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Rolf Torring 052 ~ An den Ufern des Paraguay

Rolf Torring 052 ~ An den Ufern des Paraguay

Titel: Rolf Torring 052 ~ An den Ufern des Paraguay
Autoren: Hans Warren
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genügend lautes Geräusch hervor, um mich den Gefährten bemerkbar zu machen.  
      Mir kam es vor, als hätte ich schon lange Zeit mit meinem Feind gekämpft, dabei waren aber höchstens erst zwei Minuten verstrichen. Doch schon begannen Feuerräder vor meinen Augen zu kreisen, ich fühlte, daß ich ersticken müßte, schlug nochmals mit den Beinen um mich — dann löste sich plötzlich der würgende Griff von meinem Hals, ich atmete tief auf und merkte, daß mein Gegner durch eine gewaltige Kraft von mir fortgerissen wurde.  
      Selbst mein Klammergriff um sein rechtes Handgelenk nützte nichts mehr, diese Gewalt war zu stark. Pongo — nur er konnte es sein. Mühsam erhob ich mich, sah auf der Lichtung das Feuer hell auflammen und in seinem Schein den treuen Riesen, der einen reglosen Körper trug.  
     
     
      5. Kapitel. Huertas Befreiung.  
     
      Taumelnd ging ich über die Lichtung und setzte mich schwerfällig neben das Feuer. Sprechen konnte ich noch nicht, denn mein Hals war geschwollen.  
      Während ich ihn vorsichtig massierte, trat Rolf auf mich zu und hielt mir seine Feldflasche hin. Zwar bereitete mir der Tee beim Schlucken Schmerzen, aber ich konnte doch besser atmen und brachte endlich mühsam hervor:  
      „Das ging nahe, Rolf. Beinahe hätte er mich überwältigt. Wo ist er?"  
     
      „Pongo fesselt ihn gerade," sagte Rolf kurz; „es ist Huaina, wie ich vermutet habe. Sein Pfeil hat die Puppe genau an der Stelle durchbohrt, wo beim Menschen das Herz sitzt. Hätten wir nicht diese List angewandt, wäre einer von uns tot gewesen."  
      „Dann wollen wir ihn doch einfach hängen," rief ich empört.  
      „O nein," lachte Rolf, „ich denke ihn noch gut gebrauchen zu können."  
      Pongo kam jetzt heran, und legte den Toba-Indianer, den er gefesselt hatte, neben uns. Huaina war noch bewußtlos. Pongo betrachtete mich etwas besorgt, dann, als er merkte, daß ich mich schon wieder erholte, lachte er und sagte:  
      „Gut, daß Masser Warren mit Beinen schlagen. Pongo zuerst nicht wissen, wo Kampf war. Indianer sehr gefährlich sein, aber jetzt nicht frei kommen, Pongo gut fesseln."  
      Das war allerdings wahr, denn ich sah jetzt, daß die dünnen, aber unzerreißbaren Schnüre, die Pongo um die Hand- und Fußgelenke des Toba geschlungen hatte, tief ins Fleisch einschnitten.  
      Ich habe eigentlich die leise Befürchtung, daß wir noch einen Feind haben," meinte Rolf plötzlich, „nämlich den früheren Gefährten Huainas, den Toba Matchu. Allerdings wird er ihn kaum so schnell benachrichtigt haben können, wenn er ihn nicht ganz zufällig getroffen hat. Jedenfalls wollen wir aber immer noch vorsichtig sein und während der weiteren Nachtwache ruhig die Puppe am Feuer sitzen lassen. Kommt, den Toba tragen wir vor unser Zelt, dort können wir ihn verhören, wenn er erwacht."  
      Wir setzten die Puppe schnell wieder aufrecht hin, legten auch neue Schnüre, die wir an Ästen befestigt hatten, zum Gebüsch hinüber, an dem ich den furchtbaren Kampf überstanden hatte, dann trugen wir den Toba vor unser Zelt.  
      Im Augenblick brauchten wir noch nicht den Posten am Gebüsch zu besetzen, sondern wir hockten uns um den Bewußtlosen herum und warteten auf sein Erwachen. Endlich hörten wir einen tiefen Atemzug, und sofort ließ Rolf den mit der Hand abgeblendeten Schein seiner Taschenlampe, auf das Gesicht des Gefangenen fallen.  
      Huaina schloß sofort die weit aufgerissenen Augen, ein Beweis, daß er völlig bei Besinnung war.  
      „Huaina, Sie wissen wohl, daß Sie sich um Ihren Hals gebracht haben," sagte Rolf ernst, „wir werden Sie morgen früh richten."  
      Der Indianer blieb vollkommen stumm, und nach einiger Zeit fuhr Rolf fort:  
      „Wir würden vielleicht Gnade walten lassen, wenn Sie uns sagen, wo sich Huerta befindet. Denn wir wissen jetzt, daß Sie mit Vicoras gemeinsames Spiel gemacht haben. Wollen Sie sprechen?"  
      Huaina schwieg aber trotzig. Wir mußten den Indianer aber zum Sprechen bringen, denn nur er wußte ja, wo sich der Verschollene befand, — wenn er überhaupt noch unter den Lebenden weilte.  
      Ich überlegte schon, ob wir ihn nicht durch noch größere Drohungen zwingen könnten, da griff Pongo ein. Er wußte ja auch, worum es ging, außerdem mochte er aber auf Huaina einen stillen Groll haben, weil er mich beinahe getötet hatte.  
      Er sagte nur.  
      „Massers Pongo machen lassen, Indianer bald reden."
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