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Rolf Torring 087 - Der Krokodil-Gott

Rolf Torring 087 - Der Krokodil-Gott

Titel: Rolf Torring 087 - Der Krokodil-Gott
Autoren: Hans Warren
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„Hat der Alte ein Gift, das er den Menschen anspritzt? Solltet ihr recht gehabt haben, Kell und Snowdon?"  
      „Dann hätten wir auch gelähmt sein müssen," sagte Rolf ruhig. „Nein, Gowida ist ein Meister der Hypnose. Er braucht dazu nicht die Hand auf die Stirn des zu Hypnotisierenden zu legen. Seine Willenskraft und sein Blick sind so stark, daß es ihm auch auf die Entfernung gelingt, die Menschen in die bewußte Starre zu versetzen, die solange anhält, bis er den Bann zurückzieht, bis er die Menschen wieder aufwachen läßt. Gowida hat Ihnen damit erst einmal einen kleinen Beweis seiner Macht über Menschen gegeben. Jetzt werden Sie einsehen, daß Sie ihn gar nicht fangen können, wie Sie es vorhatten. Beherzigen Sie meine Warnung! Halten Sie die Boote zur Flucht bereit! Das ist das einzige, was ich Ihnen noch einmal eindringlich raten kann. Ihre Rolle auf der Insel ist ausgespielt. Empfinden Sie es als ein Glück, daß Gowida das Geheimnis, dem Sie hier nachgegangen sind, nicht interessiert, daß er die Insel nur als sein Eigentum betrachtet und nicht möchte, daß Sie länger hier leben. Sie haben es sich selbst zuzuschreiben, daß Sie vertrieben werden. Hätten Sie über Gowidas Worte und Lehre nicht heimlich gelacht! Hätten Sie ihn nicht für Ihre dunklen Zwecke mißbraucht! Sie hätten sich besser vorsehen sollen!"  
      „Eigenartig!" meinte der Anführer. „Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich danke Ihnen für die Warnung, Herr Torring. Ich werde die Boote klarmachen lassen. Aber ich werde trotzdem zunächst versuchen, den Alten zu fangen.  
      Das wäre ja noch schöner, wenn wir als aufgeklärte Europäer, die schon so manche aufregende Sache hinter sich haben, durch die Blicke eines alten Inders einfach außer Gefecht gesetzt würden. Sowas gibt es gar nicht! Vielleicht war es doch keine Hypnose, sondern ein Gift, gegen das Sie, meine Herren, immun sind. Draußen im Freien wird es anders sein. Also, Kell und Snowdon, paßt gut auf! Ihr habt die Verantwortung für die Gefangenen!"  
      „Sie könnten uns etwas zu essen bringen lassen, Tom," schaltete Rolf auf ein anderes Thema um „In unserem Boot liegt genügend Proviant."  
      „Selbstverständlich, meine Herren!" rief Tom ohne Zögern.  
      Er verließ das Haus, warf aber unter der Tür noch einen erstaunten Blick auf das seitwärts von uns liegende Fenster. Trotz der offen zur Schau getragenen Zuversicht schien das Erlebnis, das ihm Gowida bereitet hatte, seine Wirkung nicht ganz zu verfehlen.  
      Nach zehn Minuten betrat ein Maskierter das Blockhaus, er brachte uns Essen und einen Krug leichten Palmweins. Unsere Wächter fütterten uns wie die Kinder, denn sie wagten nicht, uns die Fesseln für die Zeit des Essens abzunehmen, obwohl wir waffenlos waren. Vielleicht dachten sie an Gowida und seinen lähmenden Blick. Wir ließen es uns auch so gut schmecken.  
      Meine Gedanken beschäftigten sich bald damit, wie der alte Inder die Europäer von der Insel vertreiben wollte. Wenn er in Nawanagar eine größere Zahl Anhänger besitzen sollte, würde Sergeant Hollay uns etwas davon gesagt haben. Gowida lebte aber als Einsiedler. Wenn nicht die Krokodile mit den Getreuen gemeint gewesen waren, wußte ich nicht, wo er eine genügend große Anzahl Hilfskräfte in der Eile hernehmen wollte, die ausreichten, die Europäer von der Insel zu vertreiben.  
      Nach dem Essen meinte ich zu Rolf in deutscher Sprache:  
      „Bist du nicht neugierig, was Gowida unternehmen wird?"  
      „Ich rechne bestimmt damit, daß er mit seinen Krokodilen kommt," antwortete Rolf. „Eine solche Schlacht haben wir noch nicht erlebt, wie sie sich hier entwickeln wird, wenn die Maskierten Widerstand leisten sollten und die Insel nicht sofort räumen. Klug wäre es von ihnen, abzufahren, noch ehe Gowida mit seinen Getreuen zurückgekehrt ist."  
      Damit war das Thema für Rolf und mich einstweilen erledigt. Es hatte keinen Zweck, sich weitere Gedanken über die Dinge zu machen, die wir von uns aus gar nicht beeinflussen konnten. Wir konnten nur in Geduld abwarten, was sich ereignen würde. So fand ich es ganz natürlich, daß Rolf, der immer für das Praktische war, plötzlich sagte:  
      „Hans, ich werde versuchen, etwas zu schlafen. Ich rate dir, dasselbe zu tun. Wenn man sich gegen die Wand lehnt, sitzt man gar nicht unbequem."  
      Dabei lehnte sich Rolf schon zurück und schloß die Augen. Ich kannte ihn gut genug, um zu
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