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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester
Autoren: Hammesfahr Petra
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Derzeit war sie nicht in der Verfassung, eine Auskunft zu geben. Was mich betraf, ich brauchte auch keine Auskunft von ihr. Und Wolbert war da mit mir völlig einer Meinung. Auch der Gerichtsmedizin waren Grenzen gesetzt. Und ein stumpfer Schlag war ein stumpfer Schlag. Ob er durch eine Handkante oder durch eine Treppenstufe erfolgte, konnte niemand mit letzter Gewissheit sagen. Fest stand lediglich, dass Lucias Bein nach Eintritt des Todes gebrochen war. Auch ihre Prellungen waren postmortal. Sie konnte sich bei einem Treppensturz als Erstes das Genick gebrochen haben. Wolbert glaubte das nicht. Horst Fechner war wendig genug gewesen, Lucia mit einem Schlag zu töten, sie die Treppen hinunterzuwerfen, zurück in sein Zimmer zu hechten und sich in die Wanne zu legen. Wo ihm dann ein paar biedere Polizeibeamte wieder heraushalfen, weil die arme Isabell es allein ja nicht schaffen konnte. Dass Horst Fechner seit früher Jugend diverse Kampfsportarten betrieben hatte, war beinahe nebensächlich. Wolbert und ich, wir brauchten keine Beweise mehr, wir wussten beide, wie es sich abgespielt hatte. Roberts Tod auf einem einsamen Rastplatz, Lucias Tod im letzten Zimmer an der Galerie. Und nicht zu vergessen, der Tod eines biederen, gutmütigen, rechtschaffenen, fleißigen Mannes mit Namen Jonas Torhöven, der mit den Machenschaften seiner kleinen Schwester nichts hatte zu tun haben wollen. Und für den gab es eine fast lückenlose Beweiskette, zusammengetragen von Polizei, Flugpersonal, ehemaligen Kollegen, Firmenangestellten und einem klapperdürren Mann, der eines fernen Tages bei der Auferstehung des Fleisches liegen bleiben musste. Nun, dann konnte Biller mir ja Gesellschaft leisten, eines fernen Tages. Vor fünf Monaten war Horst Fechner nach Tunis geflogen. Zu dem Zeitpunkt muss ihr Plan bereits bis ins kleinste Detail festgelegt gewesen sein. Fechner hatte einen Jeep gemietet, das Camp in der Wüste tagelang beobachtet und die Gewohnheiten von Jonas Torhöven ausgekundschaftet. In der Nähe gab es eine kleine Ortschaft mit einer Kneipe, dort trank er ab und zu ein Bier. Dann hatte Fechner ihm an einem Abend auf der einsamen Straße aufgelauert, den Unfall arrangiert, Jonas aus seinem ramponierten Jeep in den Mietwagen geschleift und diesen in Brand gesetzt. Anschließend hatte er als Jonas Torhöven der Baustellenleitung mitgeteilt, dass er einen Unfall erlitten habe und nicht mehr arbeiten könne. Nur gab es in Tunis keine Klinik, in der ein Jonas Torhöven nach einem Unfall behandelt worden wäre. Das hatte Biller rasch herausgefunden. Und drei Tage nach Lucias Tod hatte er sich bei Wolbert gemeldet, immer noch aus Tunis, wohin Robert ihn geschickt hatte, um Einzelheiten über den Unfall seines Schwagers in Erfahrung zu bringen. Biller wusste, was Robert aufgefallen war. Schritte in der Nacht, und er hatte angenommen, ich geistere durchs Haus. Und Wasserrauschen hatte er mehrfach gehört, nachts, als sonst alles still war im Haus. Zuerst hatte Robert geglaubt, dass ich ein Bad nähme. Dann hatte er morgens feststellen müssen, dass ich im Atelier übernachtet hatte. Beim nächsten Mal war er zum Ende der Galerie gegangen. Das Zimmer konnte er nicht betreten, es war verschlossen. Und als er die Klinke drückte, hatte Jonas leise gerufen:
    «Bist du verrückt, mach, dass du ins Bett kommst. Willst du ihn unbedingt mit der Nase darauf stoßen.»
    Robert hatte gewartet, und dann hatte er Schritte gehört. Zu Biller hatte er gesagt:
    «Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Meine Schwester verlangt seit Wochen von mir, dass ich die beiden hinauswerfe. Sie behauptet seit Monaten, dass ich nach Strich und Faden betrogen werde. Ich fürchte, sie hat Recht.»
    Mein armer Robert. Isabell musste aufgewacht sein in der Nacht, als er zum Zimmer am Ende der Galerie schlich und hinter der verschlossenen Tür die Schritte eines gelähmten Mannes hörte. Vielleicht hatte Fechner sein Liebchen auch nur am nächsten Tag zur Rede gestellt, was ihr denn einfiele, auch noch des Nachts zu ihm zu kommen, wo sie doch tagsüber genug Zeit und Muße hatten, sich miteinander zu vergnügen. Und dann hatte er sich anhören müssen, dass Isabell liebendes Weib gespielt und sich nicht aus dem Ehebett gerührt hatte. Es gibt immer noch eine Menge Vermutungen, Dinge, die wir nie mit letzter Sicherheit wissen werden, es sei denn, Isabell bricht ihr Schweigen. Und daran glaube ich nicht mehr. Sie ist ein gerissenes Luder, sie wird rasch begreifen,
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