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Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Titel: Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri
Autoren: Hans Warren
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Glanz von bengalischem Feuer, das anscheinend in einer Vertiefung des Steinblocks brannte.  
      Dann bemerkte ich in der Spitze der Flamme einen dunklen Punkt, der größer und größer wurde. Er veränderte merkwürdig seine Gestalt, bis er plötzlich — als winziger, schwarzer Mensch erschien.  
      Dafür konnte ich keine Erklärung finden; die folgenden Ereignisse erschütterten mich so, daß ich auch nicht daran dachte, eine Erklärung zu suchen.  
      Der kleine, schwarze Mann wuchs. Er wurde geschwind größer, hob sich aus dem Feuer heraus, und, als er die Größe eines Mannes erreicht hatte, erkannte.  
      Ich ihn: es war — Pongo, der In liegender Stellung über den Spitzen der grünen Flammen schwebte.  
      Ich kann jetzt nicht mehr beschreiben, was ich in diesen Augenblicken fühlte. Ich weiß nur noch, daß mich ein bisher unbekanntes Grauen packte.  
      Fassungslos starrte ich auf Pongo, ohne daran zu denken, mich nach ihm, der soeben noch hinter uns stand, umzudrehen. Wie lange das unheimliche, erschütternde Bild dauerte, weiß ich nicht.  
      Endlich — mir war es wie eine Erlösung — schrumpfte die Riesengestalt Pongos wieder zusammen, wurde kleiner und kleiner und senkte sich immer tiefer in die Flammen hinab. Jetzt war sie nur noch der kleine, schwarze Punkt, den ich zuerst bemerkt hatte, dann war auch er verschwunden, und nur die Spitze der Flamme loderte empor.  
      Der Glanz wurde dunkler, während die Flamme kleiner wurde. Sie war bald nur noch ein kleines Flämmchen auf dem mächtigen schwarzen Steinblock, über dem die großen, glänzenden Augen Hanus wieder auftauchten.  
      Die Flamme verschwand, der schwarze Felsblock machte einem Nebel Platz, der Formen annahm. Die Wolken wirbelten kurze Zeit durcheinander, ballten sich, und langsam trat die Figur des greisen Inders auf seinem Sessel daraus hervor.  
      Endlich war er mit seinem Sitz wieder zu sehen und lehnte sich zurück. Da war es mir, als falle ein Bann von mir ab, ich rieb mir verwirrt die Augen und drehte mich nach Pongo um.  
      Der schwarze Riese stand dicht hinter mir — ganz unbeweglich — und starrte mit weitgeöffneten Augen auf den Inder. Als er meinen Blick fühlte, schüttelte er den Kopf, betastete sich, als müsse er sich überzeugen, daß er wirklich anwesend sei. Also mußte er sich selbst über dem Feuer gesehen haben; ich konnte mir vorstellen, wie das Bild auf ihn gewirkt hatte.  
      „Masser Warren," flüsterte er, „Pongo sich selbst über Feuer gesehen."  
      „Ja, Pongo," gab ich leise zurück, „das ist die Macht des Inders Hanu, der sie uns beweisen wollte."  
      „Großer Zauberer," murmelte der Riese.  
      Ich konnte mir jetzt vorstellen, wie gefürchtet Hanu unter den Pilgern war. Das Bild, das wir eben gesehen, hatte er sicher vielen naiven Gemütern gezeigt, und sie mußten für die Verbreitung des ihnen unerklärlichen und furchtbaren Geheimnisses gesorgt haben. Hanus Name »Dämon von Puri" war ihren Empfindungen nach gerechtfertigt.  
      „Fabelhaft," sagte Rolf, „Sie besitzen eine sehr große hypnotische Fähigkeit, Herr Hanu."  
      „Ja," sagte Hanu mit leisem Lächeln, „so habe ich meine Macht geschaffen und gefestigt. Ihnen habe ich nur ein harmloses Bild suggeriert, ich glaube aber, es hat doch auf Sie gewirkt. Ich muß allerdings sagen, Herr Torring, daß Ihre Energie mir viel zu schaffen gemacht hat."  
      „Weil ich auf Ähnliches vorbereitet war," sagte Rolf. „Deshalb erfüllt es mich mit noch größerem Staunen, daß es Ihnen gelungen ist, mich in Hypnose zu versetzen."  
      „Es war schwer," bestätigte Hanu. „Um so mehr freut es mich, daß es mir doch gelungen ist. Ich kann durch die Furcht, die ich allgemein hier verbreitet habe, meinen Brüdern immer helfen. In meinem Hause haben Sie eine Zuflucht, Herr Torring. Sie sind ein tapferer Mann, ich weiß, daß Sie keine Furcht kennen, ebenso wenig Ihre Gefährten. Dennoch möchte ich Ihnen raten, nicht in die Stadt zu gehen, ehe das Wagenfest vorbei ist. Dann verlassen die fremden Pilger Dschagannath, und die, die hier bleiben, werden nie wagen, Ihnen ein Haar zu krümmen. Sie wissen, daß Sie unter meinem Schutze stehen."  
      „Ihr Angebot ist sehr liebenswürdig, Herr Hanu," sagte Rolf höflich. „Wir nehmen es insofern gern an, als wir einige Tage Ihre Gäste sein werden. Aber mich hier zu verstecken, bringe ich nicht fertig. Ich werde die Vorsicht gebrauchen, nicht bei Tage
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