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Rolf Torring 003 - Gelbe Haie

Rolf Torring 003 - Gelbe Haie

Titel: Rolf Torring 003 - Gelbe Haie
Autoren: Hans Warren
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schutzlos. Aber es waren andere Feinde, die Pongo vor uns wußte.

    Nach wenigen Minuten gelangten wir ans Ufer des Atjeher-FIusses. Hier lag ein großer Sampan, und Pongo drängte zum Einsteigen. Ich saß mit Rolf an der Spitze, hinter uns hatte sich der kleine Tomo niedergekauert, während sich die Holländer in der Mitte auf den Boden des flachen Bootes gesetzt hatten. Am Heck stand Pongo aufrecht und stieß das Fahrzeug jetzt vom Ufer ab. Er hatte ein langes Ruder - übrigens das einzige im Boot - in der Hand und lenkte den Sampan geschickt in die Mitte des Flusses. Hier wurden wir von der Strömung ergriffen und langsam flußabwärts getrieben.
    „Ich glaube, jetzt sind wir endlich in Sicherheit", flüsterte der ältere Regierungsrat, „jetzt können Sie mir doch endlich sagen..."
    Aber er wurde wieder von Pongo unterbrochen, der ihm scharf zuflüsterte:
    „Masser still sein. Feind vor uns."
    Und da ertönte ein Ruf vom rechten Ufer:
    „Fu... Fu."
    Eigenartig, fast unheimlich wirkte dieser Ruf aus menschlicher Kehle hier mitten im Urwald. Und es kam Antwort vom linken Ufer: „Dan... Dan."
    Ah, also die Chinesen waren vor uns! Fu Dan war ihr Erkennungsruf, und dieser listige Chinese leitete offenbar den ganzen Aufstand der Kulis und Atjeher. Dann hatten wir allerdings jetzt einen schweren Stand, denn sicher standen die Kulis auf beiden Seiten des Flusses Posten bis nach Selimeum hinunter, dem kleinen Orte am Fuße des Sejawa djanten, in dem unsere Abenteuer begonnen hatten. Und wenn es Tag wurde, konnten sie uns ganz bequem aus dem Hinterhalt abschießen. Eine Aussicht, die wirklich nicht sehr angenehm war. Wir mußten also unbedingt an ein Ufer und versuchen, im Schutze des Urwaldes zu entfliehen.
    Ich flüsterte Rolf diese Meinung ganz leise zu und erhielt eine zustimmende Antwort von ihm. Da merkten wir, daß der Sampan sich langsam dem rechten Ufer näherte.
    Pongo wußte also ganz genau, was zu tun war, und diese Erkenntnis befestigte unseren Glauben an ihn immer mehr.

    2. Kapitel Fu Dans Streich

    Wir glitten jetzt ganz dicht am Ufer hin, im Schatten der überhängenden Büsche und Sträucher. Pongo hatte sich geduckt, und ich merkte, daß er plötzlich das Ruder leise in den Sampan legte und seinen Speer ergriff. Zum Glück hatten die Holländer nichts gesehen, denn unbedingt näherten wir uns jetzt irgendeiner Gefahr. Ich hob unwillkürlich meine Parabellum, als Rolf, der diese Bewegung gemerkt hatte, seine Hand auf meinen Arm legte. „Laß nur", raunte er, „Pongo wird es schon machen." Da klang direkt neben uns ein leises Rascheln im Gebüsch auf, dem der Ruf folgte: „Fu... Fu."
    Und am anderen Ufer antwortete es: „Dan... Dan."
    Also wieder ein Doppelposten auf beiden Seiten des Flusses, der unser Entkommen weitermelden sollte! Ich war überzeugt, daß weiter unten vielleicht eine größere Menge der Kulis wartete, um uns gemeinschaftlich abschießen zu können. Jetzt waren wir noch im Schatten des Waldes, aber bald würde der Mond so weit herumgewandert sein, daß sein Licht den Fluß überfluten und uns deutlich zeigen würde. Durch eine heftige Bewegung, die den Sampan ins Schaukeln brachte, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.

    Pongo hatte eingegriffen. Kaum war der Antwortruf vom anderen Ufer verklungen, als er seinen Speer mit aller Kraft in das Dickicht neben uns schleuderte. Er mußte den Posten irgendwie entdeckt haben, denn ein schwaches Röcheln zeigte uns, daß er sein Ziel getroffen hatte. Im nächsten Augenblick hielt er das Boot an den Zweigen des Busches fest und flüsterte: „Massers halten."
    Schnell griffen wir auch zu, hielten den Sampan fest, und Pongo verschwand wie eine Schlange zwischen den Zweigen. Nach wenigen Augenblicken rief er aus dem Gebüsch: „Massers alle kommen."
    „Hans, geh du als erster", entschied Rolf, „dann kommen die Herren, und ich werde mit Tomo den Schluß machen. Bitte, schnell, meine Herren."
    Ich kroch bereits durch das Gebüsch und stieß plötzlich auf einen reglosen Körper. Es war der chinesische Wachtposten, den Pongos Speer schnell ins Jenseits befördert hatte. Der schwarze Riese selbst war nicht zu sehen, aber ich hörte in kurzer Entfernung wieder seinen Ruf. So schob ich mich weiter vor und leitete ebenfalls mit leisen Zurufen die mir folgenden Holländer.
    Da die holländischen Regierungsvertreter diese Art Fortbewegung - auf dem Leib durch dichtes Urwaldgestrüpp zu kriechen - absolut nicht gewöhnt waren, ging es
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