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Rolf Torring 042 - Unsere Kopfpreise

Rolf Torring 042 - Unsere Kopfpreise

Titel: Rolf Torring 042 - Unsere Kopfpreise
Autoren: Hans Warren
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angreifen.
    Gespannt beobachteten wir, wie die Reiter immer näher an den Busch herankamen. Ich wunderte mich im stillen, daß sie das Nashorn nicht bemerkten, denn sie hatten doch von ihrem erhöhten Sitz auf den Pferderücken einen viel besseren Überblick. Vielleicht kam es daher, weil sich das Rhinoceros völlig unbeweglich verhielt, und die Inder kannten auch nicht diese Art mit dem fast gerade nach vorn stehenden Horn. Sie mochten es vielleicht für einen Ast halten.
    Gar bald sollten sie aber die Gefahren der afrikanischen Steppe kennen lernen. Einer der Reiter war ungefähr zwanzig Meter vom Busch entfernt, da sprang das gewaltige Rhino plötzlich auf, mit einer Behändigkeit, die man diesem gewaltigen, massigen Körper garnicht zugetraut hätte, und stürzte auf den Soldaten zu.
    Das Pferd des Inders bäumte sich hoch auf, als dieses Ungetüm donnernd herangestürzt kam; schnell versuchte der Reiter, es herumzuwerfen, um in eiligster Flucht sein Heil zu suchen, aber es war schon zu spät. Im nächsten Augenblick überschlug sich schon das Pferd, von einem gewaltigen Hornstoß getroffen, mehrmals mit gräßlichem Todesschrei. Und in diesem entsetzlichen, markerschütternden Schrei ging wohl auch der Todesschrei des Soldaten unter, der wenige Sekunden später reglos neben seinem Tier dalag.
    Das wütende Nashorn beschäftigte sich nicht weiter mit seinen beiden Opfern. Es raste auf den nächsten Inder zu, der bisher ganz erstarrt vor Schreck das Schicksal seines Kameraden angesehen hatte. Nun kam allerdings Leben in ihn und seinen Gaul. Mit wahrer Cowboy-Geschicklichkeit riß er das Pferd herum, und das erschreckte Tier bedurfte keines Ansporns, um in gestrecktem Galopp über die Steppe zu rasen.
    Die anderen vier Soldaten aber warteten garnicht erst ab, bis das Nashorn auf sie zustürzte, sie machten ebenfalls kehrt und folgten ihrem Kameraden in schnellstem Tempo.
    „Sehr gut sein, Massers," lachte Pongo vergnügt, „Monuhu Askaris vertreiben. Jetzt weitergehen." Aber zuerst beobachteten wir noch das wütende Nashorn, das jetzt, da seine anderen Feinde geflohen waren, suchend umher lief, dann folgten wir dem schwarzen Riesen, der uns wieder zum Mitkommen aufforderte, und schritten nach links hinunter auf den scharfen Knick des Flußbettes zu. Wir mußten nun an unsere eigene Sicherheit denken, denn wir waren höchstens fünfzig Meter von dem wütenden Nashorn entfernt, das uns unbedingt angreifen würde, wenn es uns bemerkte. Schießen durften wir aber auf keinen Fall, denn die fünf überlebenden Inder konnten den Knall der Schüsse noch hören und sich sofort denken, daß wir das Nashorn bekämpften. Außerdem besaßen wir nur zwei Pistolen, die uns am vergangenen Abend der Store-Besitzer abgelassen hatte.
    Das ungefähr anderthalb Meter hohe Ufer des Flußbettes hätte für das Rhino kein Hindernis gebildet, es wäre einfach zu uns hinabgerutscht. Außerdem waren auch viele Stellen vorhanden, an denen das Erdreich in sanfter Neigung zum Grunde des Flußbettes abfiel.
    So liefen wir schnell in geduckter Haltung hinter Pongo her, aber ich konnte es mir doch nicht versagen, von Zeit zu Zeit über den Rand des Ufers nach dem grimmigen Untier zurückzublicken. Zum Glück wehte der schwache Wind gegen uns, und als wir endlich den Knick des Flußlaufes erreicht hatten, konnten wir uns in Sicherheit fühlen. Denn jetzt lief das Flußbett fast genau nach Süden.
    Unserer Schätzung nach befanden wir uns ungefähr noch hundert Kilometer von der Grenze entfernt. In gewisser Hinsicht war es auch gefährlich, wieder portugiesisches Gebiet zu betreten, da wir uns in Loanda auch verdächtig gemacht hatten, aber es blieb uns ja keine andere Wahl, wollten wir nicht den Engländern in die Hände fallen.
    Aufatmend ging ich als letzter um den scharfen Knick herum. Da stieß ich — ich hatte mich noch einmal nach dem Nashorn umgedreht — auf Rolf, der gespannt unserem Pongo zusah. Der schwarze Riese hatte sich tief gebückt und schaufelte mit den Händen die Erde eifrig am Grunde des linken Flußufers fort. Hier hatte der Gewitteregen, den ich schon vorher erwähnte, etwas Erde fortgerissen, und irgendetwas mußte die Aufmerksamkeit Pongos erregt haben.
    „Was hat er?" flüsterte ich Rolf leise zu.
    „Ich weiß nicht, er sagte nur, daß hier eine Höhle sein müßte."
    „Vielleicht finden wir eine kleine Goldmine," scherzte ich. Aber das Lachen erstarb mir, als sich Pongo aufrichtete. Sein Gesicht war sehr ernst, und
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