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Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Titel: Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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gemeinsamen piktografischen Schriftzeichen der Gw’oth aufgeführt waren, war eine kurze Bemerkung vorangestellt:
    »Ruft an, falls ihr jemals in Not geratet. Die Gw’oth sind in der Galaxis nicht ohne Freunde.«
    Erneut rutschte Kirsten unruhig hin und her und fragte sich, wie sie diese Pilotenliegen jemals hatte bequem finden können. Wahrscheinlich waren diese General-Products-Liegen nur ein weiteres Folterinstrument, das dieser Baedeker ersonnen hatte. Kirsten stand auf, ging mehrmals auf der winzigen Brücke auf und ab, dann ließ sie sich stöhnend wieder auf die Liege sinken. Der Massendetektor blieb leer.
    Omar betrat die Brücke und reichte seiner Kollegin eine Schüssel. Vanille. »Ich bin jetzt bereit, nach Hause zu kommen. Nach New Terra.«
    Kirsten tätschelte ihren deutlich angeschwollenen Bauch. »Wir beide auch.«

 
KAPITEL EINUNDVIERZIG
     
     
    Jeeves hatte angemerkt, die lange Verzögerung sei unbedingt erforderlich: Die gebratenen Tauben flogen einem nicht ins Maul. Eric hatte weder die Geduld der KI, noch konnte er tatenlos bleiben. Für ihn ging es hier um etwas Persönliches. Und außerdem hatte Eric keine Ahnung, was eine Taube eigentlich sein sollte.
    Doch von dem rein linguistisch-metaphorischen Aspekt abgesehen, war Eric sehr wohl klar, was Jeeves damit meinte. Bevor diese Mission abgeschlossen werden konnte, musste noch so mancher Meilenstein gelegt werden: Es galt, die Kolonisten aus dem geheimen Lager auf NSW 3 zurückzuholen. Sie mussten darüber abstimmen, ob NSW 4 sich wirklich von der Flotte ablösen sollte. Sie mussten darin eingewiesen werden, den Antrieb, der diese Welt bewegte, zu bedienen und zu warten. Sie mussten neue Deuterium- und Tritiumvorräte anlegen. Und dann musste sich NSW 4 – New Terra – von der Weltenflotte ablösen. Zudem mussten sie lernen, die wenigen Raumschiffe, die der ehemaligen Kolonie noch verblieben waren, effektiv zu tarnen.
    Und sie mussten lange Zeit unterdrückte Erinnerungen erst schmerzlich wieder zurückgewinnen.
    Sven, der zusammen mit Eric auf der winzigen Brücke der Long Pass Two kauerte, spielte nervös an seiner Ausrüstung herum und versuchte, diesen blinden Fleck, der gleich jenseits des verdeckten Sichtfensters lag, zu ignorieren. »Wie lange noch?«, fragte er – schon wieder.
    Wenn man unter Hyperraumantrieb fuhr, kam es wirklich auf jede Minute an. Wenn man nur eine Minute zu früh in den Normalraum zurückkehrte, musste man dort anschließend unzählige Milliarden Meilen mehr zurücklegen. Wenn man natürlich zu lange wartete, dann konnte man beispielsweise in eine Singularität stürzen, und was dann geschehen mochte, ging sogar über die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Bürger hinaus.
    »Alles in Ordnung, Sven. Niemand hält sich gerne im Hyperraum auf.« Eric neigte den Kopf zur Seite und warf einen letzten Blick auf den Massendetektor. Fünf schmale Striche, kaum als einzelne Linien erkennbar, deuteten geradewegs auf sie. »Noch ein paar Minuten.«
    Schattenartige Gestalten verdüsterten Erics eigene Gedanken. Die menschlichen Bewohner von NSW 3, die jetzt nach NSW 4 zurückkehren sollten, hatten zu viele irrationale Ängste gemein, um an einem gemeinsamen Ziel zu zweifeln. Äußerst schmerzhafte Therapien waren erforderlich gewesen, um die unterdrückten Erinnerungen an ein anderes Menschenlager irgendwo auf NSW 3 zu rekonstruieren. Erinnerungen, die auch Eric selbst erst in den Trümmern seines Verstandes wiederfinden musste. Weder mithilfe der Psychotherapie noch mit exzessiver Datenauswertung hatten sie diesen anderen Ort ausfindig machen können – dieses Lager, dessen Existenz die Konkordanz voller Entrüstung bestritten hatte.
    Traumainduzierte Amnesie hatte Jeeves dieses Krankheitsbild genannt, und die Rekonstruktion der verlorenen Kindheitserinnerungen war schmerzhaft. Als Erwachsener begriff Eric nun: dass die Bürger sämtliche Frauen an Bord der Long Pass zur Kooperation zwingen konnten, hatte den Zuchtexperimenten keineswegs ein Ende gesetzt.
    Diejenigen, bei denen man von einem ›Erfolg‹ sprechen konnte, hatte man zur Hauptkolonie auf NSW 3 gebracht oder gelegentlich – wie in Erics eigenem Falle – nach NSW 4. Die ›Fehlschläge‹, denen auch Autodocs nicht mehr hatten helfen können, blieben zurück: verstümmelt und vernarbt in einer Art und Weise, der sich Eric noch nicht einmal nach der Therapie stellen konnte.
    Was er nicht mehr vergaß, das würde er auch niemals verzeihen.
    Schon bald
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