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Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Titel: Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri
Autoren: Hans Warren
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Trick, der auf befangene, naive Gemüter einen starken Eindruck machen konnte. Sicher hatte der alte Inder noch andere Illusionen, durch die er sich die Achtung und Beachtung in Dschagannath erworben hatte. Nicht umsonst hatten die Pilger trotz der Überfüllung der Stadt vor seinem Hause einen freien Raum gelassen.  
      Wir standen ruhig und sagten nichts. Schließlich waren wir aufgefordert worden, das Haus zu betreten. Nun mußte der Eigentümer sagen, was er von uns wollte.  
      „Fremdlinge," sagte er mit tiefer, wohlklingender Stimme, „was ist mit meinem Bruder Magava geschehen? Ich sah seinen Gürtel, den er nicht fortgegeben hätte, wenn er noch lebte."  
      Zum ersten Male fragte ein Inder beim Anblick des Zaubergürtels nach dem alten Priester, der ihn Rolf geschenkt hatte. Vielleicht dachte der Alte, wir hätten Magava getötet und ihn des Gürtels beraubt  
      Ruhig schilderte Rolf unser Zusammentreffen mit Magava und den wütenden Angriff des Wildstiers, der den alten Priester tödlich verletzt hatte. Er verschwieg nicht, daß er selbst von dem Gaur empor geschleudert worden war, wobei sein Ledergurt zerriß. Als er erzählte, daß Magava ihm den Zaubergürtel geschenkt hatte, ehe er starb, nickte der Alte.  
      „Magava ist zum Erhabenen gegangen," sagte er ernst. „Ich danke Ihnen, Sahib, daß Sie meinen Bruder vor einem sofortigen Tod gerettet haben. Er hätte sonst unvorbereitet den Weg über die Messerbrücke antreten müssen. Ich freue mich, daß es mir glückte, Sie dem drohenden Angriff der Fanatiker draußen zu entziehen. Sie stammen aus dem Norden und sind die schlimmsten Feinde unseres Bundes. Ich möchte Sie warnen, den Gürtel hier offen zu tragen, so lange das Wagenfest dauert. Ich möchte Ihnen sogar raten, so lange mein Haus nicht zu verlassen, denn die Fanatiker würden Sie wiedererkennen. Von hier aus können Sie das Treiben draußen auch betrachten, wenn es Sie interessiert. Drehen Sie sich bitte um!"  
      Wir folgten seinem Gebot. Beinahe hätte ich einen Ruf des Erstaunens ausgestoßen. An der Wand hinter uns war ein großes erleuchtetes Viereck sichtbar geworden, auf dem wir einen großen Teil der Straße überblicken konnten.  
      Wir sahen, daß alle Pilger möglichst schnell an dem Hause des Priesters vorbeigingen und scheue Blicke auf die eherne Tür warfen. Die Fanatiker aus dem Norden waren dicht am Rande der Straße stehengeblieben und starrten wie die anderen scheu, aber finster auf das Haus. Sie warteten, daß wir wieder hinaustreten wurden.  
      Unser Gastgeber hatte mit seinem Vorschlag, bei ihm zu bleiben, bis das Wagenfest vorbei sein würde, völlig recht. Auch ohne den Zaubergürtel sichtbar zu tragen, waren wir stets in Gefahr, in den Straßen von den Indern wiedererkannt zu werden.  
      „Fabelhaft," sagte Rolf bewundernd, „eine vorzügliche technische Anlage."  
      „Sie wurde im vorigen Jahre angelegt nach dem System, das bei Unterseeboot-Sehrohren üblich ist. Sie sehen Ihre Feinde, die auf Sie warten. Bleiben Sie bei mir, bis die Tage des Festes vorüber sind! Ich heiße Hanu und bekleide unter den auswärtigen Brüdern des Bundes dieselbe Stellung, wie sie Magava in der Urwaldsiedlung innehatte."  
      Wir stellten uns ebenfalls vor, dann sagte Rolf:  
      „Schade, daß wir gezwungen sein sollen, während der Tage des Festes hier zu bleiben. Ihre Gastfreundschaft ist mir sehr viel wert. Aber ich hätte Puri gern im Treiben des Wagenfestes gesehen. Gern wäre ich mit den Gläubigen ein Stück neben dem Wagen gezogen und hätte mir während der Festtage die Tempel von innen betrachtet, soweit man als Ausländer hineingehen darf. Dsdiagannath hat schon immer mein lebhaftes Interesse besessen."  
      „Ich kann Ihnen gern eine ausführliche Beschreibung geben," erbot sich Hanu. „Sie können, wenn die Masse der Pilger wieder abgezogen ist, gefahrlos Stadt und Tempel besichtigen."  
      „Vielleicht können wir es auch nachts," meinte Rolf. „Die Pilger werden dann nicht mehr draußen umherstreifen. Ich wäre Ihnen für eine vorherige Erklärung des Festes recht dankbar."  
      „Auch nachts müssen Sie sich sehr in acht nehmen," warnte Hanu, „ich fürchte, daß die Fanatiker mein Haus dauernd bewachen werden. Warten Sie mit der Besichtigung der Stadt, bis das Wagenfest vorbei ist! Ich werde Ihnen eine kurze Beschreibung des Festes geben. Sie haben schon gesehen, daß sich auf der Landseite der Stadt wunderbare Haine und
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