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Rob - Toedliche Wildnis

Rob - Toedliche Wildnis

Titel: Rob - Toedliche Wildnis
Autoren: Stefanie Ross
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Kontakt abzubrechen war ihre Entscheidung gewesen, und zwar aus reinem Selbstschutz, denn je länger sie gezögert hätte, desto tiefer wären die Wunden geworden. Dabei war der Schmerz schon jetzt unerträglich.
    Sie verharrte mitten in der Bewegung, und ihr Wanderstiefel schwebte einige Zentimeter über dem Fußboden. Es lag in ihrer Macht, den Schmerz zu lindern. Sie brauchte sich nur einzugestehen, warum sie Rob verlassen hatte. Schuldgefühle, weil sie auf dem Gelände des Trinkwasserreservoirs nicht schnell genug gewesen war? Von wegen, das war der ideale Vorwand gewesen. Angst vor unüberbrückbaren Unterschieden? Sie hatte Rob versprochen, nicht wegzulaufen, sondern mit ihm darüber zu reden. Ein Versprechen hatte sie zwar noch nie gebrochen, aber sie hatte auch nicht gesagt, wann sie mit ihm darüber sprechen würde. Der Mann machte sie wahnsinnig, obwohl er gar nicht da war. Theoretisch sollte sie ihn und die gemeinsame Zeit endlich vergessen. Leider fiel ihr kein Weg ein, wie ihr das gelingen könnte. Der Himmel erinnerte sie an seine Augenfarbe, der Anblick der Kiefern an ihre gemeinsame Wanderung, die Felsen an … Es war wie verhext. Lange konnte sie so nicht mehr weitermachen, und eigentlich hatte sie schon in der letzten Nacht die längst überfällige Entscheidung getroffen. Aber erst einmal würde sie sich fertig anziehen und zur Station fahren. So wie sie ihren Chef einschätzte, würde er Verständnis dafür haben, dass sie keineswegs vorhatte zu arbeiten, sondern eine viel wichtigere Aufgabe erledigen musste.
    Die aufgestellte kleine Metallfahne an ihrem Briefkasten signalisierte, dass der Postbote etwas eingeworfen hatte. Vermutlich wieder Werbung, die sofort im Altpapier landen würde. Dennoch sah Cat nach und drehte verwundert den dicken Umschlag in der Hand. Der Stempel war unverkennbar, das Schreiben kam von den US Marines. Sie riss den Umschlag auf und überflog das Anschreiben. Im nächsten Moment musste sie sich gegen den Wagen lehnen und begann noch einmal von vorne. Der Inhalt erreichte ihr Gehirn nur in Etappen.
Bedauern … neue Hinweise haben ergeben … Urteil aufgehoben … nachträgliche Vergütung …
und am Ende eine Frist von acht Wochen, in der sie sich entscheiden konnte, ob sie wieder in den aktiven Dienst zurückkehren wollte – wieder im Rang eines Captains, mit der Aussicht, möglichst schnell zum Major befördert zu werden. Sie starrte auf den Scheck, der ans Ende des Schreibens geheftet war. Dort standen ihr Name und ein sechsstelliger Betrag. Das war Wahnsinn, und sie brauchte keine Sekunde zu überlegen, um zu wissen, wer dahintersteckte. Rob musste das irgendwie hingedreht haben, aber er konnte doch nicht … Er sollte doch noch … Verdammt, sogar in Gedanken brachte er sie zum Stottern.
    Immer noch verwirrt stieg sie in ihren Geländewagen, und es glich einem Wunder, dass sie auf der Fahrt keinen Unfall baute. Ihre Gedanken kreisten nur um die eine Frage: Warum tat er das? Wenn sie ehrlich war, hatte sie darauf gehofft, dass er sich vielleicht melden würde. Aber das war nach ihrem Verhalten dann doch eher ausgeschlossen.
    Sie parkte vor dem Wohnwagen, der in den nächsten Tagen ihr Arbeitsplatz sein würde, und atmete tief durch. Es wurde Zeit, Ordnung in ihre Gedanken, Gefühle und vor allem ihr Leben zu bringen. Früher hatte ein Aufenthalt in der Natur ihr geholfen, mit Problemen fertig zu werden, heute vermisste sie Rob bei jedem Schritt. Entweder zog sie endgültig einen Schlussstrich und lebte ihr bisheriges Leben weiter oder … Der Gedanke an ein »oder« gefiel ihr ausgesprochen gut. Erst als Ted die Tür des behelfsmäßigen Büros öffnete, bemerkte sie, dass sie immer noch im Wagen saß. Sie stieg aus und bemühte sich um ein Lächeln. »Keine Angst, ich fahre nicht, ohne dich ordentlich begrüßt zu haben.«
    »Das will ich dir auch geraten haben. Wie wäre es mit einer Umarmung für einen alten Mann?«
    Cat ließ sich in seine Arme fallen und musste ein Schluchzen unterdrücken. Die Versuchung war übermächtig, sich bei ihm auszuweinen, aber das kam nicht infrage. Immerhin wusste sie jetzt, was sie viel zu lange geleugnet hatte.
    Ted schien ihre Gefühle dennoch zu erkennen, denn er strich ihr beruhigend über den Kopf. »Es kommt schon alles wieder in Ordnung. Wir trinken erst einmal einen Kaffee miteinander und unterhalten uns.«
    »Kaffee ja, aber es gibt eigentlich nichts, über das wir uns unterhalten müssen. Ich habe Mist gebaut und werde
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