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Rolf Torring 107 - Lola Montua

Rolf Torring 107 - Lola Montua

Titel: Rolf Torring 107 - Lola Montua
Autoren: Hans Warren
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schüttelte der Kommandant immer wieder den Kopf. Plötzlich streckte er uns die Hände entgegen:  
      „Beinahe hätte ich in all der Aufregung vergessen, mich bei Ihnen herzlichst zu bedanken! Herr Leutnant, übernehmen Sie hier das Kommando! Und nun, Herr Torring und Herr Warren, führen Sie mich bitte zu meiner Frau!"  
      Pongo schritt uns voraus zu dem Baum, in dessen Krone er das Laublager aufgeschlagen hatte. Geschickt kletterte er empor und trug Frau Jane und die Dienerin Simba nach unten.  
      Wir wollten nicht Zeuge der Begrüßung des Ehepaares nach so langer Trennung sein und gingen auf die Lichtung zurück.  
      Die Soldaten hatten inzwischen auch die Ansiedlung der Biskhots besetzt, nahmen aber keinen der Eingeborenen gefangen, die in respektvoller Entfernung standen.  
      Erst nach einer halben Stunde erschien der Kommandant mit seiner Frau wieder. Er ließ die Eingeborenen zusammenrufen und hielt ihnen eine kurze, aber eindringliche Strafpredigt.  
      Dann baute Pongo eine Art Sänfte aus Ästen und belaubten Zweigen, um Frau Jane nicht zu Fuß den weiten Marsch zurücklegen lassen zu müssen. Als alles zum Aufbruch fertig war, rief der Kommandant die Soldaten zusammen. Der Rückmarsch begann. Die erste Pause wurde erst nach drei Stunden eingelegt, weil Montua schon ein ganzes Stück von der Ansiedlung der Biskhots entfernt sein wollte, ehe er sein Lager aufschlagen ließ.  
      Vier Tage später trafen wir ohne Zwischenfall in Soerabaja ein. Kapitän Hoffmann, nach dem wir uns sofort erkundigten, war noch nicht wieder aufgetaucht. Wir mußten also nach ihm suchen.  
      Der Kommandant schlug eine Durchsuchung des Hauses des Kaufmanns Liziona vor, Rolf aber lehnte ab, da er befürchtete, daß Hoffmann dabei etwas geschehen könnte, wenn er bei dem Kaufmann gefangengehalten werden sollte.  
      Rolf und ich beschlossen, mit Pongo noch einmal dem Garten und dem Keller der Tempelruine einen Besuch abzustatten.  
      Die Nacht war stockdunkel, da der Mond sich hinter Wolken verborgen hielt, als wir durch die dunkle Seitengasse in den Garten des Kaufmanns Liziona eindrangen. Am Tempel warteten wir bis Mitternacht, ob sich etwas ereignen würde. Aber kein Mensch ließ sich sehen.  
      »Eindringen!" meinte Rolf kurz.  
      Diesmal würden wir die Tür zur Tempelruine öffnen können, da wir das nötige Werkzeug mitgebracht hatten. Ich nickte.  
      Das Schloß gab bald nach. Während Pongo am Eingang zurückblieb, stiegen wir eine alte Treppe in die Kellerräume hinunter.  
      Unten angelangt, ließen wir die Taschenlampen aufblitzen und sahen eine zweite Tür vor uns, die wohl die Kellerräume von der Treppe trennte.  
      Auch die zweite Tür ließ sich schnell und ohne Schwierigkeit öffnen. Wir betraten die Kellerräume. Aber — da wurde uns so überraschend ein Sack über den Kopf gezogen, daß wir keine Zeit fanden, uns zu verteidigen. Wenige Minuten später lagen wir, zu wehrlosen Bündeln zusammengeschnürt, am Boden.  
      Der Sack war so dicht, daß ich kaum atmen konnte. Ich mochte eine halbe Stunde gelegen haben, als ich aufgehoben, fortgetragen und unsanft wieder zur Erde hinab gelassen wurde. Dann zog man mir den Sack vom Oberkörper fort.  
      Ich blinzelte in das helle Licht einer Lampe, die über einem langen Tisch angebracht war, an dem etwa zwanzig Menschen saßen, die mich höhnisch angrinsten: die Bettler von Soerabaja.  
      Gleich darauf wurde Rolf hereingetragen und von der Umhüllung befreit.  
      Die Hände hatte man uns auf dem Rücken gefesselt. Wir mußten auf Sesseln vor dem Tisch Platz nehmen. Dann öffnete sich eine Seitentür, durch die — Lola Montua und Liziona den Raum betraten. Die Bettler erhoben sich und warteten still, bis das Paar auf erhöhten Sitzen Platz genommen hatte.  
      Lola Montua stand auf und sprach Rolf und mich mit harter Stimme an:  
      „Wir haben Sie heute hier erwartet und alles zu Ihrem Empfang vorbereitet. Wenn die Polizei vor Ihnen eingetroffen wäre, würde Kapitän Hoffmann, der sich in unserer Gewalt befindet, es mit dem Leben bezahlt haben. Jetzt kann er mit Ihnen zusammen sterben, als Strafe dafür, daß Sie sich in die Angelegenheiten Montua gemischt haben.  
      Ich bin die Herrscherin über die Gilde der Bettler. Vor acht Jahren habe ich Kaufmann Liziona geheiratet, um Rache an Jane Montua zu nehmen.  
      Ich erzähle Ihnen das, damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben, ehe Sie sterben müssen.
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