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Rolf Torring 117 - Kapitän Farrow

Rolf Torring 117 - Kapitän Farrow

Titel: Rolf Torring 117 - Kapitän Farrow
Autoren: Hans Warren
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erwähnte Tatsache ist mir bekannt," sagte Farrow, ohne den Kommandanten anzublicken, gleichmütig. „Sie haben noch genau drei Minuten Zeit, die beiden Herren von Bord bringen zu lassen. Ich stelle Ihnen persönlich sogar frei, das Schiff zu verlassen. Mein Entschluß steht eisern fest. Ein größerer Richter als Sie wird mich dereinst zur Rechenschaft ziehen."  
      Eifrig beratschlagten die Offiziere. Kurz vor Ablauf der Drei-Minuten-Frist sagte der Kommandant:  
      „Ich gebe Sie frei, Kapitän Farrow! Geben Sie bitte rasch das verabredete Zeichen, damit kein Unglück geschieht!"  
      Mit der Taschenlampe blinkte Farrow ein paarmal in die Dunkelheit hinein. Daß er dabei ein klein wenig lächelte, bemerkte nur ich, weil ich ihm am nächsten stand. Um einer weiteren List der Franzosen von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen, sagte Kapitän Farrow, sich umwendend und den Kommandanten anblickend:  
      „So, Herr Kommandant, ich habe das Zeichen gegeben. Es besagt aber nur, daß die Frist um fünf Minuten hinausgeschoben wird. Sie gestatten wohl, daß wir uns jetzt zurückziehen. Ich habe mich gefreut, Sie kennen zu lernen."  
      Er machte zum Kommandanten und den Offizieren hin kurze Verbeugungen und schritt zum Fallreep. Wir folgten. Kurz darauf saßen wir wieder in den Aluminiumbooten und fuhren zum U-Boot zurück. Die beiden englischen Piloten waren mit uns gekommen.  
      Kaum waren wir von der Bordwand abgestoßen, rief uns der Kommandant des Zerstörers nach:  
      „Ich könnte jetzt Ihr Boot und das U-Boot in Grund schießen lassen, sehe aber davon ab. Eine Beschwerde bei der britischen Regierung werde ich jedoch auf jeden Fall einreichen."  
      Farrow antwortete nicht. Als wir das U-Boot erreicht hatten, gab der Kapitän sofort Tauchbefehl. Erst jetzt konnten wir uns sicher fühlen. Farrow wollte nun den britischen Zerstörer suchen. Wir waren nur eine kurze Strecke gefahren, da sah Farrow im Sehrohr den Engländer. Jetzt konnten wir auftauchen, ohne befürchten zu müssen, noch einmal in eine Falle zu geraten.  
      Der englische Kommandant empfing uns alle sehr herzlich. Er lud uns zum Essen in der Messe ein. Es war wohl das erste Mal, daß Kapitän Farrows U-Boot friedlich neben einem britischen Zerstörer lag.  
      Der Engländer hörte unser Erlebnis auf dem französischen Zerstörer mit halb gelassenem, halb ironischem Lächeln an. Er hatte den Funkspruch des Franzosen ebenfalls aufgefangen, konnte aber nicht rasch genug zur Stelle sein, um uns zu warnen. Zum Glück war alles gut verlaufen, aber der Engländer riet Farrow doch, da die Franzosen „temperamentvoller" wären, ihnen in Zukunft unbedingt aus dem Wege zu gehen.  
      „Der Beschwerde wegen lasse ich mir keine grauen Haare wachsen," schloß er. „Meine Regierung wird mein Verhalten als ehrenhaft billigen. Auch während des Krieges haben wir partiell oft einen Waffenstillstand geschlossen. Warum sollte das hier und jetzt anders sein?!"  
      Während Rolf und ich, aber auch Farrow einige Erlebnisse der letzten Zeit erzählten, verflogen die Stunden. Oben suchten ständig zwei Scheinwerfer das Meer ab, um eine Annäherung des französischen Zerstörers rechtzeitig zu bemerken. Pongo hatte ebenfalls an der Offizierstafel sitzen müssen, was ihm äußerst unangenehm war, aber schließlich gewöhnte er sich daran und berichtete — in seiner präzisknappen Art — ein paar Erlebnisse.  
      Als wir uns verabschiedeten, war der Morgen schon nahe. Wir hatten dem britischen Kommandanten auch das Erlebnis mit dem „Fliegenden Holländer" erzählt. Er versprach uns, scharf aufzupassen. Der Abschied war herzlich. Der Kommandant rief uns „Auf Wiedersehen!" zu.  
      Das U-Boot hatte Farrow nach unserer Rückkehr sofort tauchen lassen. Wir steuerten der Südspitze Formosas zu. Der britische Zerstörer hatte beigedreht, um seinen französischen Kollegen zu suchen und sich mit ihm in Ruhe über das Vorgefallene auseinanderzusetzen.  
      Ein paar Stunden hatten wir noch geschlafen. Frisch gestärkt betraten Rolf und ich den Turm, um noch vor dem Frühstück die frische Meeresluft einzuatmen.  
      Nördlich von uns lag am Horizont die Südspitze Formosas. Kapitän Farrow hielt auf eine kleine Inselgruppe zu, die südwestlich von uns lag.  
      „In ein paar Minuten müssen wir wieder tauchen," erklärte Farrow uns. „Ich möchte mich nicht gleich sehen lassen. Die felsigen Eilande vor uns werden oft von
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