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Rolf Torring 052 ~ An den Ufern des Paraguay

Rolf Torring 052 ~ An den Ufern des Paraguay

Titel: Rolf Torring 052 ~ An den Ufern des Paraguay
Autoren: Hans Warren
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      Damit nahm er den Gefesselten hoch und trug ihn zum Feuer. Wir sprangen auf und folgten ihm, denn Pongos Ruhe hatte etwas Unheimliches. Da sahen wir auch schon, daß er den Toba in das Feuer hielt, das er durch einen Fußtritt zum Hochflackern gebracht hatte.  
      Nur wenige Sekunden verstrichen, da gellte ein Schmerzensschrei Huainas über die Lichtung, und keuchend stieß er hervor:  
      „Ich will reden."  
      „Wenn Indianer falsch sagen, Pongo ihn verbrennen."  
      Aber der Toba war völlig überwältigt. Pongo mochte ihm eine abergläubische Furcht einflößen, denn ohne daß wir ihn fragten, erzählte er sofort:  
      „Vicoras hat Matchu und mich bestochen, meine Herren. Wir haben Sennor Huerta vom Lagerfeuer fortgelockt, indem Matchu den Ruf eines Tieres nachmachte und ich ihm erzählte, daß es ein ganz seltenes, noch unbekanntes Tier sei. Wir haben ihn zu unserem Stamm gebracht, wo er jetzt noch lebt. Vicoras gibt uns immer Geld dafür, und jetzt war ich in Buenos Aires, um den schuldigen Betrag zu holen."  
      „Gut, Huaina, ich glaube Ihnen," sagte Rolf, „etwas Ähnliches habe ich mir schon gedacht. Wo befindet sich das Lager Ihrer Stammesgenossen?"  
      „Morgen abend können wir dort sein," sagte Huaina, „aber ich muß gleich sagen, daß meine Stammesgenossen den Gefangenen nicht herausgeben werden. Auch Sie, meine Herren, dürfen sich dem Lager nicht nähern. Unser Häuptling duldet keine Europäer in der Nähe, und Sennor Huerta lebt nur noch, weil Matchu und ich für ihn bürgten und er nicht wieder in die Freiheit kommen soll."  
      „Nun, wir haben schon Gefangene aus viel schwierigeren Situationen gerettet," sagte Rolf lächelnd. „Das wird dann unsere Sache sein. Sie aber, Huaina, werden uns zum Lager führen. Ich mache Sie aber darauf aufmerksam, daß wir Sie beim geringsten Zeichen eines Verrats oder einer Irreführung niederschießen werden."  
      „Meine Herren," erklärte der Toba ernst, „ich weiß selbst, daß ich Ihnen verdächtig bin. Aber bisher wollte ich natürlich mit allen Mitteln mein Geheimnis wahren, und ich sage ganz offen, daß ich auch gewillt war, Sie alle hier am Lagerfeuer niederzuschießen. Jetzt aber bin ich in Ihrer Gewalt, und ich versichere jetzt, daß ich Sie direkt zum Lager meiner Stammesgenossen hinführen werde. Aber, wie ich bereits sagte, ich kann nichts zur Befreiung des Sennor tun. Das müssen Sie, meine Herren, schon selbst besorgen."  
      „Selbstverständlich, das machen wir," entgegnete Rolf, „und wenn Sie Ihre jetzige Zusage erfüllen, dann werden wir Sie freilassen. Ich erkenne Ihre Gründe, die Sie zu den Maßnahmen gegen uns zwangen, an, deshalb werden wir Gnade vor Recht ergehen lassen."  
      „Sie werden sich nicht in mir täuschen, meine Herren," sagte der Indianer aufrichtig, „und ich danke Ihnen für Ihre Zusage."  
      „Ist Ihr Genosse Matchu in der Nähe?" forschte jetzt Rolf.  
      „Nein, er weiß nichts von meinem Kommen."  
      „Gut," nickte Rolf, „wir werden Sie hier neben dem Feuer liegen lassen. Machen Sie keinen Fluchtversuch, denn Sie bleiben unter ständiger Bewachung. Hans," wandte er sich dann an mich, „du mußt jetzt noch eine Stunde wachen, dann löse ich dich ab. Nach mir folgt Pongo. Vor Tagesanbruch werden wir frühstücken und dann aufbrechen."  
      Während ich mich auf den alten Platz begab, an dem ich beinahe ums Leben gekommen wäre, krochen Rolf und Pongo ins Zelt zurück. Meine Wache verlief völlig ruhig, und nach der angegebenen Zeit kam Rolf, um mich abzulösen. Dabei untersuchten wir die Fesseln Huainas, die wir vollkommen in Ordnung fanden.  
      Wie Rolf es bestimmt hatte, bereiteten wir bereits eine Stunde vor Tagesanbruch alles zum Weitermarsch vor. Zuerst lösten wir die Fußfesseln des Indianers, damit er den Gebrauch der abgestorbenen Glieder wiederfände. Dann packten wir die Zelte zusammen, während Wasser zum Tee aufgesetzt war.  
      Kaum war die Sonne aufgegangen, da brachen wir auf. Huaina führte uns nach Südwest, und obwohl hier früher ein Pfad gewesen sein mochte, so mußte jetzt Pongo doch kräftig sein Haimesser gebrauchen, um die Hindernisse, die von der wuchernden Wildnis inzwischen gesponnen waren, zu beseitigen.  
      Gegen Mittag machten wir auf einer Lichtung halt und ruhten uns nach einem kräftigen Mahl kurze Zeit aus. Im stillen mußte ich Aguara bewundern. Der kleine Gelehrte hielt sich ganz vorzüglich. Ohne zu klagen,
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