Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 084 - Der Geisterzug

Rolf Torring 084 - Der Geisterzug

Titel: Rolf Torring 084 - Der Geisterzug
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
gerichtet.  
      Ich räusperte mich leise. Die Stille lastete unerträglich auf mir.  
      Da reckte der Alte den Körper ein wenig empor.  
      Mit tiefer, wohlklingender Stimme fragte er in fast akzentfreiem Englisch:  
      „Wer ist zu mir gekommen?"  
      „Zwei Deutsche und ihr schwarzer Freund, Herr!" antwortete Rolf. "Wir suchen nach fünf englischen Polizisten, die verschwunden sind,"  
      Der Greis schlug mit einem zierlichen goldenen Hammer auf einen schimmernden goldenen Gong, der dicht neben ihm hing. Als der helle Ton verklungen war, rauschte es neben und hinter uns.  
      Inder waren aufgetaucht, hohe, kräftige Gestalten, die Dolche in den Händen hielten. Die Dolchspitzen — das konnte ich im Mondschein deutlich erkennen — wiesen eine eigenartige Färbung auf.  
      Da sagte der Greis:  
      „Die Dolche meiner Leute sind vergiftet. Es handelt sich um ein Gift, gegen das es keine Rettung gibt. Wagen Sie deshalb keinen Widerstand! Erzählen Sie mir genau, wie Sie den Weg hierher gefunden haben."  
      Rolf erzählte ehrlich, wie wir dazu gekommen waren, uns um den Geisterzug zu kümmern. Als er geendet hatte, trat ein junger Mann in kostbarem Gewande an den blinden Greis heran und flüsterte ihm etwas zu.  
      „Sie sind tapfere Männer," sagte der Greis. "Unser Späher hat uns berichtet, daß Sie zur Mittagszeit an der Todesschlucht waren. Wie sind Sie jetzt hierher gelangt? Die Schlucht und der Tunnel sind zu dieser Zeit von tödlichem Gas erfüllt."  
      „Wir haben gute Gasmasken," sagte Rolf schlicht.  
      Der blinde Greis machte eine überraschte Bewegung und flüsterte eifrig mit dem jungen Inder, der große Ähnlichkeit mit ihm hatte Dann nickte er mehrmals und sagte:  
      „Tapfere Männer müssen auch gute Männer sein. Sie sind es wohl. Sonst hätten meine Tiger nicht stillgehalten, als Sie eintraten. Um fremde Menschen zu retten, haben Sie sich in die Todesschlucht gewagt. Sie sollen die fünf Engländer mit sich nehmen können. Wir fanden sie bewußtlos in der Schlucht. Aber Sie müssen mir ein Versprechen geben: Sie müssen freiwillig so lange hierbleiben, bis wir den Schatz gefunden haben, den mein Vorfahr in der Todesschlucht versteckt hat, als ihn das Geschlecht des jetzigen Holkar verjagte. So lange müssen Sie im Palast bleiben. Vermeiden wir das häßlich klingende Wort Gefangene! Betrachten Sie sich als meine Gäste — wie die fünf Engländer, die fast ihren Tod gefunden hätten, als sie das Geheimnis des Geisterzuges aufdecken wollten."  
      Er rief einige Worte in einer mir nicht verständlichen Sprache. Sofort hatten uns die Diener entwaffnet. Wir kamen gar nicht dazu, Widerstand zu leisten, so überraschend schnell war alles vor sich gegangen. Drohend hielten sie uns die vergifteten Dolche entgegen. Gegenwehr wäre sinnlos gewesen.  
      Auch die Gasmasken hatte man uns abgenommen; der junge Inder untersuchte sie aufmerksam.  
      Wieder flüsterte er mit dem Greis, der sein Großvater zu sein schien.  
      Dann rief er ein paar Diener heran. Er probierte die Masken sich selbst auf, dann gab er sie Dienern, die in ihren Körpermaßen und Kopfformen Rolf, Pongo und mir etwa entsprachen. Auch sie mußten die Masken aufsetzen. Sie paßten gut.  
      „Ihr Aufenthalt bei uns wird sich verkürzen, wenn Sie uns die Masken leihen," sagte der Greis. „Sie ermöglichen uns, länger in der Schlucht zu arbeiten als jetzt. Der Gang, der in der Todesschlucht zurammengestürzt ist — ich bin über alles schon unterrichtet —, wird bald freigelegt sein. Er ist nicht lang. Sie haben sich durch die Masken selbst einen Gefallen getan. Folgen Sie bitte meinen Dienern. Ich lasse Sie zu den fünf Engländern bringen."  
      „Darf ich ein Wort erwidern?" fragte Rolf.  
      Der Greis nickte.  
      „Ich würde Ihnen raten, uns freizulassen," sagte Rolf. „In Ihrem Interesse! Wenn wir bis Tagesanbruch nicht in Indore sind, unternimmt die Polizei eine große Aktion mit Gasmasken und Karabinern. Gegen solche Kugeln helfen die Panzerhemden nichts, die Ihre Leute tragen. Das Geheimnis des Schatzes wird dann auch entdeckt werden. Sie sind mir offen entgegengekommen. Ich tue es auch. Ich glaube, das ist die beste Art, wie Männer untereinander verkehren sollten. Ich bin stets dagegen gewesen, daß Blut fließt. In Ihrer Hand liegt die Entscheidung. Meiner Ansicht nach kann sie nicht schwer sein."  
      Der Greis zuckte zusammen. Noch einmal wechselte er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher