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Rolf Torring 060 - Mary Barring die Sonderbare

Rolf Torring 060 - Mary Barring die Sonderbare

Titel: Rolf Torring 060 - Mary Barring die Sonderbare
Autoren: Hans Warren
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„Vorsichtig," flüsterte Rolf, „die Kanten sind zackig und scharf."  
      „Danke," stöhnte ich, denn ich war mit dem Kopf heftig an die scharfe Kante gestoßen, „das habe ich soeben bemerkt. Hoffentlich ist der Gang nicht ganz so."  
      „Nein, dessen Wände und Decken sind glatt," gab Rolf mit leisem Auflachen zurück. „Nun, leise vorwärts."  
      „Wie lang ist dieser Gang?" fragte Ich.  
      „Ungefähr fünfzig Meter. Dann kommen wir in eine kleine Grotte, neben der sich der Hauptaufenthaltsraum der Bande befindet In einer Seitenwand dieser Grotte, die übrigens durch ganz schmale Spalten etwas Licht erhält, befinden sich kleine Kammern für die Gefangenen. In einer dieser Kammern lag auch ich."  
      „Und du bist doch entkommen?" meinte ich verwundert.  
      „Ja, ich hatte mich durch den Hieb, mit dem ich betäubt wurde, so schwer verletzt gestellt, deshalb haben sie mich nicht so fest gebunden und auch die Bewachung sehr nachlässig ausgeführt. Auch scheinen einige der Bande verwundet zu sein, es herrschte ziemliche Aufregung, und verschiedentlich hörte ich Schmerzensrufe. Ein Mann hat anscheinend Wundfieber, er brüllt manchmal wie ein Stier."  
      „Das wird der China-Jim sein. Pongo hat ihn niedergeschlagen. Ich muß dir nachher unseren Kampf in seinem Restaurant erzählen."  
      „Ja, jetzt wollen wir still sein, wir sind bald da."  
      Unendlich behutsam krochen wir weiter. Ich hielt mich so dicht hinter Rolf, daß ich stets seine Füße berühren konnte. Zum Glück war der Gang sehr eben und glatt, so vermieden wir jedes Geräusch durch Anstoßen oder Bewegen eines Steines.  
      Endlich glaubte ich, schwachen Lichtschimmer vor uns zu sehen. Rolf kroch jetzt auch langsamer, machte oft Halt und lauschte angestrengt. Wir näherten uns der Grotte, aus der er entflohen war.  
      Jetzt kam viel darauf an, ob seine Flucht bereits bemerkt war. Dann kamen wir unter Umständen in eine sehr unangenehme Lage; wir konnten den Banditen, die ihn natürlich sofort suchen würden, direkt in die Hände laufen.  
      Aber es waren keine verdächtigen Geräusche zu hören. Immer weiter krochen wir vor. Jetzt konnte ich schon deutlich die Umrisse von Rolfs Gestalt sehen. Die Grotte, der wir uns näherten, war also ziemlich hell durch die Spalten erleuchtet, ein Umstand, der für uns nicht sehr angenehm war. Im Dunkeln hätten wir den kühnen Befreiungsversuch leichter unternehmen können.  
      Plötzlich hielten wir beide im Vorwärtskriechen inne. Ein furchtbarer Laut war vor uns erklungen, den die Wölbungen der Grotte und des Ganges in voller Stärke weitertrugen. Ein kurzes Aufbrüllen, wie aus der Kehle eines wilden Büffels.  
      „Das ist der Mann im Wundfieber," flüsterte Rolf, als der grauenvolle Ton verklungen war. „Es kann der China-Jim sein, denn diesen Laut kann nur ein Riese hervorgebracht haben."  
      „Das ist für uns vielleicht ganz gut," meinte ich, „so werden die Banditen wenigstens abgelenkt. Vielleicht wäre es ganz gut, wenn wir recht schnell vorgehen, um die augenblickliche Verwirrung, die der Schrei ausgelöst haben wird, zu benutzen."  
      „Gut," stimmte Rolf leise zu, „komm."  
      Er kroch schneller vorwärts. Bald hatten wir die Grotte erreicht, an deren Anfang Rolf einige Augenblicke anhielt, um sich erst zu vergewissern, daß niemand darin war.  
      Ich hörte undeutliches Stimmengemurmel, das aus der großen Nebengrotte, in der sich die Bande aufhielt, drang. Rolf war jetzt aus dem Gang herausgekrochen und hatte sich aufgerichtet. Ich folgte seinem Beispiel, und er ging jetzt leise auf die linke Wand der Grotte zu. Dort sah ich verschiedene Holztüren, die in die Felswand eingelassen waren.  
      Rolf deutete auf eine und flüsterte:  
      „Hier war ich drin. Und in dieser Zelle hier muß das junge Mädchen sein."  
      Leise zog Rolf die schweren Riegel zurück und öffnete die Tür.  
      „Fräulein Summer," flüsterte er, „kommen Sie heraus! Wir sind zu ihrer Rettung hier."  
      Ein unterdrückter Ruf erklang von innen, dann das Rascheln von Stroh. Im nächsten Augenblick stand ein junges, hochgewachsenes Mädchen vor uns.  
      „Ist es wahr?" flüsterte sie, „oh, ich danke ihnen. Mein Vater hätte ja die Summe für meine Freilassung gegeben, aber je früher ich hier fort bin, desto besser ist es."  
      „Dann schnell," flüsterte Rolf, „ich werde vorangehen. Wir müssen durch diesen Gang dort kriechen.
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