Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 111 - Der Todesweg

Rolf Torring 111 - Der Todesweg

Titel: Rolf Torring 111 - Der Todesweg
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
Erschrocken schaute mein Freund mich an, fühlte meinen Puls und gab mir eine entsprechende Dosis Chinin. Er bat Pongo, beim Weitermarsch ein möglichst langsames Tempo vorzulegen. Auch Pongo machte über mein Aussehen ein etwas bestürztes Gesicht und meinte:  
      „Masser Warren krank sein, nicht hätten mitkommen sollen. Pongo heute abend Masser Warren Kraut suchen, Masser Warren morgen wieder gesund sein."  
      Ich nickte ihm dankbar zu, denn ich war viel zu matt, um jetzt zu sprechen. Meine Schwäche nahm immer mehr zu, und so fragte ich Rolf schließlich, wie weit es seiner Schätzung nach noch bis zur Waldhütte wäre.  
      „Nach meiner Schätzung nur noch eine Stunde," antwortete mein Freund sofort, „vielleicht vier Kilometer. Wenn du dich zu schwach fühlst, machen wir noch einmal Rast, bis du dich wieder etwas erholt hast."  
      Ich wehrte ab, mir war es schon lieber, jetzt noch bis zur Waldhütte durchzuhalten.  
      Pongo hatte bereits verschiedentlich den Pfad verlassen und war ein Stück in den Urwald eingedrungen, um die Kräuter zu suchen, die er für mich sammeln wollte.  
      Als wir nach reichlich einer Stunde die Hütte erreichten, war ich am Ende meiner Kraft. Pongo richtete mir rasch ein Mooslager her, auf das ich entkräftet sank. Das Fieber durchschüttelte meinen Körper immer heftiger.  
      „Pongo jetzt Feuer machen und Kräuter für Masser Warren kochen," sagte der schwarze Riese.  
      Dann schwanden mir die Sinne. Im Fiebertraum kämpfte ich mit wilden Tieren, die mich zerreißen wollten. Auf meiner Brust saßen Giftschlangen, die nach mir züngelten. Plötzlich sah ich mich inmitten einer fruchtbaren Landschaft, in der Rolf stand. Er kam auf mich zu und reichte mir ein Glas mit einer Flüssigkeit, die ich, da ich unvorstellbaren Durst hatte, gierig trank. Die Flüssigkeit war recht warm und erfrischte mich kaum. Ich wollte etwas sagen, brachte aber vor Schwäche und Müdigkeit keinen Ton heraus. Langsam verschwanden alle Bilder wieder, die ich eben noch gesehen hatte.  
      Wie Rolf mir später erzählte, habe ich achtundvierzig Stunden so gelegen. Während dieser beiden Tage saßen Rolf und Pongo abwechselnd an meinem Lager. Pongos Kräutersaft tat allmählich seine Schuldigkeit. Als ich am Morgen des dritten Tages erwachte, hatte ich einen klaren Kopf. Das Fieber war vergangen, ich fühlte mich zwar außerordentlich schwach, aber sonst wieder ganz gesund.  
      „Das war ein schwerer Fieberanfall, Hans," sagte Rolf. „Ich hatte schon ernstlich erwogen, ob ich dich nicht ins Krankenhaus von Brunei einliefern lassen sollte. Aber Pongo war von der Heilkraft der Kräuter, die er für dich gesammelt hatte, so überzeugt, daß ich endlich davon Abstand nahm."  
      „Du bist ein Prachtkerl, Pongo" sagte ich. „Ich könnte mir überhaupt nicht vorstellen, wie wir ohne dich auskommen sollten."  
      Nach einer Weile ging Pongo fort, um ein wenig den „Todesweg" zu beobachten. Am nächsten Morgen, hofften Rolf und ich, würde ich wieder so weit hergestellt sein, daß wir gemeinsam etwas unternehmen konnten. Am liebsten wäre ich gleich aufgestanden, denn ich fühlte mich, solange ich auf dem Mooslager ruhte, schon wieder ganz kräftig, aber Rolf hielt es für besser, wenn ich mich noch vierundzwanzig Stunden schonte.  
      „Wenn du heute schon aufstehst, Hans, kann ein Rückfall eintreten," warnte Rolf, »und der kann böse Folgen haben. Steh heute nachmittag mal ein Stündchen auf, um dir die Beine zu vertreten."  
      In den Tagen, die wir in der Hütte verbrachten, hatte sich niemand blicken lassen. Die Hütte lag auch so versteckt, daß wir sie kaum gefunden hätten, wenn uns Lagens nicht die Skizze mitgegeben hätte.  
      Allmählich wurde ich wieder müde und schlief ein. Erst gegen Abend erwachte ich. Pongo saß neben meinem Lager und sagte, mir zunickend:  
      „Masser Warren jetzt wieder gesund."  
      Ich bedankte mich noch einmal bei unserem schwarzen Freund, der das Gespräch aus Bescheidenheit und Verlegenheit gleich auf ein anderes Thema brachte.  
      „Pongo heute ,Todesweg' gesehen. Drei alte Bäume dort, wie Ingenieur angegeben. Pfad sehr verwildert, Pongo nichts Besonderes bemerkt."  
      „Hast du dir die Stelle angesehen, Pongo, an der Lagens den Toten fand?" fragte ich. Pongo nickte.  
      „Pongo dort gewesen, aber nichts mehr gefunden. Pongo fühlen, daß beobachtet werden, aber kein Mensch weit und breit da sein."  
     
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher