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Riskante Liebe

Riskante Liebe

Titel: Riskante Liebe
Autoren: Cara Enders
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erscheint mir das Leben hier noch trostloser … Sobald das Kind auf der Welt ist, wird man es mir fortnehmen und dann habe ich nichts mehr. Und du, du bist krank. Blind vor Hass gegen alle Männer, von Misstrauen zerfressen und kalt wie ein Stück gefrorenes Wasser. Männer sind keine herzlosen, grausamen Raubtiere, die man einsperren muss. Sie könnten uns viel mehr helfen, wenn sie, so wie früher, mit uns zusammenleben dürften. Sieh dir unser armseliges Dorf und die Bewohnerinnen doch an: Wir kämpfen tagtäglich ums Überleben, sind geprägt von Entbehrungen und harter Arbeit und leiden unter deiner unbarmherzigen Herrschaft! Gefühle wie Freude oder Liebe gibt es für uns nicht mehr, seit du dich zu unserer Obersten gemacht hast.«
    Drohend trat unsere Anführe rin auf Gordea zu und schlug ihr heftig ins Gesicht.
    »Halt sofort den Mund, Gordea, oder du wirst dir wünschen, nie geboren worden zu sein. Wenn du weiterhin Verleumdungen von dir gibst, lasse ich dich und dein ungeborenes, ungeplantes Balg lebendig mit dem da zusammen« – sie deutete auf die Leiche, die Ansa und Duna mittlerweile zwischen sich auf dem Boden abgelegt hatten – »im Wald begraben und verfaulen!«
Spöttisch fügte sie hinzu:
    »Dann kannst du für immer und ewig bei ihm liegen !«
Vereinzelt war ein entsetztes Aufkeuchen der Umstehenden zu vernehmen. Keine von uns zweifelte daran, dass Seratta ihre Drohung wahrmachen würde. Gordea senkte den Kopf und schwieg. Ihre unerwartete Auflehnung gegen Seratta war rasch verflogen. Sie hatte die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage begriffen und ergab sich ihrem Schicksal.
    Mit einer herrischen Kopfbewegun g veranlasste unsere Anführerin, dass die Trägerinnen ihre Last wieder auf die Schultern hoben und hinter ihr zu dem hohen Palisadenzaun schritten, der ein Viereck mitten im Dorf umgab. Vor einem kleinen Tor standen zwei Wächterinnen, die auf Befehl von Seratta den Zugang zum Gatter der Relianten öffneten. Die Insassen, zerlumpte, bärtige Gestalten, kamen zögernd näher, wichen aber sofort angstvoll zurück, als sie Seratta erkannten. Diese winkte Ansa und Duna mit der entmannten Leiche zu sich heran und erklärte:
    »Seht ihn euch genau an! Das selbe wird jedem einzelnen von euch blühen, der glaubt, sich an eine unserer Frauen heranmachen zu müssen!«
Spöttisch lachte sie auf, als zwei Relianten, die ihren Blick nicht schnell genug von dem grausig zugerichteten Körper ihres ehemaligen Kameraden abwenden konnten, die Hand vor den Mund schlugen und zu würgen begannen.
Ein mittelgroßer, schmächtiger Alter mit eisgrauem Haupt- und Barthaar hinkte aus der Gruppe der völlig schockierten, blass gewordenen Männer mühsam nach vorn und wagte es, ohne Aufforderung zu unserer Anführerin zu sprechen.
    »Herrin, nicht er hat sich an Gordea herangemacht. Jedes Mal, wenn sie uns Essen brachte, hat sie ihn angesprochen. Sie war es, die ihn dazu ermutigte, sie anzufassen.«
Seratta lachte böse auf.
    »Wenn du, Hinkebein, nicht schon so alt und gebrechlich wärst, dass dein Tod nur noch eine Frage von Mondzyklen ist, würde ich dir für deine unverschämte Lüge die Zunge herausschneiden lassen! Keine Frau, die bei Verstand ist, lässt sich freiwillig von einem Mann berühren. Er hat sie gegen ihren Willen genommen und ihr so wehgetan, dass Gordea nicht mehr weiß, was sie sagt. Deshalb verdient er auch kein Begräbnis. Seine Leiche wird den wilden Tieren im Wald zum Fraß vorgeworfen.«
Mit diesen Worten drehte sie sich um und stürmte aus dem Gehege hinaus.
Ich war verwirrt und wandte mich an Jolaria.
    »Wieso trauert Gordea um den Mann, wenn er ihr wehgetan hat? Ich verstehe nicht, dass sie sich in seine Nähe gewagt hat, obwohl doch alle wissen, wie gefährlich die Relianten si nd.«
Oder hatte Gordea, die ich als normalerweise besonnene und vernünftige Frau kannte, recht mit dem, was sie sagte? Aufgeregt sprach ich weiter.
    » Vielleicht ist es ja wahr, was Gordea behauptet und sie haben tatsächlich etwas füreinander empfunden, sie und der Reliant.«
Ich konnte es mir zwar nicht vorstellen, aber Gordea wirkte trotz ihres Kummers nicht wie jemand, der den Verstand verloren hatte. Ich dachte bei mir, dass augenblicklich eher Seratta, mit den zerzausten schmutziggrauen Haarsträhnen, dem wilden Gesichtsausdruck, den triumphierend funkelnden Augen und den Blutspritzern an ihrem Körper wirkte wie jemand, der verrückt geworden war. Leise raunte ich Jolaria zu:
    »Ich habe eher das
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