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Robbers: Thriller (German Edition)

Robbers: Thriller (German Edition)

Titel: Robbers: Thriller (German Edition)
Autoren: Christopher Cook
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Uferböschung und wurde von einem Hickorybaum beschattet. Allmählich dämmerte es, und die Luft war mild. Purpurschwalben zogen ihre Bögen über das Wasser und nutzten die leichte Brise, um nach Insekten zu jagen. Ein Stück weiter aufwärts kräuselte sich die Oberfläche, wo der flache Wasserlauf zwischen ausgewaschenen Felsen hindurchrauschte. Dahinter rückten die steilen Ufer dichter zusammen, und das Wasser wurde tiefer, so dass die Felsen unter der Oberfläche verschwanden. Dort lag das Wasser ganz ruhig da.
    Eddie zupfte an seinem Ohrring und beobachtete zwei Schwäne, die am Ufer entlangglitten. Weiße Federhügel mit schlanken gebogenen Hälsen.
    »Also«, begann er, »worüber hast du mich sonst noch belogen?«
    Ray Bob grinste. »Nun komm mal runter, Kumpel. Ich hab mehr Überfälle durchgezogen, als du dir vorstellen kannst. Falls du es noch nicht gemerkt haben solltest, ich bin kein Pfadfinder.«
    »Ich war mal einer«, entgegnete Eddie. »Aber sie haben mich rausgeschmissen.«
    »Was hast du gemacht, den Oberpfadfinder erschossen?«
    »Nee, das hat seine Alte schon besorgt. Hat ihn im Bett mit ihrer Schwester erwischt und sie beide abgeknallt. Kaliber.12 mit’ner Schrotladung. Der fette Bock ist im Sattel gestorben. Ein echtes Arschloch, hat ständig wegen unseren Uniformen rumgebrüllt, und wie wir wieder aussähen. Eigentlich hätte sie’ne Verdienstmedaille kriegen müssen. Für Erfüllung von Bürgerpflichten und so.«
    »Oder für besondere Treffsicherheit«, kicherte Ray Bob. Er stapelte das Papiergeld, wobei er die Ecken glatt strich.
    »Jedenfalls bin ich nie über die unteren Ränge rausgekommen«, sagte Eddie. »Ich hab die ganzen Regeln gehasst, das ständige Brüllen. Sobald dein Hut schief sitzt oder du’ne Falte in der Hose hast, darf so ein Typ dich zusammenscheißen.«
    Ray Bob zündete sich eine Zigarette an, klemmte sie sich in den Mundwinkel und begann mit dem Aufteilen der Scheine, überwiegend Eindollarnoten. Wegen des Rauchs kniff er ein Auge zu. »Vielleicht haben wir mehr Kohle erwischt, als ich dachte. Wenn damals in den alten Zeiten deine Frau mit einem anderen rumgemacht hat, konntest du sie einfach umbringen. Keiner hat danach gefragt. Verbrechen aus Leidenschaft.«
    »Zwölf Jahre alt, und du bist praktisch schon bei den Marines«, sagte Eddie. Er beobachtete, wie die Schwäne langsam das Flüsschen hinunter verschwanden. »Wer soll das aushalten? Am Ende haben sie mich wegen schlechten Manieren rausgeschmissen.«
    »Sie ist damit durchgekommen, oder?«
    Eddie zuckte die Schultern. »Kann mich nicht mehr erinnern. Ich bin jedenfalls geflogen. Dabei wollte ich bloß in irgendwas gut sein.«
    »Für nichts gut zu sein, ist auch für was gut.«
    »Das ergibt keinen Sinn.«
    »Deswegen stimmt’s ja.«
    »Du hast echt’ne komische Logik. Hey, schau dir das an!« Eddie zeigte auf das Flüsschen.
    Zwei Mädchen in einem Aluminiumkanu trieben vorbei. Eddie und Ray Bob unterbrachen ihr Gespräch, um die beiden zu beobachten. Die eine war pummelig, mit kurzen blonden Haaren, die andere war eine schlanke Brünette mit langen glatten Haaren. Alle beide trugen Shorts und rückenfreie Oberteile und hielten die Paddel quer über dem Schoß.
    »Welche willst du?«, fragte Ray Bob und kratzte sich unter der Achsel.
    »Ich steh auf Blondinen«, sagte Eddie. »Schadet nichts, wenn sie ein bisschen mollig sind.«
    »Scheiße, die Braut ist nicht mollig. Sie ist fett.«
    »Mir gefällt’s, wenn sie ein bisschen Fleisch auf den Rippen haben.«
    »Das ist ziemlich cholesterinreiches Fleisch«, erklärte Ray Bob. »Ich steh mehr auf magere Kost.«
    »Dann nimmst du eben die Dünne.«
    »Alles klar.«
    Ray Bob stopfte die Scheine und Münzrollen in die Plastiktüte, zog sein Shirt aus und wickelte die Tüte darin ein. Eine dicke Matte roter lockiger Haare überzog seine bleiche Brust und den Bauch. Deswegen hatte man ihn im Knast »Red« gerufen. Er war klein und breitschultrig, hatte eine schmale Taille und kräftige Muskeln. Er trug das Haar kurz geschnitten und einen Ring mit einem Goldnugget in jedem Ohr.
    »Los«, sagte Eddie. »Sie fahren vorbei.«
    »Die fahren nirgendwo hin«, meinte Ray Bob. »Überlass das Reden mir.«
    Sie folgten dem Trampelpfad, der unter den Bäumen am Ufer entlangführte. Die frühsommerliche Luft war mild und trocken, und in den grünen Bäumen über ihnen sangen Zikaden. Als sie die Mädchen eingeholt hatten, rief Ray Bob: »Hey, ihr Hübschen. Wollt ihr
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