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Rolf Torring 131 - Der Skorpion

Rolf Torring 131 - Der Skorpion

Titel: Rolf Torring 131 - Der Skorpion
Autoren: Hans Warren
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das Arbeits- und das Schlafzimmer des Colonels zum Zimmer der Kreolin.  
      Dort bot sich uns ein wenig schöner Anblick. Auf dem Bett lag die Kreolin, wieder betäubt. Vor dem Bett aber wälzte sich auf dem Boden der Colonel, aus einer Stirnwunde blutend. Als er den Gouverneur erkannte, hob er die Hand zum Gruß und meldete mit schwacher Stimme:  
      „Sir Henry, ich bin nicht Colonel Wals, sondern Spanier von Geburt und heiße Gravales, Don Gravales. Wals befindet sich auf einer Insel in der Nähe, er ist bei Guachara gefangen. Wir bereiteten einen politischen Aufstand, einen Putsch, vor, deshalb trat ich mit seinen Papieren hier auf. Carmerita, die Kreolin, habe ich mit hierher gebracht. Ihr folgte der Mulatte Pedro, der sie unendlich liebt. Er wußte nicht, daß sie bei mir war, ihm war nur bekannt, daß ein höherer Beamter sie bei sich hatte. Da hat er die Überfälle begangen. Ich wußte, daß er der ,Skorpion' war. Er hat Carmerita vor einigen Minuten zum zweiten Male niedergeschlagen und trachtet mir nach dem Leben. Soeben war er noch hier."  
      Sekundenlang waren wir ob des umfassenden Geständnisses, das Don Gravales abgelegt hatte, ganz überrascht. Dann ordnete der Gouverneur die sofortige Überführung des Spaniers und der Kreolin in das Hospital an.  
      „Wo finden wir den Mulatten Pedro?" fragte der Gouverneur.  
      „Er wird auf der Tabakpflanzung Guarharas sein," antwortete der Spanier.  
      „Weshalb haben Sie denn die Herren Torring und Warren so schlecht empfangen?" wollte der Gouverneur noch wissen.  
      „Ich kannte die Herren und glaubte, sie wollten das Verschwinden Colonels Wals' aufklären. Ich wußte nicht recht, was ich tun sollte. Zunächst rollte ich einen kleinen Felsblock von der Mauer des Forts herab, dann sperrte ich sie ein, um für den Putsch Ruhe zu haben."  
      „Damit ist zunächst hier wohl alles geklärt," wandte sich der Gouverneur an uns. „Jetzt kommt es darauf an, Pedro zu fassen."  
      „Es lebe Spanien!" rief Don Gravales leise, als zwei Sanitätssoldaten ihn auf eine Bahre hoben, um ihn in den Krankenwagen zu tragen.  
      „Er hat aus Vaterlandsliebe gehandelt," murmelte der Gouverneur.  
      „Zur Tabakpflanzung Guacharas!" sagte Rolf, als auch die Kreolin fortgetragen worden war.  
      „Guacharas Pflanzungen liegen auf einer Insel, ich kenne sie," sagte der Gouverneur. „Wenn wir gleich losfahren, können wir sie gegen Morgen erreichen. Ich freue mich vor allem, den richtigen Colonel Wals befreien zu können; ein halbes Jahr lang ist der arme Kerl schon gefangen."  
      In rascher Fahrt gelangten wir zum Hafen. Dort erfuhren wir durch einen Polizisten, daß vor einer knappen halben Stunde ein Mulatte in dem Rennmotorboot des Spaniers Guachara aufs Meer gefahren sei.  
      „Wenn wir Pedro haben, wird der Spuk, der uns so lange schon in Atem hält, wohl ein Ende haben," meinte der Gouverneur. „Mit ihm fällt auch die politische Vereinigung, die auf Cuba umstürzlerische Pläne erwog."  
      Außer uns trug das Polizeiboot, das in schnittiger Fahrt die Wellen durcheilte, sechs handfeste Polizisten. Die Nacht war herrlich; ich genoß sie, obwohl uns der Endkampf gegen Pedro bevorstand. Ob er so leicht sein würde, wie der Gouverneur sich vorstellte? Oder tat er uns gegenüber nur so? War er innerlich davon überzeugt, daß es ein hartes, verzweiflungsvolles Ringen auf beiden Seiten geben würde?  
      Lange Zeit führte die Fahrt dicht an der Küste entlang. Schon schimmerte im Osten der Schein des nahenden Tages, als der Gouverneur auf eine dunkle Linie vor uns wies.  
      „Da ist die Insel! Wir werden landen, noch ehe es ganz hell geworden ist, meine Herren!"  
      „Das ist vorteilhaft," erwiderte Rolf. „Wir können uns unbemerkt am Ufer verteilen und im Morgendämmern die Plantage langsam durchsuchen."  
      Nach der Landung verteilten wir uns so, daß recht große Abstände von Mann zu Mann blieben. Nur Rolf, Pongo und ich blieben zusammen. Wir stießen in das dichte Buschwerk vor, das den Rand der Insel säumte, und gelangten schließlich in die ausgedehnten Plantagen des Spaniers.  
      Es war schon ganz hell geworden; aufmerksam blickten wir umher. Hinter den hohen Stauden gab es zahlreiche gute Verstecke für den Mulatten, wir mußten also besondere Vorsicht walten lassen.  
      Die Polizisten riefen in festgelegten zeitlichen Abständen einander einige Worte zu, die wir deutlich vernahmen. Sie würden den
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