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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist
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Schloß des Guten Magiers kommen, wenn sie doch noch nicht einmal Schloß Roogna verlassen durfte? Mit Sicherheit würden ihre Eltern sie nicht sofort dorthin bringen! Nicht jetzt, wo sie so fürchterlich mit diesem dämlichen neuen Baby beschäftigt waren. Doch sie konnte nicht einfach darauf warten, bis sie nicht mehr hier gestrandet war; das konnte noch ewig und drei Tage so weitergehen, und das war verdammt lange.
    Glücklicherweise hatte Jordan eine Idee. »Im Keller ist noch ein altes Nachtmährenhufeisen«, sagte er. »Damit könntest du in den Kürbis und wieder aus ihm heraus.«
    Entzückt klatschte Ivy in die Hände. Der Kürbis hatte sich als äußerst interessanter Aufenthaltsort herausgestellt, doch das Pr o blem, wieder aus ihm herauszukommen, hatte sie vorsichtig g e macht. Sie hatte gar nicht gewußt, daß die Nachtmähren dies mit Hilfe ihrer Hufeisen bewerkstelligten, aber das leuchtete natürlich ein. Eine der Mähren mußte ein Hufeisen verloren haben, als sie vor einem aufwachenden Schläfer floh, denn Nachtmähren dur f ten nicht von wachen Leuten gesehen werden. »Zeig es mir!«
    Jordan führte sie in den Kellerwinkel, wo das Hufeisen lag, und Ivy zog es hervor. Das Ding bestand aus altem, rostigem Metall und hatte die Form eines U; kein Wunder, daß die Mähre es z u rückgelassen hatte. »Pfui, bäh!« rief Ivy, während sie den Dreck abschüttelte. »Wie funktioniert das?«
    »Du mußt dich in einen Kürbis begeben«, sagte Jordan. »Dann reist du durch die Kürbiswelt, bis du an einen anderen Kürbis kommst, der in der Nähe deines Ziels ist, und dann…«
    »Das weiß ich doch, Blödmann! Ich meine, wie gelange ich hi n ein?«
    »Das Hufeisen der Mähre müßte die Rinde eigentlich durchlässig machen, so…«
    »Wo ist der nächste Kürbis?« Ivy wurde ungeduldig und gereizt, denn die ganze Angelegenheit machte sie nervös, deshalb wollte sie die Sache beschleunigen, bevor sie den Fehler beging, vernün f tig darüber nachzudenken.
    »An der Schloßmauer wächst einer«, erwiderte Jordan. »Eigen t lich dürfte er dort nicht sein, aber er ist verborgen, deshalb hat ihn auch noch kein lebender Mensch entdeckt.«
    »Bring mich hin«, befahl Ivy. Sie mußte möglichst schnell i r gendwohin kommen, denn inzwischen drohten ihre Knie, kla p pernd gegeneinander zu schlagen. Schließlich war die Kürbiswelt der Ort der bösen Träume, und sie hegte den Verdacht, daß es darin noch viel schlimmere Dinge gab, als die Nachtmähren g e wöhnlichen Leuten offenbarten.
    Jordan brachte sie hin. Er befand sich dicht außerhalb eines gr o ßen Risses in der Schloßmauer, in Bodenhöhe. Sie griff hindurch, packte die Schlingpflanze und zog den Kürbis herein. »Aber du darfst nicht in das Guckloch hineinschauen!« warnte das Gespenst.
    »Das weiß ich.« Ivy hatte erst vor kurzem einiges über Guckl ö cher gehört; anscheinend hatte sich ihre Mutter ziemlich heftig darüber aufgeregt, als sie erfuhr, daß Großpapa Trent in einem gewesen war, und irgendwie hatte sie geglaubt, daß dies Ivys Schuld war. Möglicherweise hatte ihr Hausarrest etwas damit zu tun. »Und wie…?« Sie streckte das Hufeisen dem Kürbis entgegen.
    »Warte!« warnte Jordan sie, wie es Erwachsene zu tun pflegten. »Ich glaube, du brauchst eine Karte, damit…«
    Das Hufeisen berührte die Oberfläche des Kürbisses… und ve r sank darin. Ivy, die mit einem Widerstand gerechnet hatte, verlor das Gleichgewicht und stürzte nach vorn. Ihr Arm drang in das Innere des Kürbisses, und der Rest ihres Körpers folgte ihm, o b wohl die Frucht viel kleiner war als sie selbst. Plötzlich befand sie sich in seinem Inneren und stürzte in die Tiefe.
    Sie wollte losschreien, doch bevor sie ordentlich in Fahrt ko m men konnte, landete sie auf etwas Weichem. Es war ein riesiges Marshmallow. Also sparte sie sich den Schrei für einen späteren Gebrauch auf, erhob sich und sah sich um. Das hier war ja nicht halb so schlimm, wie sie befürchtet hatte.
    Sie befand sich in einem Konfektgarten. Dauerlutscher wuchsen aus dem Boden hervor, und die Pflanzen bestanden aus Lakritz. Gerade wollte sie ein wenig davon naschen, als sie plötzlich z ö gerte; sie war im Inneren des Kürbisses. Wenn sie hier etwas ve r speiste, würde sie ihn dann jemals wieder verlassen können? Da war sie sich nicht sicher: Im Kürbis galten komische Gesetze. Also übte sie sich in schier übermenschlicher Selbstbeherrschung, die weit über alles hinausging, was noch zu den
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