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Ritterturnier auf Schreckenstein

Ritterturnier auf Schreckenstein

Titel: Ritterturnier auf Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Runde gemacht, wenngleich mit magerem Erfolg.
    So glaubten einige an einem besonders ausgelatschten Paar Dampfwalze zu erkennen. Doch Ingrid meinte boshaft: „Das würde ich riechen!“
    Zum Schluß blieb nur Andreas übrig. Ihn verrieten nicht die Schuhe, ihn verriet seine Länge. Das Ringlein traf er kein einziges Mal.
    „Ausgeschieden!“ stellte Richter-Herold Strehlau fest.
    Mini-Ritter Eberhard, der zuständige Herold, hielt die Schaukel an. Mit großen Gesten redete der lange Ritter unter seinem Helm auf ihn ein, bis der Herold die Hand hob und verkündete: „Mein edler Herr möchte das Ringelstechen wiederholen! Er sagt, die Schaukel sei nicht geradeaus geschwungen.“
    „Stimmt gar nicht!“ brummte Ex-Roß Fritz. „Er hat sich nur mit der Lanze nach rechts gelehnt.“
    „Stattgegeben!“ entschied Wappenkönig Ottokar.
    „Typisch Neustadt!“ schimpfte Ingrid. „Sich Vorteile erschwindeln. Das täten unsere Ritter nie.“
    Wieder wurde der lange Schlauberger in Schwung gebracht. Mit der linken Hand hielt er sich am Seil fest, rechts, die Lanze unter den Arm geklemmt, hatte er keinen Halt, weil er sich nicht, wie die andern, mit der Schulter an das Seil lehnte.
    „Drei…“, zählte Richter-Herold Strehlau mit.
    Am Endpunkt des Vorwärtsschwungs stieß der Ritter mit der Lanze wie beim Billard zu, verfehlte das Ringlein, verlor das Gleichgewicht, ließ die Lanze los und flog in hohem Bogen in die Zuschauer, die gerade noch rechtzeitig zurückweichen konnten.
    Adlerauge Ralph fing die Lanze auf, als sei’s ein Bleistift.
    Der Papphelm mit dem Bündel Spargel als Helmzier platzte bei der unsanften Landung – es war der lange Andreas.
    Esther, unmittelbar neben ihm, rümpfte die Nase. „Bruchpilot!“
    „Das kommt davon, wenn man nicht schwindelfrei ist“, bemerkte Dieter anzüglich.
    „Ausgeschieden!“ rief Wappenkönig Ottokar, während der Lange sich brummend erhob und unverletzt davonwankte.
    Noch so mancher Ritter scheiterte an dem so unscheinbaren Ringlein. Andere zeigten erstaunliche Geschicklichkeit. Ritter Adelius von Hornberg und Rosenfels verzeichnete fünf Treffer, Ritter Burgfried Graf von Streich gar sechs, Ritter Quarantänus von Telefon derer drei, Ritter Fehlanzeige vom Roten Kreuz, Ritter Karpfen vom Kappellsee und Ritter Bertram von Wampoldsreute waren zweimal erfolgreich.
    Trompetenstöße verschafften dem Wappenkönig Gehör. „Or oyez! Or oyez!“ rief Ottokar zeremonienbewußt. „Das Ringelstechen hat den Kreis der Anwärter auf den Turniersieg weiter verkleinert. Wir kommen nun zum letzten Waffengang: Fischerstechen auf dem See.“
    „Au fein!“ freute sich Zwerghuhn Karin. „Endlich erfahren wir, wer wer ist.“
    Amanda deutete auf einen der Ehrengäste, der sich unter die Mädchen gemischt hatte und auf eines einredete. „Was will der denn von Sophie?“
    „Das ist Doktor Hoffmann, Chefredakteur der Neustädter Zeitung“, erklärte Hans-Jürgen. „Daß die Presse hier rumschnüffelt, hat uns gerade noch gefehlt.“ Mit seiner Milchkanne klapperte er direkt auf den Ehrengast zu.
    Lachend hob der die Hand. „Bei mir warst du schon!“
    „Ich suche Wiederholungstäter“, witzelte der Dichter schlagfertig.

    „Ich bin einer!“ meldete sich ein Herr. Es war Eugens Vater,
    der Architekt. Er trat hinzu, legte einen Schein in die Milchkanne und sagte: „Gebt dem Übeltäter auch was ab. Schließlich verdanken wir seinem Anruf dieses schöne Turnier.“
    „Eine gute Idee!“ Chefredakteur Hoffmann zückte seine Brieftasche und ließ einen Schein in die Milchkanne fallen. „Ich kann verstehen, daß er sich nicht melden will. Aber ihr kennt ihn sicher und bei eurer Ehrlichkeit…“ Er lächelte vielsagend.
    „Danke!“ Auch Hans-Jürgen lächelte und ließ die Herren stehen.
    Mücke hatte die Szene beobachtet. „Ganz schön raffiniert!“
    Sophie kam dazu. „Der ist ja gemeingefährlich!“ schimpfte sie mit Seitenblick zum Chefredakteur. „Sagt doch glatt: Wenn ihr’s nicht wart, wüßten wir bestimmt, wer’s war.“
    Hans-Jürgen nickte vor sich hin. „Ein falsches Wort, und die ganze Arbeit am Extrablatt war umsonst.“
    Mücke wandte sich an Sophie. „Paß auf die Zwerghühner auf! Anke ist ja vernünftigerweise zu Hause geblieben.“
    Drunten am See hatten Koch Heini und Elfriede Schrimpf im Schatten der Uferbäume an zwei langen Tischen ein Büfett aufgebaut. Es gab belegte Brötchen, viereckige Kuchenstücke, italienischen Salat und
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