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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester
Autoren: Hammesfahr Petra
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dass sie nur den Mund halten muss. Ihr selbst kann man nicht viel beweisen, einen Liebhaber unter falschem Namen und mit falschen Ausweispapieren unter dem Dach des Ehemannes einzuquartieren ist leider nicht strafbar. Sie kann alle Schuld in Fechners Schuhe schieben und sich einen anderen suchen. Vielleicht einen, an dessen Geld man leichter herankommt. Es ist mir ein kleiner Trost zu wissen, dass Roberts Versicherung die Zahlung verweigert und Olaf einen Rechtsanwalt mit der Wahrung meiner Interessen beauftragt hat. Auf mein Vermögen hat Isabell keinen Anspruch. Sie kann auch keine Ansprüche geltend machen, wenn sie ihr Kind in die Welt setzt. Sie ist tatsächlich schwanger, nicht von Robert, natürlich nicht. Und das zu beweisen, wird nicht schwer sein. Olaf will sich auch darum kümmern, wenn es so weit ist. Er ist sehr bemüht, mir zu helfen, in jeder Hinsicht. Er will mich auch unbedingt aus der Untersuchungshaft frei bekommen. Ein halbes Dutzend Fachleute hat er aufgeboten, die besten Strafverteidiger, ein paar Koryphäen auf dem Gebiet der Psychologie. Piel unterstützt ihn natürlich auch. Der Gartenzwerg lässt einfach nicht locker. Aber wer schaut schon untätig zu, wenn ihm seine beste Einnahmequelle vor der Nase weggeschnappt wird. Und das auch noch im Namen der Gerechtigkeit. Mord bleibt Mord. Und ich habe vor dem Untersuchungsrichter ausgesagt, es wäre ein geplanter Mord gewesen. Ich hätte schon kurz nach seinem Einzug in mein Haus erkannt, dass der Mann im Rollstuhl nicht gelähmt sein konnte. Ich hätte ihm in der ersten Woche einmal aus Versehen heißen Kaffee über die Beine gegossen. Da hätte er vor Schmerz aufgeschrien, und ich wäre stutzig geworden. Und dann hätte ich sie einmal belauscht und gehört, dass Isabell ihn Horst nannte. Wolbert hat mir nicht geglaubt. Dass ich geschossen habe, hielt er für einen Reflex. Nicht mit mir! Ich muss mich nicht hinter einem Reflex verkriechen. Ich habe den Mann erschossen, der mir meinen Bruder, mein Leben genommen hat. Und ich wollte ihn erschießen. Als ich die Treppe hinaufging, wollte ich das. Ich wollte es ja eigentlich auch vorher schon. Und wäre es mir gesundheitlich etwas besser gegangen, hätte ich es schon vorher getan. Sollen sie mir erst einmal das Gegenteil beweisen. Wie sich meine Aussage im Prozess auswirkt, werden wir sehen. Jedenfalls werde ich selbst entscheiden, was aus mir wird. Ich! Und sonst niemand. Ich fürchte nur, Piel wird sich da irgendeinen Trick einfallen lassen. Er ist als Sachverständiger vor Gericht zugelassen, und Olaf besteht darauf, dass ich mit ihm rede. Olaf träumt wieder, nicht von einer Hochzeitsreise in die USA, nur von Vollmachten. Vielleicht steckt doch in jedem Mann eine Spielernatur. Und es ist ein aufregendes Spiel, die Börsenkurse zu beobachten und mit ein paar Millionen zu jonglieren. Robert fand es immer sehr aufregend. Als er mir damals nach unserem Unfall zum ersten Mal erklärte, wie es funktionierte, da sagte er:
    «Es ist wie ein großes Roulette, Mia, nur viel sicherer.»
    Und dann begann es, mir ebenfalls Spaß zu machen. Ich lernte von Robert so viel darüber, ich glaube fast, ich könnte es jetzt alleine. Zuerst würde ich die zweite Hälfte vom «Cesanne» kaufen und mit Serge darüber reden, dass ich noch nicht zu alt bin, ein Kind zu bekommen. Vielleicht können wir uns da irgendwie arrangieren. Ich bin nicht kleinlich. Es würde mich wahrscheinlich nicht stören, wenn er sich nebenher solch ein Zuckerpüppchen hielte. Dann würde ich ein paar Papiere abstoßen. Es hat da einen Wechsel in einer Chefetage gegeben, und der neue Mann scheint keine besonders gute Hand zu haben. Ich habe erst gestern in einem Wirtschaftsmagazin einen Artikel über ihn gelesen. Olaf versorgt mich mit derartiger Lektüre. Er wird alles für mich tun, sagt Olaf. Für mich, mein Wohlbefinden und meine Freiheit. Aber mir liegt eigentlich nichts an meiner Freiheit. Sie war mir wichtig, solange ich sie mit Robert teilen konnte. Und jetzt, wo sie keine Bedeutung mehr für mich hat, werde ich sie nicht abhängig machen von einem Stümper, der mir jahrelang das Innerste nach außen gekehrt hat. Der alles, was er fand, doch nur in seine Schablonen pressen wollte. Ich denke, ich werde bei meiner Aussage bleiben. Ich habe nicht in Notwehr und nicht aus einem Reflex geschossen. Ich habe geschossen, weil ich Isabell nicht lassen konnte, was ich selbst nicht mehr hatte, den Mann, der alles war. Und wenn sie ihn wirklich
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