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Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Titel: Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri
Autoren: Hans Warren
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deutscher Sprache geführt, nicht gehört hätten. Vorsichtshalber senkte ich den Kopf soweit, daß der große Turban, den mir der Diener Hanus geschlungen hatte, mein Gesicht beschattete: Mit schnellem Seitenblick merkte ich, daß auch Rolf diese Vorsichtsmaßnahme gebrauchte. Da trat einer der Inder einen Schritt vor, ein kleiner Mann, dessen leichte Bewegungen Gewandtheit und Kraft verrieten.  
      „Wer seid ihr?" fragte er in der Sprache der Hindu, „was tut ihr hier?"  
      Ich beschloß zu schweigen, denn wenn ich die Sprache auch ganz gut verstand, konnte ich doch nur wenige Brocken sprechen und hätte mich sofort verraten.  
      Rolf war in dieser Beziehung besser daran, denn er sprach die Hindusprache ziemlich fließend. Aber auch er zog es vor zu schweigen, er schüttelte den Kopf, während er mit den Händen abwehrende Bewegungen machte. Das war ein guter Trick, so konnte der Frager denken, daß wir als Pilger ein Gelöbnis des Schweigens abgelegt hätten, wie es in Indien oft vorkommt.  
      Ruhig wartete der kleine Inder einige Zeit, dann sagte er: „Ihr wollt uns glauben machen, daß ihr ein Gelöbnis des Schweigens abgelegt habt. Dann hättet ihr euch nicht vorher in fremder Zunge unterhalten dürfen. Ich frage euch nochmals: Wer seid ihr, was wollt ihr hier?"  
      Da gebrauchte Rolf wieder einen Trick, der uns vielleicht retten konnte. Er sagte einfach — in deutscher Sprache und sehr schnell:  
      „Wir sind Pilger aus fremdem Land, wir sind nach Dschagannath gekommen, um das Heiligtum zu sehen."  
      Sein Trick schien zu glücken, der kleine Frager trat, offenbar verblüfft, zurück und flüsterte eifrig mit den ihm Nächststehenden.  
      Ruhig schritt Rolf auf ihn zu, ich folgte ihm sofort. Jetzt konnten wir uns aus der unangenehmen Lage nur durch Unverfrorenheit retten.  
      Tatsächlich machten die nächsten Inder Platz, so daß zwischen ihnen eine schmale Gasse entstand. Mir war es zwar unangenehm, hindurchgehen zu sollen, wenn ich jeden Augenblick einen heimtückischen Dolchstoß erhalten konnte, aber Rolf befand sich schon zwischen den beiden vordersten Indern.  
      Da drängte sich ein schlanker, hochgewachsener Mann durch den Kreis, trat auf den kleinen Inder zu, der uns befragt hatte, und flüsterte eifrig mit ihm.  
      Ehe wir etwas Böses ahnen konnten, rief er uns — in leidlichem Deutsch — zu:  
      „Ihr seid Deutsche. Ich war in Deutschland gefangen."  
      Der kleine Inder rief mit schriller Stimme einige Worte. Sofort griff ich nach meinen Waffen, sah noch, daß auch Rolf sein langes Obergewand auseinander schlug, dann hörte ich einige Ausrufe höchster Wut, und im nächsten Augenblick wurde es dunkel um mich.  
      Einer der Inder hatte mir ein Tuch über den Kopf geworfen, das so fest gezogen wurde, daß ich kaum atmen konnte. Gleichzeitig wurde ich durch das Tuch hintenüber gerissen, während kräftige Fäuste meine Armgelenke ergriffen. Ehe ich mich zur Wehr setzen konnte, waren mir die Arme auf den Rücken gerissen, und eine feste Schlinge legte sich um meine Handgelenke.  
      Mit kräftigem Ruck wurden mir die Beine hochgezogen. Ich drehte mich um und hing an der dünnen Lederschnur, die meine Handgelenke umschlang.  
      In Sekundenschnelle waren meine Beine gefesselt, und wie ein gebundenes Stück Vieh wurde ich an den dünnen Schnüren, die schmerzhaft in das Fleisch schnürten, fortgetragen.  
      Es ging nicht die Treppe zur Pagode des Gottes Dschagannath hinauf, wie ich genau merkte, meine Überwältiger trugen mich links um die Pagode herum.  
      Der Weg war nicht weit. Bald wurde ich auf die Füße gestellt, eine harte Faust ergriff meine Kehle und preßte sie gewaltsam zu.  
      Ich bedauerte, daß ich während der Zeit, da ich getragen wurde, nicht um Hilfe gerufen hatte. Obwohl meine Schreie durch das enge Tuch um meinen Kopf sehr gedämpft worden wären, hätte Pongo die Laute sicher gehört und richtig gedeutet. Ich hatte es in dem Gedanken unterlassen, meine Gegner durch die Rufe nicht darauf aufmerksam zu machen, daß Hilfe in der Nähe sei oder daß wir überhaupt Hilfe erwarteten."  
      Jetzt war es zu spät. Die würgende Hand, die meine Kehle unterhalb des Tuches erfaßt hatte, nahm mir derartig den Atem, daß ich den Mund weit öffnen mußte, um nur etwas mehr Luft schnappen zu können.  
      Das Tuch wurde mir vom Gesicht gerissen. Im nächsten Augenblick saß mir ein Knebel im Mund, der durch eine Schnur, die
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