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Ritterturnier auf Schreckenstein

Ritterturnier auf Schreckenstein

Titel: Ritterturnier auf Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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hinauf.
    Beatrix sah ihn und holte ihn ein. „Hast du Anke absichtlich gewinnen lassen?“
    „Dazu hätte ich wissen müssen, daß sie’s ist“, antwortete er kurz.
    Honoratioren, Lehrkörper, Eltern nahmen wieder auf der Tribüne Platz, Fräulein Doktor Horn neben dem Burgherrn. Gegenüber bildeten Wettkämpfer und Zuschauer der vier Schulen einen Halbkreis. Wappenkönig Ottokar brachte irgend etwas in einer langen, schmalen Pappschachtel, stellte sie an der Tribüne ab und sah sich um. „Wo sind die Trompeter?“
    „Fressen noch!“ rief Udo, trocken, in Hemd und Hose.
    Mit vollen Backen winkte Andi um die Ecke des Stahlgerüsts. Auf der anderen Seite warteten die Geldsammler mit ihrem Leinenbeutelchen.
    „Deinen Trompetern wird der Appetit bald vergehen“, sagte der lange Andreas. „Der Bürgermeister soll sprechen, und das bedeutet nie etwas Gutes.“
    „Unke!“ schimpfte Fritz. Überall wurde erregt getuschelt.
    „Wo ist eigentlich Anke?“ fragte Johanna besorgt.
    „Weiß nicht!“ antwortete Zwerghuhn Ilse.
    „Hauen wir lieber ab“, schlug die kleine Karin vor. Doch die Trompeten waren schneller.
    „Or oyez! Or oyez!“ rief Ottokar ins Mikrofon. „Das Turnier hat hoffentlich allen Spaß gemacht…“
    Lauter Beifall bestätigte seine Worte.
    „Dann wollen wir zunächst jene ehren, die mit ihren Spenden wesentlich zum Gelingen beigetragen haben…“
    Mücke und Hans-Jürgen traten mit ihrem Leinensäckchen vor. Der kleine Chefredakteur der Schulzeitung übernahm das Mikrofon: „Aus dem Turnier ist sozusagen ein Erntedankfest geworden“, sagte er. „Hiermit übergeben wir die Ernte der Stadt Neustadt und dem Roten Kreuz, zur Aufteilung nach eigenem Gutdünken.“
    Im brausenden Beifall hatten sich Bürgermeister Waldmeister und Ingenieur Blaustampfer erhoben, beide griffen nach dem Leinensäckchen. Sie hielten es hoch, Kameras surrten und klickten.
    Ottokar hob die Hand. „Das ist kein nachträgliches Eingeständnis, daß wir’s doch waren!“ rief er. „Wir waren es nicht.“
    „Das Fernsehen war’s!“ piepste eine helle Stimme dazwischen. Zuschauer lachten, jubelten und klatschen begeistert. Der Bürgermeister griff nach dem Mikrofon. „Ich schließe mich dem Zwischenruf an!“ sagte er. „Der Übeltäter hat eine Wohltat ausgelöst, indem er den Anstoß zu diesem herrlichen Fest gab, für das wir alle den Schreckensteinern herzlich danken wollen…“
    Beifall unterbrach seinen Redefluß. Ritter und Mädchen wechselten erleichterte Blicke, die Zwerghühner hüpften gar vor Freude.
    „Geld ist eine moralische Größe!“ witzelte Klaus. „Mir wurde soeben die gesammelte Summe genannt“, fuhr der Bürgermeister fort. „Ich kann nur sagen: Hut ab vor den Spendern. Jetzt mache ich von meiner Entscheidungsfreiheit Gebrauch. Die Stadt Neustadt überläßt den gesamten Betrag dem Roten Kreuz.“
    Unter dem Jubel aller hielt Ingenieur Blaustampfer nun das Leinensäckchen allein vor die surrenden und klickenden Kameras.
    Andi und Florian bliesen, Ottokar rief: „Or oyez! Or oyez! Die Siegerehrung wird unser Burgherr Graf Schreckenstein vornehmen.“ Er reichte Mauersäge das Mikrofon. Ohne diese Verstärkung wären die Worte des Burgherrn untergegangen, die Begeisterung war nicht mehr zu dämpfen.
    „Diese Burg hat… ks… so manchen Tjost erlebt und… ks… Respekt: Der heutige fügt sich da würdig ein. Wir können… ks… stolz sein auf unsere Recken und… ks… Reckinnen. Sie haben Mut und… ks… Fairneß gezeigt und uns damit einen hervorragenden Eindruck vom Ritterleben vermittelt. Dafür meinen… ks… Dank!“ Mauersäge klemmte das Mikrofon unter den Arm, klatschte matt und fuhr dann fort: „Es war sehr festlich. Das Zeremoniell mit den tappertgeschmückten Herolden in Rot und Gold gibt es noch heute in England… ks… Nun rufe ich Ritter Burgfried Graf von Streich und Bertram von Wampoldsreute.“
    Mit nassem Haar, ansonsten mehr sommerlich als ritterlich gekleidet, traten Dampfwalze und Stephan vor.
    „Ritter Burgfried Graf von Streich hat beim… ks… Ringelstechen die höhere Punkt… ks… zahl erreicht. So übergebe ich den dritten Preis an Ritter Bertram von Wampoldsreute.“
    Ottokar hatte aus seinem Pappkarton einen Ring Lyonerwurst geholt, den Mauersäge an Stephan überreichte. „Wieso Wurst?“ wunderten sich die Zuschauer.
    „Den zweiten Preis bekommt… ks… demnach Ritter Burgfried Graf von Streich… ks…“
    Mit einer stattlichen Salami aus
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