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Rolf Torring 027 - Tödliches Gold

Rolf Torring 027 - Tödliches Gold

Titel: Rolf Torring 027 - Tödliches Gold
Autoren: Hans Warren
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Aber ich kam nur ungefähr einen halben Kilometer, da setzte urplötzlich ein Schneesturm ein, wie ich ihn selten erlebt hatte.
    Er traf mich direkt von vorn, und um mein eigenes Leben zu retten, mußte ich schnell umkehren und nach Lakte zurückrasen, den weißen Tod stets im Nacken. Und in mir wühlte die Angst um meine Ellen. War es ihr in der Nacht nicht gelungen, ihr Heim zu erreichen, dann mußte sie jetzt unbedingt in dem furchtbaren Unwetter umkommen.
    Ich sagte schnell dem Polizisten Bescheid, der mir versprach, mitzukommen, sobald der Sturm sich gelegt hätte. Dann eilte ich nach Hause. Und hier empfing mich die Nachbarin mit der Nachricht, daß meine Mutter vor wenigen Minuten gestorben sei. O ja, meine Herren, das war ein trauriges Weihnachtsfest für mich."
    Malony schwieg und starrte ins flackernde Feuer. Wir ehrten seinen Schmerz und störten Ihn durch keine Frage, kein mitleidiges Wort. Und er schien es zu empfinden, denn plötzlich hob er den Kopf, nickte uns dankbar zu und erzählte weiter:
    »Der Sturm toste bis zum Nachmittag, dann brach er ab, so plötzlich, wie er gekommen war. Jetzt fuhr ich ab und nahm den Polizisten mit in meinen Schlitten Ich muß sagen, daß mir fast alle Burschen des Dorfes folgten, sie kannten meine Ellen, kannten mich von Kindheit an, da blieb keiner zurück.
    Natürlich war jetzt durch den Sturm jede Spur völlig vernichtet. Wir konnten weiter nichts tun, als im schärfsten Tempo — natürlich mußten wir stets aufpassen, daß wir die Gäule äußerst schonten, denn es waren manchmal unglaublich hohe und dichte Schneewehen zu überwinden — nach Country-Line zu fahren. Dort trafen wir aber erst ein, als der Abend schon herannahte.
    Natürlich erregte unser Einzug allgemeine Aufmerksamkeit, denn es war noch nicht vorgekommen, daß am Weihnachtsabend das halbe Nachbardorf ankam. Und als erstes erfuhr ich auf meine Frage, daß meine Ellen nicht angekommen war.
    Jetzt war die Hoffnung natürlich vergeblich. Ellen mußte wohl irgendwo von der Müdigkeit überfallen worden sein, mußte sich Im Schutz eines Baumes niedergelassen haben, nur um auszuruhen, und dann hatte sie die Augen nicht wieder aufgetan.
    Lassen Sie mich den traurigen Winter übergehen, meine Herren. Wir wußten ja, daß irgendwo ihr Körper unter der weißen Decke lag, aber wir konnten ihn unmöglich finden.
    Aber kaum trat die Schmelze ein, da waren wir fast den ganzen Tag unterwegs. Immer mehrere Schlitten mit den besten Jägern und Waldleuten. Aber von meiner Ellen fanden wir keine Spur.
    Wir suchten sogar die Wälder an beiden Seiten der Straße mit Hunden tief hinein ab, aber es war ganz vergeblich. Endlich fand der Sohn des Wirtes Parker ungefähr einen Kilometer von der Straßenkreuzung, an der damals der Mörder meine arme Ellen dem sicheren Tode übermittelt hatte, ganz verborgen eine indianische Pfeife Und so leise kam mir der Gedanke, daß Ellen vielleicht von umherwandernden Indianern aufgefunden und in ihr Dorf mitgenommen sei. Natürlich besuchte ich jetzt alle Indianerdörfer der Umgebung, erfuhr aber einige Tage später, daß gerade in der Weihnachtsnacht ein kleiner Stamm, der sehr unruhiges Nomadenblut zu haben schien, aufgebrochen sei, um südliche Gegenden zu finden.
    Und seit dieser Nachricht, meine Herren, zieht es mich im Lande umher. Ich suche diesen Stamm, der vielleicht meine Braut gefunden und mitgenommen hat, ich suche aber auch diesen Mörder, dessen Bild mir der Polizist gab.
    Damals ist in kurzer Zeit mein Haar so weiß geworden, obgleich ich erst fünfunddreißig Jahre alt bin. Glauben Sie nun, Herr Torring, daß mir noch zu helfen ist? Hätten Sie an meiner Stelle noch irgendeine Hoffnung?"
    „Sie dürfen nie die Hoffnung verlieren", sagte Rolf sofort, „Sie müssen immer daran denken, daß der Körper Ihrer Braut nicht gefunden wurde. Und das wäre unbedingt der Fall gewesen, wenn sie im Schnee umgekommen wäre. Also muß dieser wandernde Stamm sie gefunden und mitgenommen haben; vielleicht so krank, daß sie jetzt noch nicht gesund ist."
    „Ah, Sie meinen Nerven", meinte Malony leise. "Ja", gab Rolf zu, „etwas Ähnliches kam mir gerade in den Sinn. Haben Sie nun noch manchmal oben in Lakte nachgeforscht, ob dieser Wanderstamm vielleicht zurückgekehrt ist?"
    „Das habe ich allerdings nicht", gab Malony betroffen zu, „daran hätte ich aber wirklich auch denken müssen.
    Ich hatte immer ein Gefühl, das mich mehr südlich zog."
    „Wie weit wird Lakte von hier aus
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