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Rolf Torring 003 - Gelbe Haie

Rolf Torring 003 - Gelbe Haie

Titel: Rolf Torring 003 - Gelbe Haie
Autoren: Hans Warren
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leise Rufe zu schnellem Lauf antrieb. Es war für mich ein eigenes Gefühl, jetzt als letzter unseres kleinen Zuges durch den dunklen Urwald zu hasten, der ringsum von Gefahren erfüllt war, mochten sie nun von Großwild oder den menschlichen Feinden drohen. Das Leben der niederen Tiere mit seinen mannigfachen Geräuschen wirkte unheimlich, denn stets dachte ich beim Schrei des Nachtvogels oder beim Geckern einer Baumechse, daß die Feinde uns eingeholt oder gar umzingelt hätten.
    Aber sie schienen unsere Spur verloren zu haben, denn ungestört setzten wir unseren eiligen Marsch beinahe zwei Stunden fort, bis plötzlich der Tag hereinbrach. Wir befanden uns jetzt in der Nähe der zerstörten Siedlung, und nach einer halben Stunde endete der Pfad plötzlich auf der kleinen Anhöhe, auf die wir uns beim Angriff der Kulis zurückgezogen hatten, bis uns Pongo gerettet hatte. Wir konnten die weite Lichtung zu unseren Füßen übersehen. Die Brandruinen der Häuser des Wirtes und des Zahlmeisters rauchten noch leicht, aber die Kulis schienen die Siedlung verlassen zu haben, denn niemand war zwischen den leichten Holzhütten zu sehen. So wurden wir unvorsichtig und traten dicht an den Rand der Anhöhe. Von dort aus konnten wir einen Teil des Atjeherflusses übersehen, in der Hoffnung, daß bereits Boote mit den Legionären kämen. Aber der Fluß lag ebenfalls still und ruhig da. Und doch wußten wir an beiden Ufern die Wachtposten verteilt. Plötzlich gellte ein Schrei zwischen den Hütten auf. Ein Kuli war aus dem Innern einer Hütte dicht unter uns getreten, und sein erster Blick war auf uns gefallen. Im Nu wimmelte das Lager von den gelben Gestalten, die vor Wut laut brüllten, als sie uns gewahrten. Eine mächtige Stimme schaffte augenblicklich Ruhe, dann bemerkten wir einen riesigen Chinesen, der einen kurzen Befehl gab und zu uns hinauf deutete. Sofort setzten sich die Kulis mit lautem Geschrei in dichten Haufen gegen uns in Bewegung, aber im nächsten Augenblick krachte Rolfs Parabellum, und der Riese, der die Führung der Horde übernommen hatte, warf die Arme hoch, drehte sich langsam halb herum und stürzte schwer aufs Gesicht. Die Kulis hielten inne und starrten sich bestürzt an. Diese Pause benutzte Rolf, um leise zu sagen:
    „Vielleicht war dieser Schuß unsere Rettung, so ungern ich ihn auch abgegeben habe. Jetzt haben sie keinen ruhigen Führer, und gegen eine wütende Menge, die planlos anstürmt, können wir uns besser verteidigen. Ah", er riß wieder den Arm mit der Pistole hoch, „den muß ich unschädlich machen."
    Er meinte einen schlanken, hochgewachsenen Atjeher, der plötzlich dicht unter uns aus dem Wald aufgetaucht war und den Kulis einige Worte mit befehlender Stimme zurief.
    Dann wandte er sich um und stieß einige gellende Schreie aus, die hinter uns im Wald von verschiedenen Seiten beantwortet wurden. Jetzt hob er den Arm - da faßte ihn Rolfs Kugel und warf ihn um. Aber die Kulis stürmten jetzt vor.
    Unsere Lage war ziemlich aussichtslos. Wohl hatten wir unsere beiden Gewehre und vier Brownings an die Holländer verteilt, während wir uns auf die Parabellumpistolen verließen, aber die Beamten waren bestimmt keine große Hilfe, denn sie zitterten derartig, daß sie wohl kaum einen guten Schuß abgeben konnten. So lag die Verteidigung des Plateaus nur in unseren Händen, und wir mußten uns nach zwei Seiten wenden.
    „Ich werde versuchen, die Kulis aufzuhalten", sagte Rolf ruhig zu mir, „behalte du den Pfad hinter uns im Auge. Die Atjeher müssen ihn ja benutzen, denn durch das Dickicht können sie unmöglich dringen."
    Mit einem letzten Blick sah ich die Chinesen wie eine Brandungswelle anstürmen, dann ging ich schnell zum Waldesrand zurück, suchte mir hinter einem starken Urwaldriesen Deckung und starrte den schmalen Pfad hinunter, den ich ungefähr auf dreißig Meter übersehen konnte. Jetzt fielen die ersten Schüsse aus Rolfs Waffe, die mit einem erhöhten Wutgebrüll der Kulis quittiert wurden. Aber auch die Holländer schienen sich ermannt zu haben, denn ich hörte jetzt auch unsere Brownings und Gewehre. Umdrehen durfte ich mich auf keinen Fall, obgleich es mir schien, als kämen die Kulis immer näher, während sich das Feuer verstärkte.
    Plötzlich zuckte ich zusammen. Wie aus der Erde gewachsen standen da zwei dunkle Gestalten auf dem Pfad und spähten vornübergebeugt zum Plateau hinüber. Und jetzt tauchte ein dritter Atjeher hinter ihnen auf, wohl ein Unterführer, denn
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