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Rolf Torring 099 - Das Piratenschiff

Rolf Torring 099 - Das Piratenschiff

Titel: Rolf Torring 099 - Das Piratenschiff
Autoren: Hans Warren
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bei amtlichen Stellen wenig nützen. Wir hatten den Beweis gegen ihn in der Hand. Ich wollte von ihm durch eindringliche Fragen den derzeitigen Aufenthalt unserer Freunde wissen, aber Lu Hong schwieg beharrlich.  
      Er senkte den Kopf. Auch als ich ihn anschrie, sagte er nichts. Da hob ich sein Kinn in die Höhe —  Lu Hang weilte nicht mehr unter den Lebenden: er hatte Gift genommen. Das war der deutlichste Beweis seiner Mittäterschaft.  
      Balling war inzwischen mit dem Paket an Deck geeilt. Als ich nach kurzer Zeit neben ihm stand, hatte er den uns folgenden Polizeikutter schon durch Lichtsignale verständigt. Der Kutter legte in wenigen Minuten längsseits an. Leutnant Wellwood kam an Bord. Ihm berichteten wir das Erlebnis, das wir eben hatten.  
      Der Leutnant war erstaunt, er hätte Lu Hang nie etwas Böses zugetraut. Als er das Paket untersuchte, mußte er zugeben, daß es sich tatsächlich um eine kleine Höllenmaschine handelte. In weitem Bogen warf er das Paket über Bord ins Meer.  
      Dann besichtigte er die Kajüte, in der Lu Hang tot im Sessel saß. Wir mußten ihn einstweilen dort lassen und verschlossen die Tür. Der Leutnant kehrte auf seinen Kutter zurück  
      Wir ließen die Motoren wieder anwerfen, nachdem wir das Rennboot des Chinesen ins Schlepptau genommen hatten.  
      Als ich wieder neben Balling auf der Brücke stand, sagte er in seiner ruhigen Art zu mir:  
      „Wollen wir zwei mit dem Rennboot vorausfahren, Herr Warren? Wir brauchten dann auf das Schiff mit den Schornsteinattrappen keine Rücksicht zu nehmen. Wenn die Seeräuber das Geknatter des kleinen Bootes hören, nehmen sie an, Lu Hang kommt."  
      Ich fand den Einfall gut. Das Rennboot trug vier Personen und hatte eine winzige Kajüte. Wir beschlossen, noch Pongo mitzunehmen.  
      Vielleicht gelang es uns auf diese Art, uns in den Besitz des Seeräuberschiffes zu setzen.  
      Balling schlug mir vor, daß ich mich als Chinese verkleiden sollte, dann würde die Täuschung noch vollkommener sein.  
      Ich sagte Pongo Bescheid und ging mit ihm in die große Kajüte, wo wir Lu Hang vom Sessel banden und ihm das Obergewand abstreiften, das ich anzog.  
      Mit Balling und Pongo kletterte ich in das Rennboot, nachdem wir die Führung der Jacht dem ersten Matrosen Malgrens anvertraut hatten, der sie hinter uns herfahren sollte.  
     
     
     
     
      5. Kapitel Der Untergang des Piratenschiffes  
     
      In schneller Fahrt schoß das Boot in die Dunkelheit hinein. Obwohl wir keine ausgebildeten Seefahrer waren, hofften wir, das geheimnisvolle Schiff bald zu erreichen. Nach meiner Berechnung würden wir vier Stunden brauchen, um es einzuholen, wenn es tatsächlich den Kurs gefahren war, den wir vermuteten.  
      Großen und kleinen Schiffen begegneten wir und überholten sie, aber keines hatte Ähnlichkeit mit dem Schiff, das wir suchten.  
      Gegen 21 Uhr waren wir von Singapore abgefahren, jetzt war es bald Mitternacht. Wir mußten uns beeilen, wenn wir das Schiff vor Morgengrauen erreichen wollten.  
      Balling unterbrach zuerst das Schweigen: „Wollen wir den Seeräuber in der Dunkelheit stellen oder erst nach Tagesanbruch?"  
      „Die Nacht scheint mir besser geeignet, Herr Balling. Ich befürchte nur, daß wir an unserem Ziel vorbeifahren, wenn der Seeräuber keine Lichter gesetzt hat."  
      „Ganz in der Nähe wird es keine Verstecke geben, Herr Warren, sonst könnten wir vielleicht tagelang suchen."  
      „Ich muß gerade an den Dampfer denken, der uns auf der Fahrt nach Singapore folgte und bei der Insel Salang verschwand, Herr Balling. Ob er in einem Zusammenhang mit dem Seeräuberschiff steht? Vielleicht müssen wir dort suchen,"  
      „Wenn wir dem Seeräuber in der Malakkastraße nicht begegnen, Herr Warren, schlage ich vor, auf die Jacht zu warten und nach Salang zu fahren. Dort müssen wir allerdings das ganze Inselreich absuchen."  
      Stunde um Stunde verrann. Wir beobachteten das dunkle Wasser vor uns und schwiegen. Von dem Seeräuberschiff war nichts zu sehen, obwohl wir es nach meiner Berechnung längst hätten einholen müssen, wenn wir auf dem richtigen Kurs lagen.  
      Der Morgen war nicht mehr fern; wir hätten nichts erreicht. Ich ließ das Boot deshalb langsamer laufen und hielt auf die Küste der Malayischen Halbinsel zu. Seit unserer Abfahrt aus Singapore hatten wir fünfhundert Kilometer zurückgelegt und mußten bald die Insel Pulo Pinang sehen, die die
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