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Rolf Torring 084 - Der Geisterzug

Rolf Torring 084 - Der Geisterzug

Titel: Rolf Torring 084 - Der Geisterzug
Autoren: Hans Warren
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      Es konnte gar nicht anders sein, als wir vermutet hatten: dreimal am Tage war der Tunnel für die Reiter benutzbar, dann aber begann der Kohlensäuregas-Anstieg so heftig, daß sie fluchtartig über die weite Ebene den Arbeitsplatz verlassen mußten.  
      Rolf schaltete die Taschenlampe ein und betrat die Öffnung. Pongo folgte nach wenigen Sekunden. Ebenso lange wartete ich, ehe ich hinter dem schwarzen Riesen den Tunnel betrat  
      Er war hoch und breit und lief genau nach Süden hin. Die Wände waren glatt. War die Schlucht vielleicht durch einen Wasserlauf gefüllt worden, der unterirdisch vom Vindhya-Gebirge hierher lief? Der Tunnel, in dem wir uns befanden, konnte ohne weiteres einen Zuflußweg darstellen. Wie poliert sahen die Wände, die Decke und der Boden des Tunnels aus. Er blieb so hoch, daß ein Reiter ihn bequem passieren konnte.  
      Aus zahlreichen Rissen der glatten Wand schien unaufhörlich Kohlensäure auszuströmen.  
      Wir schritten voran und hatten den Trost, daß wir völlig sicher waren. In dem Tunnel konnte sich kein Posten, kein Spion aufhalten.  
      Während wir ziemlich schnell den Tunnel entlangschritten, mußte ich wieder an den Schatz, das Ziel der Geisterreiter, denken. Ich kam zu der Überzeugung, daß wir es nur mit Indern zu tun haben konnten, die auf eine uns noch unbekannte Weise das Geheimnis der Todesschlucht, das Vorhandensein eines Schatzes erfahren hatten und nun auf ihre Art, der Mentalität des indischen Volkes entsprechend, versuchten, den Schatz zu heben, ihn in ihren Besitz zu bringen, ohne daß andere es gewahr wurden. Ja, es konnte sich nur um Inder handeln. Weiße würden ganz anders vorgegangen sein. Sie hätten entweder das Stück Land gekauft oder gepachtet und dann ganz offiziell darin arbeiten lassen oder selbst gearbeitet. "Zufällig" wären sie dann auf den Schatz gestoßen, den sie als ihr Eigentum betrachten durften, wenn das Land ihnen gehörte. Sie hätten auch ganz andere technische Mittel zur Schatzsuche eingesetzt.  
      Europäer würden ferner den Spuk des Geisterzuges nicht inszeniert haben.  
      Langsam stieg der Boden des Tunnels an. Es konnte gut möglich sein, daß hier früher ein Fluß vom Vindhya-Gebirge gekommen war. Sicher war, daß die Reiter den Tunnel als Zugang zur Schlucht benutzten, wenn er wirklich bis in die Nähe des Gebirges führte.  
      Aller Wahrscheinlichkeit nach waren auch die fünf Detektive auf diesem Wege verschwunden. Wo sie von den Geisterreitern überwältigt worden waren, blieb dabei nebensächlich. Vielleicht waren sie durch die Kohlensäure in der Schlucht betäubt worden, die Reiter hatten sie gefunden und fortgeschleppt. Vielleicht waren sie auch bei einem Zusammenstoß überwältigt worden.  
      Die Schatzsucher hätten die Polizisten, wenn sie durch die Gase betäubt waren, in der Schlucht liegen lassen können. Die Tatsache, daß sie sie mit sich genommen hatten, nahm mich fast für die Reiter ein. Sie hatten die Polizisten vor dem sicheren Tode bewahrt, wenn sie durch die Gase in der Schlucht ohnmächtig geworden waren.  
      Wir schritten rasch vorwärts. Lang war der Weg. Meiner Schätzung nach mußten wir schon drei Kilometer zurückgelegt haben. Der Tunnel führte also bis in das Gebirge hinein.  
      Vielleicht stießen wir noch in der Nacht auf den Schlupfwinkel der Geisterreiter. Dann mußte sich das Rätsel lösen, was sie in der Schlucht suchten.  
      Ich war ganz in meine Gedanken versunken. Da schrak ich zusammen. Ich wußte zunächst nicht, was der Grund war. Irgendetwas hatte sich verändert: von fern kam ein Lichtschimmer in den Tunnel hinein.  
      Rolf hatte die Taschenlampe ausgeschaltet. Ich tat es auch. Entweder war der Gang dort vorn zu Ende. Dann mußten wir in das mondbeschienene Gebirge kommen — oder der Tunnel erweiterte sich zu einer Grotte, in der Posten am Lagerfeuer saßen. Rolf knipste das Feuerzeug an. Die kleine Flamme brannte ruhig und stet. Ich nahm die Maske ab. Rolf hatte sie gleichzeitig abgestreift Er flüsterte:  
      „Da vorn müssen wir im Vindhya-Gebirge herauskommen. Ich vermute, daß der Schlupfwinkel der Geisterreiter ganz in der Nähe ist. Wir müssen die Waffen bereithalten. Ich hoffe aber, daß wir kampflos mit ihnen einig werden. Ich bin zufrieden, wenn sie die fünf Polizisten freigeben. Was sie in der Schlucht getrieben haben, geht uns nichts an. Das sollen sie mit den Engländern ausmachen. Vorwärts!. Im gewohnten Abstand!"
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