während er sprach, unverdrossen weiter. Ich eiferte ihm nach. Da erst einmal ein Stein herausgelöst war, ließen sich ein paar weitere Steine noch leichter herausbrechen.  
      Nachdem wir vier Steine herausgehoben hatten, war die Öffnung groß genug, daß wir hindurch schlüpfen konnten.  
      Als wir gerade den vierten Stein aus der Wand lösten polterte es hinter Rolf. Ich sah, wie er das Bandeisen als Waffe erhob, aber bald wieder sinken ließ, denn in der Wand, die auf der anderen Seite von Rolfs Zelle lag, fiel polternd ein Stein heraus, und durch die entstandene Öffnung lachte uns — Pongos freundliches Gesicht an.  
      Der schwarze Riese hatte ebenfalls die Pritsche auseinandergerissen und mit Hilfe des Bandeisens den Mörtel rund um einen Stein
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