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Rolf Torring 003 - Gelbe Haie

Rolf Torring 003 - Gelbe Haie

Titel: Rolf Torring 003 - Gelbe Haie
Autoren: Hans Warren
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sich jetzt von beiden Seiten des Engpasses, durch den wir uns gerettet hatten, der Ansiedlung und schlössen uns dadurch im Rücken ein. Es schien mir wirklich, als wenn sich meine Ahnungen auch stets im Augenblick bestätigten, denn jetzt klangen plötzlich die bekannten Rufe auf, mit denen sich die Eingeborenen verständigten. Und die Rufe näherten sich von beiden Seiten dem Engpaß in unserem Rücken. Gleichzeitig wurde es rings um uns im Wald lebendig, denn die chinesischen Kulis gaben jetzt ihren Verbündeten durch schrille Rufe Kunde von dem Geschehenen und deuteten vor allen Dingen den Ort an, an dem wir versteckt lagen. Jetzt schien es also doch zum letzten Kampf zu kommen. Ich füllte schnell wieder die Magazine meiner Pistolen, fest entschlossen, mein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. Aber da wandelten sich die anfeuernden Rufe der Kulis plötzlich in schrille Angstschreie, und jetzt brachen einige der Burschen sogar in wilder Flucht dicht an meinem Versteck vorbei. Die Erklärung dieser jähen Wendung wurde uns bald offenbar, denn nun schmetterte eine Trompete ein Angriffssignal, und im nächsten Augenblick rollte eine schwere Salve durch den Wald. Wilde Todes- und Schmerzschreie folgten, und immer mehr Gestalten suchten ihr Heil in kopfloser Flucht.
    Wir blieben ruhig liegen, denn es widerstrebte uns, auf die Fliehenden zu schießen. Sie würden ja auch kaum ihrem Schicksal entgehen, denn die Legionäre würden sie planmäßig so lange verfolgen, bis der letzte sein wohlverdientes Schicksal erlitten hätte. Auch die Atjeher würden ihren Aufstand bitter zu bereuen haben, denn in dieser Beziehung verstanden die Holländer keinen Spaß. Diesen Stamm, der ständig zu kriegerischen Aktionen bereit war, bekämpften sie stets mit äußerster Energie. Eine zweite Salve prasselte durch den Wald, und die Kugeln sausten wie ein Bienenschwarm über uns fort. Jetzt wurde die Situation sogar bedenklich für uns, denn wenn die Soldaten uns entdeckten, konnten wir leicht einen Schuß erhalten, ehe wir Gelegenheit fanden, uns zu erkennen zu geben. Da wurde der ältere Regierungsrat unser Retter, der jetzt, kaum daß die Salve verklungen war, mit lauter Stimme rief, daß er sich mit den anderen Herren hier befände.
    Nach wenigen Augenblicken waren wir von Legionären umringt, die offenbar sehr erstaunt waren, uns noch am Leben zu finden. Und plötzlich brach auch Meerkerk, der frühere Wirt dieser Siedlung, durch die Büsche und schüttelte uns erfreut die Hände. Wie es sich dann im Laufe des Gesprächs herausstellte, war er zwei Stunden nach Pinh in Selimeum eingetroffen. Der dortige Wirt, Diersch, hatte telefonisch bereits die Küstenstation Kota-Radjah benachrichtigt, und Colonel van Graeve war bereits mit einer Kompanie Legionäre unterwegs. Aber alle hatten weder Hoffnung für die Regierungsbeamten noch für uns gehabt. Während die Soldaten die Verfolgung wieder aufnahmen, verabschiedeten wir uns von den Holländern. Auch van Graeve war hinausgekommen und wollte es gar nicht zugeben, daß wir wieder in den Urwald gingen. Als er aber hörte, daß es sich um die Rettung eines jungen Mädchens handelte, stellte er sich sogar selbst mit einigen Leuten zur Verfügung. Wir schlugen es aber ab, denn wir wollten Pongo allein folgen. Der schwarze Riese wog in unseren Augen gut eine halbe Kompanie Soldaten auf. Wir mußten einen großen Bogen um den ausgebrannten Teil des Waldes machen, dessen Boden immer noch glühte, und hauptsächlich dem Spürtalent des kleinen Tomo war es zu verdanken, daß wir bald den Pfad wiederfanden, auf dem wir uns von Pongo getrennt hatten. Wir verfolgten ihn aber nicht lange, denn plötzlich bog der kleine Malaie scharf nach links um ein großes Bambusgebüsch ab. Und da zeigte sich ein anderer, schmalerer Pfad, der offenbar nicht von einem Großwild, sondern von der gewaltigen Kraft Pongos gebrochen war. Und dieser Pfad führte direkt auf den Vulkan zu, wie wir aus der Richtung bald feststellten. Pongo hatte ja auch von einer Höhle gesprochen, in der er offenbar die junge Engländerin verborgen gehalten hatte.
    Anderthalb Stunden folgten wir dem Pfad, der zuletzt anstieg, dann wurde das Unterholz lichter, und bald sahen wir auch die Felswand aus dem Grün hervor schimmern. „Tuan, dort ist die Höhle", sagte Tomo und zeigte auf ein dichtes Gebüsch, das aus den feinen Wedeln der Baumfarne gebildet war. Dann blieb er mit weit vorgestrecktem Arm stehen, wandte langsam den Kopf und
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