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Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Titel: Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant
Autoren: Hans Warren
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dieses letzten, buddhistischen Heiligtums auf Java kannte. Aber ich sollte mich noch mehr wundern. Denn als jetzt Rolf das Stück Seide zurücknahm, es betrachtete und sinnend sagte, „man sieht einen Tempel und einen weißen Elefanten, wenn man es so hält", da lachte Hoddge.
    „Das habe ich auch gesehen, Herr Torring. Aber unter den dreihundertneunzig Tempeln, die Bangkok besitzt, haben Sie nur den ,Tempel der Morgenröte', in dem sich ein dreiköpfiger Elefant befindet, auf dem Indra reitet, und dann noch den Pos-Tempel, in dem ein Elefant und ein Affe dem Buddha Wasser und Honig reichen, nachdem er vierzig Tage gefastet hat. Ich hätte es schon entdeckt, wenn sich hier ein Tempel mit einem weißen Elefanten befunden hätte."
    Jetzt war selbst Rolf erstaunt. Und er brachte es auch offen zum Ausdruck, indem er den Kapitän fragte: „Verzeihen Sie, Herr Hoddge, haben Sie nur aus Interesse an diesen Morden, respektive an den Seidenstücken, sämtliche Tempel Bangkoks besucht?" „Nein", erklärte der Wirt, „ich habe mich stets für die Tempel Asiens interessiert. Das klingt zwar komisch für den Kapitän eines gewöhnlichen Frachtdampfers, aber es ist tatsächlich mein Steckenpferd. Wo ich nur meinen Fuß an Land setzte, habe ich den nächsten Tempel besucht. Nun, in den zehn Jahren meines Aufenthalts hier habe ich wahrlich Zeit genug gehabt, sämtliche Tempel zu besichtigen. Das heißt, soweit sie für einen Europäer zugänglich sind."
    „Dann wäre also doch immer noch die Möglichkeit vorhanden, daß sich diese Gesellschaft, die den weißen Elefanten, das heilige Sinnbild Siams, ganz besonders verehrt, hier befindet. Wie Sie ja selbst sagen, haben Sie doch nie alle Räume der Tempel gesehen." „Das ist richtig. Aber ich hätte trotzdem sicher schon etwas gehört, wenn es hier eine Sekte gäbe, die unter den Einheimischen so bekannt und offenbar gefürchtet ist. Sicher hätte ich es aus irgendwelchen Anzeichen bemerkt. Denn ich pflege meine Augen stets recht aufmerksam zu gebrauchen."
    „Hm, Sie haben aber vorhin selbst bestätigt, wie verschwiegen die Asiaten sind. Doch einen Umstand müssen wir noch berücksichtigen. Haben Sie die Toten an dieser Stelle hier gefunden?"
    „Nein, hier liege ich seit drei Wochen, und während dieser Zeit ist noch nichts vorbeigekommen. Ich habe sie viel weiter oben, ja, das erste Mal fast am Anfang der Stadt angetroffen."
    „Nun, Bangkok zieht sich ungefähr sieben Kilometer am Menam hin. Ich glaube nicht, daß die Krokodile tote Körper weit schwimmen lassen, also müßte sich der Tempel oder das Quartier dieser Gesellschaft im Norden der Stadt befinden."
    „Da liegen nur einige kleine Tempel, die unmöglich das Quartier einer größeren Gesellschaft bilden können."

    „Sind Sie bereits tiefer ins Land, den Menam aufwärts gekommen?"
    „Nur wenige Kilometer mit einem Sampan hinaufgefahren. Mein Geschäft hielt mich meistens hier fest. Und dann waren mir auch die Tempel interessanter." Frau von Valentini, die bisher der Unterredung mit äußerster Spannung gefolgt war, wandte sich jetzt an den früheren Kapitän.
    „Oh, Herr Hoddge", flehte sie, „was können wir jetzt nur beginnen? Wissen Sie gar keinen Rat? Wie soll ich meinen Mann wiederfinden?"
    „Dann müßte man nur erst wissen, wo er stecken könnte. Gewiß, die Übersendung des Seidenstückes an Sie läßt die Vermutung, daß sich Ihr Mann bei dieser Sekte befindet, sehr wahrscheinlich sein. Aber aus welchem Grund soll ausgerechnet er, als Europäer, in ihre Hände geraten sein? Und weshalb halten sie ihn fest, was doch sehr wahrscheinlich ist? Sagen Sie, gnädige Frau, hat Ihr Herr Gemahl vielleicht ein besonderes Kennzeichen?" „Ja. Mein Mann war während des Krieges verschüttet und hat seit dieser Zeit über sein dunkles Haar einen breiten, schneeweißen Strich. Es sieht ganz eigenartig aus."
    Hoddge stieß einen leisen Pfiff aus, entschuldigte sich bei Frau von Valentini und meinte bedächtig: „Hm, das könnte sein, das könnte vielleicht sein. Natürlich eine Vermutung, aber vielleicht hat sie Hand und Fuß. Sehen Sie, weiß ist den Siamesen eine heilige Farbe, und gerade diese Sekte hat den weißen Elefanten als Wahrzeichen. Nun, Ihr Gemahl ist durch einen auffälligen, weißen Strich gekennzeichnet, er wird von Mitgliedern der Sekte gefangengenommen worden sein. Da ist es wirklich leicht möglich, daß sie ihn gepflegt und in dem Wahn aufgenommen haben, daß er von Buddha gesandt sei. Und nun
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