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Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto
Autoren: Angela Troni
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liebsten wäre sie, glaube ich, selbst vorbeigekommen und hätte mit Hand angelegt. Sie ist einfach die Beste!
    Es war eine große, lustige Runde, in der ein jeder eine Geschichte zu meinem Aufenthalt in München zum Besten gab, und ich hatte selten so viel gelacht. Irgendwann fingen Rainer und Otto an, mich mit meinen Bayerischkenntnissen zu necken, und ich erzählte von meiner Begegnung mit der Bäckereifachverkäuferin, die mich mit ihrer Ois-Eis-Kombination schachmatt gesetzt hatte.
    »Bei dir blicke ich echt nicht ganz durch«, sagte Friedrich, und ich war mir trotz des noch immer andauernden Waffenstillstandes nicht sicher, ob er das jetzt anerkennend oder kritisch meinte. »Manchmal verstehst du die kompliziertesten Dinge, vor allem irgendwelche Redewendungen, bei denen man sich wundern muss, woher du sie kennst, und bei den einfachsten Wörtern oder Formulierungen musst du passen.«
    »Tja, Friedrich, du blickst, glaub ich, nicht nur bei mir, sondern bei Frauen im Allgemeinen nicht durch«, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen.
    Er nahm es erstaunlich gelassen. »He, vielleicht ist das ja alles bloß ’ne Masche und du tust nur so, als würdest du etwas nicht verstehen. Und zwar immer dann, wenn es für dich unangenehm oder brenzlig wird. Genau, das wird es sein.« Er war begeistert von seiner Theorie.
    »Wahrscheinlich beherrscht sie unsere Sprache besser als wir alle zusammen«, meinte Elin grinsend. »Damit sollten wir uns einfach abfinden. Prost! Trinken wir auf die Superstreberin und ihr perfektes Deutsch.« Sie hob ihr Glas, und wir stießen alle an.
    Erst wollte ich eingeschnappt sein, wegen der Superstreberin, aber dann erkannte ich den Vorteil der Situation und beschloss zu schweigen. Die Diskussion war nämlich mit Elins Bemerkung beendet, und das war auch gut so, sonst hätte Friedrich am Ende noch herausgefunden, dass er mit seiner Vermutung gar nicht so unrecht hatte. Aber das sollte mein Geheimnis bleiben. Was ist schon eine Frau ohne Geheimnisse, erst recht eine italienische?
    Gegen vier Uhr morgens erzählte Beate dann noch mal in allen Einzelheiten, wie wir uns auf der Zugfahrt nach München kennengelernt hatten und dass sie mit Isabelle überhaupt erst auf die Idee gekommen war, mich in Jans Zimmer einzuquartieren.
    »Eine super Idee, Beate«, meinte Mike, »sonst hätten wir das italienische Liebelein hier nie kennengelernt.«
    »Das wäre wahrlich ein großer Verlust gewesen«, pflichtete Marcus ihm bei.
    »Danke, das Kompliment kann ich nur zurückgeben. Ihr werdet schon sehen, wie es ist, wenn keiner mehr eine mittelgroße Überschwemmung im Bad hinterlässt oder am frühen Morgen schlechte Laune verbreitet. Wartet es ab, ihr werdet mich vermissen«, prophezeite ich ihnen und meinte es sogar ernst.
    Friedrich schien nicht ganz meiner Meinung zu sein, aber davon wollte ich mich an meinem letzten Abend nicht beirren lassen.
    »Trinken wir auf den Eiskratzer und den Osmosefilter«, rief ich aufgekratzt und hielt ihm versöhnlich mein Sektglas entgegen.
    Anstatt mir darauf wie üblich eine passende Antwort zu geben, holte Friedrich ein Päckchen hervor und meinte: »Ich finde, es wird allmählich Zeit für unsere Abschiedsgeschenke.« Als die anderen nickten, stand er auf und sagte feierlich: »Liebe Angela, ich bin ganz sicher, dass du mich und einige meiner Gewohnheiten vermissen wirst, und damit du auch in Italien jeden Tag beim Duschen an mich denkst, habe ich dir eine Kleinigkeit besorgt.«
    Mit einer dunklen Ahnung riss ich das Päckchen auf und hielt im nächsten Moment tatsächlich einen Abzieher in der Hand.
    »Du elender Schuft!« Ich stieß einen Schrei aus und tat, als wollte ich mich auf ihn stürzen. »Was soll ich mit dem ollen Ding!«, schimpfte ich mit gespielter Aufregung. »Du weißt genau, dass ich es im Leben nicht benutzen werde.«
    Unterdessen erklärte Isabelle dem völlig verdatterten Mike, der in all den Monaten nichts von unserer Privatfehde mitbekommen hatte, die Hintergründe meiner Attacke.
    Immerhin war meine Reaktion ehrlich – und damit ganz und gar nicht italienisch. Wenn nämlich ein Italiener etwas geschenkt bekommt, das ihm nicht gefällt, wird er niemals die Wahrheit sagen. Etwa dass er es hässlich findet oder dass die mit Liebe selbstgestrickten Socken der halbblinden Großmutter leider fünf Zentimeter zu kurz sind. Nein, er würde sogar die potthässliche Vase beim nächsten Besuch der Schwiegermutter ganz selbstverständlich mitten auf den
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