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Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux
Autoren: Alexander Kröger
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gestimmt, es hatte sie daran erinnert, dass es in ihrem Verhältnis zum Birne Lücken gab, die zu schließen sie sich außer Stande sah.
    Aber so im Nichtstun, im Abendritus vor dem Schlafengehen, verschwamm der Tag, und langsam drängte sich die Melodie eines Dorths ins Bewusstsein, wurde beinahe unbewusst zum Summen und dann zu leisem Gesang.
    Robina streckte die Hand aus, ohne den Kopf zu bewegen, fühlte den harten Panzer des Birne neben sich und hörte, wie er zunächst in der gleichen Stimme mitsang, dann eine zweite einflocht und in der Auflösung immer noch eine weitere.
    Ja, das Singen hatte er gut begriffen, wenn auch nicht das Emotionale darin. Wenn Robina eine Stelle im Text unvorhergesehen besonders hervorhob, eben weil sie es gerade so empfand, dann wurde der Gesang einen Augenblick lang asynchron.
    Viel später fragte Robina: „Bist du mit dem Text heute fertig geworden?“
    Er antwortete: „Ja, auch die Bilder habe ich angefangen. Noch drei Stunden, und der Teil ist abgeschlossen. Auch die Fläche ist dann voll.“
    „Was ich heute geschrieben habe, ist nicht viel. Es wird dir nicht gefallen, aber es musste einmal gesagt werden. Du schreibst es am besten auf das Plateau neben die Kuppel. Bitte speichere, ich lese: Am 1477. Tag meines Hierseins gelang es mir, das Programm des Wartungsroboters der Anderen so abzuändern, dass von nun an nicht mehr der lang anhaltende, sich steigernde Ton das Signal bildete, sondern jene zerhackte Tonfolge, die meine an den Sender angekoppelte Maschine erzeugt.
    Bis mir das gelang, musste ich das Kabel noch so oft zerstören, bis schließlich das Reservematerial zur Neige ging und ich ihn so zwang, die vielen Stücke zusammen zu schweißen. Da er alles sehr genau macht, wurde durch den erhöhten Zeitaufwand meine Arbeit mit ihm gestört. Aber weil ich nach wie vor mein Hauptanliegen darin sehe, meinen SOS-Ruf auszusenden, musste ich seine Tätigkeit respektieren.
    Da ich sein Urprogramm nicht löschen konnte, fiel er noch nach Monaten in alte Gewohnheiten zurück, und sobald ich schlief, verschleppte er ab und an meine Maschine. Ich habe mich darüber geärgert, aber was half es.
    Schließlich dominierte sein aus den Erfahrungen selbstgeschaffenes Sekundärprogramm, und die Rückfälle wurden immer seltener, bis sie nach etwa sieben Monaten ausblieben. Seit diesem Zeitpunkt strahlt mein SOS-Ruf ununterbrochen in den Raum, aber leider eben nur in dieser engen Spirale in eine Richtung, die die Anderen vorgegeben haben und die ganz sicher nur durch einen unglaublichen Zufall von einem irdischen Schiff gekreuzt werden könnte. Alle meine Versuche, den Birne zu bewegen, die Antenne dorthin zu richten, wo ich meine Sonne vermute, schlugen und schlagen bis heute fehl. Hier verweigert er einfach den Gehorsam. Ich habe befohlen, gebettelt, gedroht, habe getobt, es mit Sanftmut und Überzeugung versucht. Nichts. Ich habe es aufgegeben… Den Parabolspiegel selbst zu richten, fehlt es mir an Kraft und Mut; denn wenn ich Gewalt anwende, habe ich nicht die Gewähr, dass jemals wieder ein Signal die Kuppel verlässt. So bleibt mein Mühen, Nachricht vom Kontakt zweier Zivilisationen zu geben, einseitig auf die Anderen beschränkt.“
    „So, das schreibst du mit zehn Zentimeter großen Buchstaben. Wie gefällt es dir?“ Robina lächelte und sah dem Birne voll in die Augen.
    Er dachte sichtlich angestrengt nach. Dann sagte er: „Es gefällt mir.“
    „Nichts hast du begriffen, du, du – Maschine du! Du fühlloser Klotz!“
    Seine Augen fluoreszierten noch mehr.
    Die Fältchen um Robinas Augen vertieften sich, dann lachte sie laut heraus. „Schwierigkeiten, was, Zusammenhänge zwischen dir, einer hochorganisierten Maschine, und dem schlichten Wort ‘Klotz’ herzustellen… – musst noch viel lernen, Freund!“
    „Ich muss noch viel lernen, ja!“, echote er.
    Robina nickte lachend und begann zu singen: „Seh’ ich mir einen Stahlklotz an, so denk’ ich an mein’ Birnenmann…“ Es war dies nicht das erste Lied, das sie ihren Bedürfnissen entsprechend abgewandelt hatte.
    Und er fiel ein: „… Stahlklotz an, so denk ich an mein’ Birnenmann…“
    Lachend sang Robina noch weitere Strophen, und der Ahnungslose sang mit.
    Nach einer Weile erinnerte sich Robina, dass sie in der Kabine einige Blumen und Pflanzen geschnitten hatte. „Du, pflanze doch bitte die Blumen, sie sind drin auf der Liege.“
    Und der Birne schwebte ab, kam nach einigen Minuten zurück, in jedem
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