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Rolf Torring 105 - Eine seltsame Nachricht

Rolf Torring 105 - Eine seltsame Nachricht

Titel: Rolf Torring 105 - Eine seltsame Nachricht
Autoren: Hans Warren
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ihrer nächsten Nähe stand, und hoffte nur, daß ihm das Trommelfell nicht platzte.  
      „Wir hätten gern etwas zu trinken!" schrie Rolf ihr entgegen.  
      „Was wünschen Sie, mein Herr? Sie dürfen nicht so leise sprechen! Genieren Sie sich nicht! Sie sind im "Brüllaffen", da kann jeder seine Wünsche klar und deutlich aussprechen!"  
      Rolf nahm seine ganze Lungenkraft zusammen und schrie die Wirtin an.  
      „Warum nicht gleich so, mein Herr?" lächelte die Frau. „Jetzt habe ich Sie deutlich verstanden. Sie wollen etwas zu essen haben, nicht wahr?"  
      Rolf war verdutzt. Sollte er noch einmal so brüllen? Mir taten seine Lungen leid. Deshalb stand ich auf, ergriff das Glas des einsamen Gastes mit dessen Erlaubnis und hielt es der Frau vor die Augen.  
      „Ah, trinken wollen die Herren! Warum sagen Sie das nicht gleich?"  
      Sie watschelte hinaus, um das Verlangte zu holen.  
      Der einsame Gast benutzte die Gelegenheit, daß ich sein Glas ergriffen hatte, um sich vorzustellen:  
      „Ich heiße August Müller, Professor August Müller," sagte er.  
      August Müller — das klang vertraut, das war, als wenn plötzlich ein Stück Heimat vor mir auftauchte. Lachend drückte ich ihm die Hand und wechselte von der englischen zur deutschen Sprache hinüber.  
      „Wir sind Landsleute, mein Herr — Verzeihung, Herr Professor. Ich heiße Hans Warren, das ist mein Freund Rolf Torring. Hier ist Kapitän Hoffmann, auch ein Deutscher."  
      Professor Müller drückte uns die Hand und sagte erfreut:  
      „So also sehen die Herren Torring und Warren aus! Ja, ich habe schon viel über Sie in Zeitungen und Zeitschriften gelesen. Ein Glück, daß ich Sie hier treffe. Sie müssen mit mir kommen! Ich bewirtschafte ganz in der Nähe eine kleine Plantage, die ich vor drei Jahren erworben habe. Ich muß Sie meiner Frau vorstellen. Hildegard wird sich freuen, wenn Sie ihr etwas von Ihren Reisen erzählen."  
      Der kleine Professor, figürlich ganz das Gegenteil zu unserer Wirtin, klein und schmal, eine Schneidergestalt, aber mit schönen Augen in einem klugen Gesicht, war ganz aus dem Häuschen.  
      „Wie weit ist es denn bis zu Ihrer Plantage?" fragte Rolf lächelnd auf die enthusiastische (begeisterte) Bitte unseres Landsmannes.  
      „Eine halbe Stunde zu Pferde, meine Herren. Tun Sie mir den Gefallen und kommen Sie mit! Ich würde mich wirklich sehr freuen!"  
      Das kleine Wörtchen „sehr" betonte er überstark.  
      Die Walküre hatte inzwischen den Wein gebracht und fragte mit Donnerstimme, ob wir sonst noch Wünsche hätten. Rolf schüttelte den Kopf, darauf zog sie wie eine Lokomotive pustend ab.  
      „Das ist also der Brüllaffe, nach dem das Lokal benannt ist?" erkundigte ich mich bei dem kleinen Professor.  
      „Jawohl, Herr Warren!" lachte August Müller, schaute zu Rolf hinüber, kniff ein Auge zu und fragte noch einmal: „Die Herren reiten also mit zu mir?"  
      „Unser Ziel ist die Plantage des Hauptmanns Larren," sagte Rolf. „Wenn wir keinen zu großen Umweg machen, wollen wir Ihnen die Bitte nicht abschlagen, Herr Professor."  
      „Sie müssen an meiner Plantage fast vorbei, wenn Sie zu Larren wollen," erwiderte Professor Müller. "Von mir bis zu Larren reiten Sie nur noch eine gute halbe Stunde, bei mäßigem Trab."  
      „Wir kommen bei Ihnen vorbei, Herr Professor," entschied Rolf, „müssen Sie aber insoweit enttäuschen, als wir uns nicht lange aufhalten können, denn wir möchten abends wieder in Batavia sein."  
      „Sind Sie, sind Sie!" freute sich Professor Müller. "Ich mache Sie mit meiner Frau bekannt und zeige Ihnen rasch meine Sammlungen. Ich bin Zoologe und nur hierher übergesiedelt, weil sich mein Neffe hier angesiedelt hatte und mir das Land in den herrlichsten Tönen pries. Ich bekam plötzlich Lust, ebenfalls Plantagenbesitzer zu werden, und habe es bis heute noch nicht bereut. Es ist zwar etwas einsam hier, aber die Plantagenbesitzer besuchen einander öfter, und dabei geht es immer recht lustig zu. Alle vierzehn Tage treffen wir uns bei Mutter Dietsch im 'Brüllaffen'. Sie ist Holländerin und versteht auch Deutsch. Hoffentlich bleiben Sie etwas länger in der Gegend, meine Herren, daß Sie einmal zu unserem Stammtisch kommen können!"  
      „Das werden wir herzlich gern, Herr Professor, vorausgesetzt, daß wir so lange hier bleiben. Das hängt nicht ganz von uns ab. Wir müssen, wie gesagt, erst einmal mit
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