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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger
Autoren: Olov Svedelid
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Tür gemalt.
    »Du sollst es erfahren. Es ist nur so unklar.«
    Aus der Innentasche zog er ein schwarzes Etui hervor, klappte eine Hornbrille auf und setzte sie sich auf die Nase. Dann schaute er sich um und verstaute die Brille wieder. Er war ein Meister darin, sinnlose Gesten zu verwenden, aber das machte ihn nicht attraktiver.
    »Laß mich entscheiden, was unklar ist. Das gehört schließlich zu meinem Job. Aber beeil dich. Ein neunzig Zentimeter großes Persönchen hat kein Verständnis dafür, wenn der liebe Papi versucht, einem Münchhausen die Wörter einzeln aus der Nase zu ziehen.«
    In seiner Nervosität hatte er wahrscheinlich nur jedes vierte meiner Worte gehört und nicht einmal das verstanden. Manchmal wirkte er beinahe vernünftig, aber größtenteils kam er doch aus dem Mustopf.
    »Münchhausen? Einer von den Deutschen?«
    »Bestimmt war er Deutscher.«
    »Da gibt es jetzt viele. Zum Teufel, Hassel, ich …«
    Plötzlich schien er etwas gehört zu haben, denn er stürzte zum Fenster und raffte die Gardine zur Seite. Wenn er Schritte gehört hatte, so hoffte ich, daß es die von Virena und Elin waren, aber es handelte sich offenbar um falschen Alarm, denn er ließ die Gardine wieder fallen.
    »Hast du etwas zu trinken?«
    »Wie schon gesagt, nur Wasser oder Helles. Das hier ist ein anständiges Haus, besonders wenn ich wie heute vergessen habe, ein paar ordentliche Getränke einzukaufen.«
    »Wasser. Oder Bier. Wasser.«
    Er stürzte ein großes Glas Wasser in einem Zug hinunter. Bestimmt würde der Schweiß nun noch heftiger perlen, aber egal. Das Wasser schien ihn zu stärken, und er holte tief Luft.
    »Diese Organisation.«
    »Ja? Komm, erzähl weiter.«
    »Ich habe mich eingeschleust, habe sie infiltriert. Der Joker …«
    »Der Joker?«
    »Ich habe mich versprochen«, berichtigte er sich hastig. »Auf alle Fälle … ja, es war teuflisch von Anfang an, aber ich konnte mir in meinen wildesten Träumen nicht ausmalen, daß … das, woran ich beteiligt war …«
    Es war, als wollte man einen Politiker dazu bringen, einen Wahlbetrug einzugestehen.
    »Karsten, ich habe es satt. Ich habe es oft satt, aber jetzt ganz besonders.«
    Er kroch näher heran zu mir, packte mich mit der linken am Hemd und legte mir die rechte Hand auf den Unterarm.
    »Ich habe Angst, Hassel! Angst um mein Leben.«
    »Das höre ich nicht zum erstenmal. Das haben schon viele gehört.«
    »Verdammt, du hast doch wohl Augen im Kopf! Glaubst du, ich stehe hier und lüge?«
    »Wenn du im Spiel bist, ist vieles möglich.«
    »Hassel, zum Teufel …«
    Ich befreite mich aus seinen Händen. Nun ja, er war so verängstigt, daß man seine Furcht riechen konnte. Diese Sorte Gestank kann große Hunde zum Angriff bringen. Mich rührte sie nicht. Auch wenn mein ehemaliger Chef Ruda inzwischen selbstgemachten Wein trank und in Italien Mandoline spielte, wollte ich nicht noch einmal als ein Polizeitrottel dastehen. Der einstweilen zum Kommissar bestimmte Simon Palm war zwar mein bester Freund, aber er würde das sicher für eine Weile vergessen können.
    »Entschuldige«, murmelte er so leise, daß es kaum zu hören war.
    »Entschuldige, entschuldige, entschuldige. Gib mir noch eine Chance.«
    »Bitte. Hier hast du sie. Kannst du sie sehen? Bald wird sie aus dem Fenster huschen und in den Himmel der Chancen eingehen.«
    Karsten fand, daß die Hand nicht mehr ausreichte, und wischte sich die Stirn nunmehr mit dem Jackettärmel ab.
    »Okay, ich werde mich zusammenreißen. Du wirst mir vielleicht nicht glauben, aber ich kann dir garantieren, daß alles die Wahrheit ist.«
    Ich erwiderte lieber nichts. Seine Garantien waren so viel wert wie die Trostpreise an einer Losbude.
    »Hassel, ich habe es getan, weil ich darüber schreiben wollte. Das war mein einziges Motiv. Du weißt ja, die Wallraffmethode. Es war nicht leicht, aber ich kann bluffen, wenn ich will.«
    »Ich weiß. Erzähl weiter.«
    Er hatte sich so weit erholt, daß er die Ironie in meiner Stimme bemerkte.
    »Jetzt bluffe ich nicht! Die Zeit ist vorbei. Verdammt, wenn du dabeigewesen wärst bei dem, wozu sie mich gezwungen haben, dann würdest du nicht … ich meine … das sind doch keine Menschen!«
    »Nee. Und was sind sie dann?«
    Er glotzte mich an, atmete stoßweise und flüsterte heiser: »Wiedergänger!«
    Endlich glaubte ich zu wissen, warum er nicht so recht mit der Sprache herauswollte. Er war mit der neuen Hexerei in Berührung gekommen, mit Teufelsanbetung und rituellen
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