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Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Titel: Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri
Autoren: Hans Warren
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die Stadt zu besuchen, denn in dem Gedränge der Menschenmassen kann man sich gegen Angriffe schwer verteidigen. Nachts aber möchte ich mir auf jeden Fall die Tempel im Innern der Mauer ansehen."  
      „Ich ahnte, daß Sie sich nicht zurückhalten lassen würden," meinte der Inder ruhig, „doch warten Sie noch eine Stunde, bis Sie mein Haus verlassen. Dann sind die meisten Pilger nicht mehr in der Stadt, lagern entweder draußen am Strand oder befinden sich in den Häusern ihrer Bekannten. Augenblicklich sind die Straßen noch überfüllt."  
      „Gut," stimmte Rolf bei. „Ich werde auf jeden Fall vorsichtig sein, deshalb möchte ich dich, Pongo, bitten, mit Maha hier zu bleiben. Sollten wir innerhalb dreier Stunden nicht zurück sein, dann suchst du uns."  
      Pongo warf einen bedenklichen Blick auf Hanu, dessen geheimnisvolles Können ihm eine große Achtung eingeflößt hatte — sehr angenehm schien ihm der Gedanke nicht zu sein, jetzt mit dem unheimlichen Greis allein zu bleiben —, doch er nickte und sagte:  
      „Massers sich auf Pongo verlassen können."  
      Im Grunde genommen verstand ich Rolf nicht ganz. Wir hätten ruhig zwei Tage bei Hanu bleiben können, die Zeit wäre uns bestimmt nicht lang geworden. Daß er jetzt in der Nacht die Stadt besichtigen wollte, war fast eine Herausforderung der Gefahr. Mir schien es, als wolle er sich selbst nicht den Vorwurf der Feigheit machen, daß er sich durch die Fanatiker aus dem Norden so einschüchtern ließ und im Schutze des "Dämons von Puri" blieb.  
      Daß Pongo mit Maha zurückblieb, war eine große Beruhigung für mich. Sollten wir in Gefahr kommen, würde uns der treue Riese schon herausholen, wenn nicht — die Fanatiker uns aus dem Hinterhalt sofort töten würden.  
      Auch Hanu war ein guter Schutz. Ihm standen Kräfte zur Verfügung, die er durch die Macht seines Willens beherrschte. Zwei Riesen wachten also über uns, ein Riese an körperlichen Kräften und ein Riese an Geistesmacht.  
      Aber ich hatte Rolfs Beweggründe nicht richtig erkannt. Als uns Hanu aufforderte, die Stunde der Wartezeit in seinem Wohnraum zu verbringen, und wir den prächtigen Raum betreten hatten, sagte Rolf ernst:  
      „Es ist kein Übermut von mir, daß ich jetzt in der Nacht die Stadt besichtigen will. Ich erfülle damit nur ein Versprechen, das ich Inspektor Black gegeben habe. Morgen in aller Frühe kommt der Gouverneur der Präsidentschaft Bengalen hierher, und Black fürchtet, daß auf Sir Edward Hosfield ein Anschlag verübt werden könnte. Er bat mich dringend, herumzuhorchen, ob ich etwas erlauschen könnte. Deshalb will ich jetzt in die Stadt. Wir wollen das Heiligtum Dschagannaths durchqueren, Hans, und uns nach Westen wenden. Kurz vor der Stadt führt die Eisenbahnstrecke über eine tiefe Schlucht, die zur Verübung eines Attentats geeignet ist. Wenn auch Black schon Posten an die Stelle beordert hat, so möchte Ich mich doch selbst überzeugen, daß alles sicher ist."  
      „Herr Torring, das nenne ich ein gegebenes Wort halten," rief Hanu bewundernd. „Sie wissen, welche Gefahren draußen auf Sie lauern, und trotzdem gehen Sie. Jetzt muß ich Ihnen recht geben. Es sind Pilger in Dschagannath erschienen, die sonst nie zum Wagenfest gekommen sind. Auch die Pilger, die heute eine drohende Haltung gegen Sie einnahmen, gehören dazu. Diese Stämme kämpfen am zähesten an der gewalttätigen Befreiung Indiens von der britischen Herrschaft, und jetzt erst kann ich mir ihr Erscheinen erklären. Bisher hatte ich sie mit dem Kommen des Gouverneurs nicht in Verbindung gebracht! jetzt glaube ich bestimmt, daß sie ein Attentat ausführen wollen, um die Fackel des allgemeinen Aufruhrs in die Massen zu werfen. Jetzt muß ich meine Hilfskräfte einsetzen, denn Sie würden nur durch Zufall die Leute aufspüren können, die eventuell ein Attentat vorbereiten. Meine Leute werden auch Ihre Schritte nach Möglichkeit überwachen."  
      „Dann müssen wir uns bemühen, sie nach Möglichkeit von unserer Spur abzulenken," meinte Rolf lächelnd, „denn wir wollen uns ganz unauffällig bewegen, können also niemand gebrauchen, der uns folgt. Aber es ist trotzdem angenehm, daß ich Hilfe in der Nähe weiß. Am meisten verlasse ich mich auf Pongo und Maha, wenn uns etwas zustoßen sollte."  
      Hanu bat uns für kurze Zeit um Entschuldigung und verließ den Raum. Da sagte Pongo, der mit Maha in einer dunklen Ecke gesessen hatte, zögernd:  
     
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