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Rolf Torring 087 - Der Krokodil-Gott

Rolf Torring 087 - Der Krokodil-Gott

Titel: Rolf Torring 087 - Der Krokodil-Gott
Autoren: Hans Warren
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zu müssen.  
      Da klang — ganz unerwartet — ein Stöhnen auf. Was war geschehen? Als ich die Augen aufschlug, sah ich, daß Jack hintenüber geschlagen war.  
      „Das hättest du erleben müssen, Hans," meinte Rolf. "Im entscheidenden Augenblick hast du gerade die Augen geschlossen. Pongo ist ruhig auf dem Hocker sitzengeblieben und hat, als Jack den letzten Schritt nähertrat, nur seine Beine in waagerechte Lage hochgerissen. Jack hatte das nicht erwartet und ist dagegen gelaufen."  
      Reglos lag Jack am Boden.  
      „Ist er tot, Rolf?" flüsterte ich.  
      „Sicher nur betäubt," meinte Rolf. „Trotzdem wird er sich hüten, sich wieder an Pongo zu vergreifen."  
      Unsere beiden Wächter hatten sich inzwischen wieder erhoben. Sie blickten fast ängstlich zwischen uns und dem am Boden liegenden Jack hin und her.  
      „Hast du so etwas schon erlebt, Snowdon?" fragte murmelnd der eine der beiden seinen Kollegen. „Ich hätte keinen Penny mehr für das Leben des Schwarzen gegeben."  
      Hinkend und sich die Seite vor Schmerzen haltend, betrat Tom, der Anführer der Bande, das Blockhaus. Als er uns unverletzt auf unseren Hockern sitzen, dafür Jack am Boden liegen sah, schüttelte er nur den Kopf und murmelte:  
      „Die Zeitungen haben also nicht übertrieben, als sie von Pongos übermenschlicher Kraft erzählten."  
      „Es schadet nichts, daß er einmal seinen Meister gefunden hat," sagte Snowdon, der sich über Jack gebeugt hatte.  
      „Tragt ihn ins andere Haus hinüber," ordnete Tom, der Anführer der Bande, an. „Gut, daß alles so gekommen ist. Sein Jähzorn hat uns schon manchmal in gefährliche Situationen gebracht. Wenn er wütend ist, richtet er sich auch gegen uns. Ich wäre froh, wenn wir ihn los wären."  
      Die beiden Wächter trugen Jack hinaus, der — ohne zu erwachen — ab und zu grässlich stöhnte. Tom trat an uns heran und sagte:  
      „Ich freue mich, meine Herren, daß der Angriff Jacks so glimpflich für Sie abgelaufen ist. Ich werde ihn auf Geschäftstour schicken, wenn er sich erholt hat. Dann sind wir ihn für eine Weile los. Nun zu uns, beziehungsweise zu Ihnen. Ich habe mir überlegt, wie wir zu einer Einigung kommen könnten. Ein halbes Jahr lang hält uns unsere Tätigkeit noch auf der Insel hier fest. Solange müßte ich Sie als Gefangene hier behalten. Wenn Sie mir Ihr Ehrenwort geben, daß Sie unserem Geheimnis nicht nachspüren und alles unterlassen, was zu unserer vorzeitigen Entdeckung hier führen könnte, will ich Ihnen die Freiheit wiedergeben. Das kann ich bei meinen Kollegen durchsetzen."  
      „Viel verlangt," sagte Rolf ruhig. „Ich glaube, es ist auch besser, wenn Sie erst mit Ihren Kollegen reden. Vielleicht hat der eine oder der andere einen besseren Vorschlag."  
      „Das glaube ich nicht. Wir sind vor Ihnen nur sicher, wenn Sie uns das Versprechen geben, das ich Ihnen vorschlug. Ihnen kann es doch gleichgültig sein, was wir hier treiben. Wir morden nicht, wir stehlen nicht. Wir machen nur Versuche, die unser Geheimnis bleiben sollen."  
      „Ich werde es mir überlegen und mit meinem Freund besprechen," erwiderte Rolf. „Sie haben vorhin zu Jack gesagt, daß am heutigen Abend alle Ihre Leute hier zusammenkommen. Sprechen Sie mit ihnen die Sache durch. Inzwischen werden wir unseren Entschluß gefaßt haben. Sie müssen bedenken, daß uns das geforderte Versprechen große Überwindung kosten würde. Eine Bitte darf ich wiederholen, damit die Zeit bis zum Abend etwas ausgefüllt ist: darf ich den Brahmanen Gowida kennen lernen? Ich sagte Ihnen ja, daß nur er uns interessiert und zu der verunglückten Expedition veranlaßt hat."  
      „Was haben Sie an dem alten Narren?!" rief Tom lachend. „Gewiß, es sieht geheimnisvoll aus, wenn er auf seinem Krokodil durch die Fluten reitet, aber da gewöhnt man sich daran. Es gibt so viele Dinge zwischen Himmel und Erde, die geheimnisvoll scheinen. Vielleicht sind sie es in Wirklichkeit gar nicht, wenn man hinter die Kulissen des Lebens schauen kann. Gowida hat das Tier gezähmt. Das ist in diesem Falle das ganze Kunststück. Er wohnt drüben auf dem Festland in einem kleinen Tempel, der an einen Teich stößt, in dem es von Krokodilen wimmeln soll. Alle Alligatoren dort sollen Gowidas Befehl gehorchen. So sagt er. Ich habe noch keine Gelegenheit gehabt, die Probe aufs Exempel zu machen. Vermutlich füttert er die Tiere gut. Da ist es nur natürlich, daß sie
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