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Riskante Liebe

Riskante Liebe

Titel: Riskante Liebe
Autoren: Cara Enders
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retten.
     
    Er freute sich aufrichtig, wieder einmal in seiner Heimatstadt San Francisco drehen zu können. So musste er nicht in einem unpersönlichen Hotelzimmer nächtigen, sondern konnte in seiner Villa mit Blick über die Bucht in seinem komfortablen, übergroßen Wasserbett schlafen. Gerne wäre er zum Drehort gejoggt, aber da er es nicht einmal bis zur Ecke seines Hauses schaffen würde, ohne mindestens fünf Autogramme geben zu müssen, zog er es vor, sich die zweihundertfünfzig Meter Luftlinie von einer Limousine des Studios chauffieren zu lassen.
    Ihm lief das Wasser im Mund zusammen, wenn er an das Irish Stew dachte, das seine Mutter ihm zuliebe heute Abend auf den Tisch bringen würde. Hammelfleisch war nicht jedermanns Sache, aber er freute sich auf den Besuch in seinem Elternhaus. Auch wenn Shannon sich mit Sicherheit wieder einmal darüber auslassen würde, wie man seinen wundervollen irischen (von ihr ausgesuchten) Vornamen durch den eines feuerspeienden, hässlichen Fabeltieres ersetzen konnte. Konsequenterweise nannte sie ihn weiterhin nur Dwayne und verlangte dies auch von allen anderen Familienmitgliedern.
    Er warf einen Blick hinüber zum Uferkai, wo bereits der silbrig-glänzende Hubschrauber für die Szene, die er gleich drehen sollte, bereit stand. Drake spielte einen Agenten, der seinen chinesisch-stämmigen Gegenspieler auf einem der Tragepfeiler der Golden-Gate-Bridge mit dem Hubschrauber stellte und unschädlich machte. Die Szene auf der Brücke war bereits im Kasten, heute ging es nur noch um den Anflug. Soeben gab ihm der Regisseur das Zeichen und er löste sich, nach außen hin bedauernd, von seinen Fans. Das Wetter war, wie vorausgesagt, ideal: Die Sonne leuchtete von einem klaren, blassblauen, wolkenlosen Sommerhimmel. Er stieg in die Maschine, quittierte die aufmunternden Sprüche der Crew „»Bleib sauber, Alter« und »Komm wieder auf den Boden zurück«, mit hocherhobenen Daumen, schloss die Tür, gurtete sich fest und drückte auf den Startknopf.
    Dröhnend erwachten die Triebwerke zum Leben, der Rotor begann, sich erst langsam, dann immer schneller zu drehen. Routiniert betätigte Drake die Steuerung und schaffte mit Händen und Füßen den schwierigen Balanceakt, den Helikopter abheben und in die Höhe steigen zu lassen. Als er die nötige Flughöhe erreicht hatte, nahm er Kurs aufs Meer und die Brücke. Über Funk lauschte er den Anordnungen der Kameramänner und bedauerte eine Sekunde lang, nicht so wie die Pioniere der Luftfahrt völlig frei, nur auf Sicht und ohne irgendwelche Kontrollen, ins Ungewisse fliegen zu dürfen. Viel zu schnell für seine Begriffe befand er sich direkt über dem riesigen durchbrochenen Stahlbrückenpfeiler. Mit einem leisen Anflug von Wehmut vernahm er das Knacken des Funkmikrofons, welches demnächst den Befehl für den Rückflug vermelden würde und dachte sehnsüchtig, wie schön es wäre, stattdessen einfach immer weiter fliegen zu können, ohne festes Ziel und Zeitvorgabe, Zeit und Raum zu überwinden …
    Mit einem Mal verstummte das Knacken des Funk geräts und Drake sah durch die Cockpitscheiben von links eine riesig aufgetürmte, bedrohliche Wand aus gelblichgrauen Wolken auf sich zukommen. Nebel? Das hier sah jedoch erheblich bedrohlicher aus als durchsichtig wabernde Nebelschleier. Verflucht, war das eine Schlechtwetterfront? Aber wo kam die so plötzlich her? Für heute war ein Hochdruckgebiet gemeldet gewesen. Er hämmerte auf den Funkknopf.
»Hey Leute, was soll der Scheiß? Warum warnt mich niemand? Kommt da ein Hurrikan oder was ist das?«
Das Funkgerät schwieg unheilvoll. Die Wand kam sekundenschnell näher und verschlang den Helikopter förmlich. Er wurde hin und hergeworfen wie eine Feder im Sturm und Drake saß festgeschnallt in seinem Sitz, wusste nicht, wo oben und wo unten war und hatte keinerlei Kontrolle mehr über seine Maschine. Um sich herum sah er nichts außer der gelblich-grauen Wand. Rings um ihn pfiff, tobte und jaulte der Sturm, und der Helikopter ächzte unter der Gewalt, der er ausgeliefert war. Sämtliche Instrumentenanzeigen auf dem Armaturenbrett erloschen schlagartig, obwohl Drake wie ein Verrückter Pedale bediente, Hebel zog und Knöpfe drückte.
    Er fühlte sich völlig hilflos und ausgeliefert und hatte zum allerersten Mal in seinem Leben Todesangst. Ein Gefühl, das er während seiner Ausbildung, auch bei härtesten Flugsimulationen, so nie verspürt hatte. Immer wieder funkte er SOS, in der
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