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Rolf Torring 087 - Der Krokodil-Gott

Rolf Torring 087 - Der Krokodil-Gott

Titel: Rolf Torring 087 - Der Krokodil-Gott
Autoren: Hans Warren
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haben Sie unseren treuen schwarzen Gefährten Pongo."  
      Der Alte blickte mich an. Mich durchlief es eisig, als ich die großen, ernsten Augen mit dem zwingenden Blick auf mich gerichtet sah. Die Augen schienen bis auf den Grund der Seele schauen zu können.  
      Der Alte nickte und wandte sein Gesicht Pongo zu. Auch ihn blickte er lange an, dann sagte er:  
      „Sie haben gute Menschen bei sich, Herr Torring. Sie dürfen mir vertrauen. Sonst können Sie in schwere Gefahren kommen."  
      „Ich glaube Ihren Worten," bestätigte Rolf. „Ich weiß zwar nicht, wie Sie die Europäer hier vertreiben wollen oder wie Sie es verhindern können, daß sie Hand an uns legen, aber ich überlasse alles Weitere Ihnen."  
      „Das freut mich," sagte der Alte und nickte mit dem Kopfe. „Der Sergeant kann Sie von der Insel abholen, wenn die Europäer, die mich so lange betrogen haben, geflohen sind. Sie können dann in Ruhe dem Geheimnis der Männer nachspüren, die sicher nie wieder hierherkommen werden. Auch mich werden Sie dann nicht wiedersehen, Sahibs. Ich habe hier eine so große Enttäuschung erlebt, die ich kaum schnell, vielleicht überhaupt nie verwinden werde. Ich werde mein Leben in der Einsamkeit und Abgeschiedenheit beschließen, nur von meinen getreuen Krokodilen umgeben. Sollten Sie meinen Tempel zufällig einmal finden, rufen Sie dreimal laut meinen Namen, dann werden Sie ungehindert eintreten können."  
      „Ich danke Ihnen, Gowida," sagte Rolf. „Darf ich noch bemerken, daß die Schuld der Männer auf der Insel meines Erachtens nicht sehr groß ist. Ihre Sinne sind dem Reichtum zugewandt. Sie sind nicht reif für die Wunder und Geheimnisse des Sonnenlandes Indien."  
      Ein Lächeln umspielte den Mund des alten Brahmanen, das das Gesicht verschönte.  
      „Sahib, ich sehe, daß Sie ein gutes Herz haben," sagte er nach einer kurzen Pause. „Ich werde die Leute nach Möglichkeit schonen. Aber auf die Insel werden sie nicht zurückkommen. Sollten sie sich aber wehren, weiß ich den Ausgang nicht, den die Vertreibung nehmen wird. Sagen Sie es den Herren! Vielleicht glauben sie Ihnen mehr als mir."  
      „Wie lange wird es dauern, bis Sie die Leute vertreiben und uns befreien?" fragte Rolf.  
      „Mein Krokodil holt mich nach Einbruch der Dunkelheit ab," sagte Gowida. „Dann wird es noch eine knappe Stunde dauern. Sagen Sie bitte den Männern, sie sollen ihre Boote, die im Dickicht am Ufer versteckt liegen, bereithalten. Sie werden nicht viel Zeit zur Flucht haben. Ihnen wird nichts geschehen. Ich werde Sie meinen Getreuen kenntlich machen."  
      Der alte Brahmane trat dicht an Rolf heran und streckte die Hand aus.  
      „Halt, zurück, Alter" rief Snowdon rau und trat schnell heran. „Du willst die Gefangenen wohl befreien! Das gibt es . . ."  
      Er brach mitten im Satz ab und stand reglos da Gowida hatte ihn nur kurz angeblickt. Der Blick übte eine lähmende Wirkung auf Snowdon aus. Er konnte nicht einmal mehr den halb geöffneten Mund schließen.  
      Da sprang sein Kollege Kell heran, riß die Pistole aus dem Gürtel und rief:  
      „Zurück, Alter! Das geht auf keinen Fall! Du kannst Ihnen erzählen, was du willst, aber . . ."  
      Ich mußte fast lächeln, als Gowida ihn mit dem gleichen Blick anschaute wie seinen Kollegen. Auch Kell blieb regungslos stehen, die Pistole bis zur Hüfte erhoben.  
      Ruhig wandte sich der alte Brahmane von den Wächtern ab, streckte beide Arme aus und strich langsam über Rolfs Beine und Arme. Dasselbe tat er bei mir und bei Pongo. Dann trat er zurück und sagte mit einem fast feierlichen Ton in der Stimme:  
      „Ich hätte Sie jetzt befreien können, Sahibs, aber dann würden die Leute, die mich so lange verspottet haben, die Insel vielleicht sofort verlassen, da sie befürchten müßten, daß Sie die Polizei alarmieren. Ich will ihnen meine Macht zeigen. Vielleicht urteilen sie dann anders über mich. Ich würde mich freuen, wenn Sie meinen Tempel fänden. Der Weg dorthin ist mit Gefahren verbunden, die nur ein aufrichtiger und tapferer Mann bestehen kann. Möge es Ihnen stets wohl ergehen, Sahibs!"  
      Gowida hob beide Arme gegen uns. Mir war in dem Augenblick ganz feierlich zumute, denn der Alte machte einen so ehrwürdigen Eindruck, daß ich mich seinem Einfluß nicht entziehen konnte.  
      Langsam wandte er sich ab und verließ das Blockhaus, in dem er so geräuschlos aufgetaucht war, daß ich sein Kommen gar nicht
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