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Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Titel: Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri
Autoren: Hans Warren
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der Wand zur Seite. Wir betraten durch die schmale, so entstandene Öffnung einen großen Raum, der sein Licht durch mattierte Oberfenster erhielt  
      Die Einrichtung war im orientalischen Stile gehalten, mit alten, reich geschnitzten und mit Einlegearbeiten verzierten Möbeln, die einen hohen Wert darstellen mußten.  
      Nur ein Möbelstück war europäisch, ein großer Schreibtisch, auf den Hanu wies.  
      „Bitte, Herr Torring, dort finden Sie Briefpapier und Tinte."  
      Während Rolf schnell ein paar Zeilen auf einen Bogen warf, betrachtete ich die verschiedenen Götterbilder, die sicher alle eine besondere Bedeutung hatten. Dazwischen standen eine Menge kostbarer Vasen im Raum, indische und chinesische Arbeiten aus Porzellan und Metallen, die teilweise durch eingesetzte Edelsteine im Werte gesteigert wurden. Für einen modernen europäischen Geschmack war die Einrichtung etwas zu überladen. Wir sind nüchternere, wohl persönlich eingerichtete, aber keine durch zu viel Kostbarkeiten unwohnlich wirkende Räume gewohnt. Trotzdem läßt sich nicht leugnen, daß man sofort durch die Einrichtung des Raumes gefangen war, die eine bestimmte Atmosphäre erzeugte, eine Stimmung, daß man gefangen genommen wurde, ob man wollte oder nicht.  
      Als Rolf den Brief verschloss, erschien bereits ein Inder, der ihn in Empfang nahm. Stumm verbeugte er sich, ohne ein Wort dabei zu sagen. Lautlos, wie er gekommen war, verschwand er mit dem Brief.  
      Hanu führte uns in ein Nebenzimmer, das ebenfalls durch Oberlicht erhellt wurde. Der Raum war europäisch eingerichtet und wirkte deshalb ganz anders. Der orientalische Zauber fehlte hier. Man bewegte sich gleich natürlicher. Ein großer Eichentisch mitten im Raum war reichhaltig zum Abendessen gedeckt.  
      Wir verspürten nach dem langen Umherlaufen inmitten des Pilgerschwarms, der von der Küste aus der Stadt zugestrebt war, kräftigen Hunger und ließen uns auf Hanus Aufforderung die ausgezeichneten Speisen schmecken.  
     
     
     
      2. Kapitel  
      Die Macht des Dämons  
     
      Als wir unser Essen beendet hatten, war die Dunkelheit hereingebrochen. Lautlos war ein Diener erschienen und hatte das Licht eingeschaltet. Er machte Hanu eine kurze Mitteilung, worauf sich der Greis erhob.  
      „Kommen Sie, meine Herren," sagte er, „Ihre Gefährten sind im Vorraum. Ich will Ihnen eine kleine Probe meines Könnens geben, dann werden Sie begreifen, daß ich gefürchtet bin."  
      Ich war gespannt, was der alte Inder uns zeigen würde. Wir gingen durch sein Wohnzimmer und betraten die dunkle Halle, in der wir ihn zuerst erblickt hatten.  
      Pongo und unser Gepard standen in dem geheimnisvollen Halbdunkel, denn nur die eine Wand, an der der Sessel Hanus stand, war matt erleuchtet.  
      „Bleiben Sie neben Ihren Gefährten stehen," sagte Hanu, dann bestieg er den Sessel, beugte sich etwas vor und blickte uns an. Ich erwartete, einen neuen Illusionstrick zu sehen, der auf die Gemüter fanatischer Pilger Eindruck machen konnte, aber nicht auf mich. Selbst das Unwahrscheinlichste mußte immer eine natürliche Erklärung finden. Aber ich sollte Dinge schauen, die ich nie erwartet hatte.  
      Die Gestalt des greisen Inders begann plötzlich zu zerfließen. Es war, als löse sich sein Körper in Nebel auf, der das Licht an der Wand dunkler erscheinen ließ.  
      Nur seine Augen leuchteten mit unnatürlichem Glanz aus dem wirren Bild hervor.  
      Ich dachte sofort an einen Trick, der durch Spiegelung hervorgerufen würde, und blieb kühl. Wäre ich nicht auf solche Sachen vorbereitet gewesen, hätte ich vielleicht ein leises Grauen verspürt. So war ich mehr neugierig, was noch erfolgen würde.  
      Die Augen Hanus schienen immer größer und heller zu werden, während sein Körper völlig verschwunden war. An der Stelle, wo sein Sessel auf dem Felsblock gestanden hatte, tauchte eine kleine grünliche Flamme auf, die aus einem mächtigen, schwarzen Stein herauszuwachsen schien.  
      Die Flamme wurde größer und Intensiver. Ihr Schein überstrahlte das Glänzen der großen, dunklen Augen Hanus, der völlig verschwunden schien.  
      Der alte Inder verstand sich auf Illusionskünste; das plötzliche Erscheinen des schwarzen Steins, auf dem die Flamme loderte, konnte nur durch eine sehr geschickte technische Vorrichtung zustande gekommen sein.  
      Ich blickte scharf auf die Flamme, um ihren Ursprung erklären zu können. Sie hatte Farbe und
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