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Rolf Torring 117 - Kapitän Farrow

Rolf Torring 117 - Kapitän Farrow

Titel: Rolf Torring 117 - Kapitän Farrow
Autoren: Hans Warren
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      „Komm mit, Ku Liang!" sagte Rolf. „Und erzähle uns, was dir geschehen ist."  
      Rolf führte den Chinesen zu einem der leichten Korbsessel am Heck der Jacht und bedeutete ihm, Platz zu nehmen. Ku Liang wollte es zunächst nicht tun und wartete ab, bis Rolf sich gesetzt hatte.  
      Kapitän Hoffmann hatte inzwischen Li Tan wieder in die Küche geschickt, wo er Pongo helfen sollte, das Frühstück zu bereiten. Hoffmann selbst blieb bei uns.  
      „Weshalb warst du denn so allein in dem kleinen Boot auf dem Meer?" fragte Rolf den Chinesen.  
      Im Sitzen verbeugte sich Ku Liang wieder und antwortete:  
      „Ku Liang Matrose auf Dschunke. Dschunke vor drei Tagen — Geisterschiff begegnet. Weiße Männer nennen Geisterschiff ,Fliegenden Holländer'. Schiff, wo Ku Liang Matrose, bald darauf gesunken. Ku Liang sich allein retten können in kleinem Boot. Im Boot keine Ruder. Ku Liang nicht können fahren. Drei Tage und drei Nächte auf Wasser getrieben. Dann ohnmächtig geworden. Nichts mehr gewußt und gefühlt. Erst hier wieder erwachen."  
      Rolf schaute Kapitän Hoffmann von der Seite an. Unser Kapitän war auch nicht frei von Aberglauben. An die Möglichkeit der Existenz eines Geisterschiffes glaubte er aber wohl doch nicht, denn er lächelte, als er den Chinesen fragte:  
      „So, so, den ,Fliegenden Holländer' habt ihr gesehen. Und da habt ihr gleich gewußt, daß euer Schiff untergeht!"  
      Der Chinese nickte.  
      „Schiff aber schneller gesunken als gedacht."  
    „ War das das einzige Rettungsboot, das ihr bei euch hattet?" fragte Hoffmann weiter.
      Wieder nickte der Chinese. Und schon fragte Kapitän Hoffmann weiter:  
      „Und der Kapitän der Dschunke? Und die anderen Matrosen?"  
      „Mast auf Deck gestürzt. Kapitän und andere Matrosen von Mast erschlagen. Ku Liang nicht genau wissen, ob noch jemand am Leben geblieben. Ku Liang viel Angst vor Geisterschiff. Schnell Rettungsboot bestiegen und von Dschunke abgestoßen. Da schnell gesunken."  
      „Wie kam es denn, daß die Dschunke plötzlich gesunken ist?"  
      „Das nicht wissen, Ku Liang annehmen, daß Geisterschiff schuld daran."  
      „Aha!" machte Kapitän Hoffmann.  
      Damit war für ihn die Ausfragerei des Geretteten offenbar beendet.  
      „Wir wollen sehen, ob wir noch andere Schiffbrüchige auffischen können." sagte Rolf.  
      „Ob uns der ,Fliegende Holländer' auch begegnet?" fragte ich.  
      „Bloß nicht!" lachte Hoffmann.  
      Aber das Lachen klang etwas gezwungen. Ganz wohl war ihm sicher nicht bei der Vorstellung, daß sich in diesen Gewässern ein Geisterschiff herumtreiben könnte.  
      „Mach unserm Kapitän keine Angst" lächelte Rolf. „Sonst vergisst er seine nautischen (seemännischen) Kenntnisse, und dann passiert uns vielleicht deshalb etwas mit der Jacht."  
      „Du, Rolf, ich habe Hunger" brachte ich das Gespräch in andere Bahnen.  
      „Ein sehr vernünftiges Wort!" meinte Rolf. „Wir wollen frühstücken. Unser Gast wird sich auch so weit erholt haben, daß er etwas zu sich nehmen kann."  
      Die Augen des Chinesen leuchteten auf. Pongo, der inzwischen den Frühstückstisch an Bord gedeckt hatte, nahm Ku Liang mit nach unten, wo er ihm zu essen geben wollte. Wir befürchteten, daß er nicht zuzulangen wagen würde, wenn wir ihn an unseren Tisch baten. Hoffmann unterhielt uns mit Seemannsgeschichten vom „Fliegenden Holländer"; er selbst wollte ihn schon zweimal gesehen haben — merkwürdig, jedesmal war dem Schiff etwas passiert.  
      Bis zum Abend hatten wir das Gespräch um Geisterschiffe längst vergessen.  
      Ku Liang sahen wir den ganzen Tag über nicht mehr an Deck. Pongo hatte ihm unten ein Lager zurechtgemacht, wo sich der Chinese von den überstandenen Strapazen erholte. Schlaf war für ihn die beste Medizin.  
      Der Abend brach herein.  
      Mitten in der Nacht wurden wir durch das unablässige Pochen zweier Seemannsfäuste an unserer Kabinentür geweckt. Hoffmanns Stimme erklang:  
      „Herr Torring! Herr Warren! Hören Sie doch bitte, meine Herren. Der ,Fliegende Holländer'!"  
      Schlaftrunken rieben wir uns die Augen. Erlaubte, sich unser Kapitän einen Spaß mit uns?  
      Während ich Licht machte, sprang Rolf schon vom Lager. Ich tat es ihm nach. Mein Freund öffnete die Kabinentür und zog den Kapitän in den Raum.  
      „Was gibt es denn, Kapitän Hoffmann? Haben Sie schlecht geschlafen?"  
      „Ich
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