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Rolf Torring 105 - Eine seltsame Nachricht

Rolf Torring 105 - Eine seltsame Nachricht

Titel: Rolf Torring 105 - Eine seltsame Nachricht
Autoren: Hans Warren
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Wir folgten Ihm bis zu den Felsenklippen, die wir erstiegen, nachdem wir die Pferde unten an ein paar Bäumen angebunden hatten. Der schwarze Riese führte uns ein Stück in die Klippen hinein und zeigte uns eine Höhle, die nach seiner Meinung bis vor kurzem noch ein Mensch bewohnt haben mußte. Wir untersuchten die nicht sehr große Höhle, fanden darin aber nur ein primitives Laub- und Graslager. Sollte hier der „unheimliche Gast" gehaust haben?  
      Als wir wieder im Gasthaus waren, betraten wir einzeln die Küche und stiegen von da aus in den Keller hinunter, nachdem wir uns überzeugt hatten, daß uns niemand beobachtete. Pongo blieb in seinem Zimmer, von dessen Fenster aus er, da sein Zimmer in einem kleinen Seitenanbau lag, den Kellereingang vom Hofe her gut übersehen konnte.  
      Frau Dietsch hatten wir nicht entdecken können, obwohl wir, als wir zurückkamen, ziemlich laut nach ihr gerufen hatten. Rolf führte uns im Keller durch einen langen Gang. Sicher hatte Frau Dietsch ihm die Örtlichkeit genau beschrieben, denn er tat so, als ob er hier zu Hause wäre, und öffnete am Ende des Ganges eine dicke Eichentür, hinter der wieder ein paar Stufen noch tiefer hinabführten.  
      Unten angekommen, fanden wir eine gleiche Tür vor, öffneten sie und traten in einen ganz behaglich eingerichteten Raum. Wir schalteten die Taschenlampen ein und schauten uns im Raume um, der wohl als eine Zufluchtsstätte gedacht war, falls den Hausbewohnern einmal Gefahr drohte.  
      Von der Decke hing eine Petroleumlampe herab, die ich anzündete. Jetzt konnten wir uns den Raum genauer ansehen. Man würde es in ihm gut ein paar Tage ausgehalten haben, wenn die Sauerstoffzufuhr in Ordnung war. Überall lagen Teppiche, Kissen und Decken. In der Mitte des Raumes stand ein runder Tisch; sechs Stühle luden zum Sitzen ein. Längs der hinteren Wand waren zwei Ruhebetten aufgestellt, die anscheinend oft benutzt wurden.  
      Schweigend warteten wir, nachdem wir am Tische Platz genommen hatten, auf das Erscheinen der Wirtin. Eine Falle vermuteten wir nicht und machten uns deshalb über das Ausbleiben der Wirtin weiter keine Sorgen.  
      Nach einer halben Stunde hörten wir, daß sich jemand an der einen Wand zu schaffen machte. Ein großer Teppich, der dort befestigt war, wurde zur Seite geschoben, und die massige Gestalt unserer Wirtin erschien.  
      Sie bedankte sich, daß wir ihrer Einladung Folge geleistet hatten, und sprach dabei ganz leise, als ob sie auch hier Lauscher befürchtete.  
      „Ich habe leider zu spät erfahren, wer Sie sind, meine Herren, sonst hätte ich Ihnen gestern schon einen Wink gegeben. In unserer Gegend treibt sich ein Mann umher, den wir den 'unheimlichen Gast' nennen. Das wissen Sie ja. Sie werden sich gewundert haben, daß ich mich schwerhörig stelle, ich habe seit Jahren meine Gründe dafür. Ich will alles hören, was meine Gäste miteinander besprechen, nicht aus Neugier, sondern in ganz bestimmter Absicht. Ich fürchte nämlich immer noch, daß mein geschiedener Mann, der zu einer Zuchthausstrafe verurteilt wurde, hierher zurückkehren könnte, um mich zu zwingen, das Leben an seiner Seite wieder aufzunehmen. Ich habe eine Tochter, die jetzt achtzehn Jahre ist und die ich stets, aus Furcht vor meinem Manne versteckt hielt. Glauben Sie nun nicht, daß ich sie irgendwo im Keller eingeschlossen halte, nein, meine Tochter bewohnt in der Nähe im Walde ein nettes kleines Haus und besucht mich nur jede Woche einmal nachts ganz heimlich.  
      Sie können sich meine Angst vorstellen, als der unheimliche Mann in der Gegend auftauchte. Wir wissen ja bis heute noch nicht, was er eigentlich will, aber meine Angst wurde so groß, daß ich meine Tochter zu mir nahm und sie nun tatsächlich hier im Nachbarkeller verborgen halte."  
      Als Frau Dietsch eine Pause machte, fragte Rolf:  
      „Was für Beobachtungen haben Sie sonst noch gemacht? Sie deuteten es heute mittag nur kurz an."  
      „Vor etwa zehn Tagen kehrte eines Mittags ein Gast hier ein, der einen merkwürdigen Eindruck auf mich machte. Er bestellte eine Kanne Wein und versuchte, mich über die Familienverhältnisse der umwohnenden Plantagenbesitzer auszuhorchen. Dank meiner angeblichen Schwerhörigkeit brauchte ich ihm keine Auskunft zu geben. Immer mußte ich, wenn ich den Gast sah, an den unheimlichen Mann denken, der vor drei Monaten zum ersten Male hier auftauchte. Ich wollte schon annehmen, daß er es selber sei, als
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