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Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Titel: Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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Surround-Sound. Fast eine ganze Wand des Raumes nahm ein Bergsee ein, an den sich Diego nur zu gut erinnerte. Im Augenblick durchpflügte ein schnittiges zweifarbiges Motorboot das Gewässer; der Innenbordmotor mit seinen 100 PS war zu einem kaum hörbaren Schnurren gedrosselt.
    Doch leider konnte nichts diesen allgegenwärtigen Geruch wieder aufbereiteter Luft vertreiben oder verbergen. Und ebenso wenig konnten die urigen Holzplanken, die der in den Tisch im Tagesraum eingebaute Holoprojektor gerade auf seine Oberfläche projizierte, überzeugend darüber hinwegtäuschen, dass man unter seinen Fingern spiegelglattes Plastahl fühlte. Diego veränderte die Einstellungen der Kabine, drehte das Zwitschern und Trällern auf fast unhörbare Lautstärke, während seine neugierigen Schiffskameraden sich Kaffee und Snacks aus dem Synthesizer holten.
    Als Erste nahm Barbara Nguyen Platz. Sie war hochgewachsen und schlaksig – ganz typisch für Belter. Ihren Schädel hatte sie fast vollständig kahl rasiert, abgesehen von einem schwarzen Hahnenkamm, der sehr an einen Kakadu erinnerte. Auch das war bei Beltern durchaus nicht unüblich. Sie war Captain dieses Schiffes und die mit Abstand Vorsichtigste an Bord. Was dabei Ursache und was Wirkung sein mochte, blieb Diego nach wie vor verschlossen, sosehr er darüber auch nachgrübelte. Während ihrer gesamten – bislang völlig ereignislosen – Reise hatte Nguyen stets dafür gesorgt, dass sämtliche Entscheidungen durch Konsensbeschluss gefällt wurden. Wenn Diego ein wenig Glück hatte, war ihr diese ›Suche nach dem Konsens‹ inzwischen zu einer echten Angewohnheit geworden.
    Sayeed Malloum, ihr Ingenieur, war sogar noch größer, für einen Belter jedoch recht untersetzt. Jeder von ihnen bewältigte die Langeweile auf eigene Art und Weise. Seit einigen Wochen hatte Sayeed ein Faible dafür entwickelt, sich den Haarkamm und die Einweg-Schutzanzüge in dazu passenden Tönen einzufärben: An diesem Tag hatte er sich für eine Kombination aus Neongrün und Dunkelgelb entschieden.
    Jaime MacMillan, Schiffsärztin und seit mittlerweile fünfzig Jahren mit Diego verheiratet, ließ sich in den letzten noch freien Sessel sinken. Sie hatte die Figur einer Erdbewohnerin und war mit ihren 1,80 Meter fast genauso groß wie ihr Mann. In jeder anderen Hinsicht bestätigte sie jedoch die alte Weisheit, Gegensätze würden sich anziehen: Jaime war schlank und anmutig, Diego hingegen so untersetzt, dass man kaum umhin kam, das Wort ›Schmerbauch‹ zu benutzen. Und während sie blond und hellhäutig war, wirkte Diego auffallend dunkel, geradezu düster. Natürlich fiel gerade Letzteres hier besonders auf, weil man an Bord des Schiffes die natürlichen Hautfarben erkennen konnte: So unendlich weit von der Erde entfernt, hatten die Flatlander auf eine Ganzkörperbemalung und die aufwändigen Muster auf der Haut, wie sie in ihrer Heimatwelt üblich waren, verzichtet.
    Jaime hatte die Hand unter der Tischplatte verschwinden lassen und tätschelte Diego beruhigend das Knie, auch wenn nicht einmal sie wusste, weswegen ihr Mann die gesamte Besatzung zusammengerufen hatte. Überrascht bemerkte Diego, dass Jaime ihren Overall mit dem Tartan-Muster des MacMillan-Clans überzogen hatte: ein weiteres, stilles Zeichen absoluten Vertrauens. Wie beunruhigt hatte er denn bloß gewirkt?
    Barbara räusperte sich. »Jetzt spuck’s schon aus, Diego! Warum hast du uns alle hier zusammengerufen?«
    Ach, wie sehr alle Details, alle Analysen, sämtliche Terabytes an Spezifikationen in seinen persönlichen Aufzeichnungen danach schrien, endlich freigelassen zu werden! Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. »Schaut her.« Über diesem Trugbild eines gemütlichen Tisches tauchte jetzt ein Navigations-Holo auf. Inmitten der nächstgelegenen Sterne – winzige rosafarbene, orangeweiße und gelbweiße Lichtpünktchen – glomm eine leuchtend grüne, sternförmige Markierung: Sie sind hier. Während seine Freunde noch verständnisvoll nickten, überlagerte Diego das Sternenpanorama mit einer mattgrauen, filigranen 3-D-Struktur. Ob sie es erkennen würden? »Hier sehen wir Dichteschwankungen im interstellaren Gas und Staub.«
    Sayeed zog seine Stirn in Falten. Offensichtlich rechnete er wieder einmal mit einem ausschweifenden Plädoyer dafür, dass man doch eine kleine Abweichung vom ursprünglich vorgesehenen Kurs beschließen könne.
    »Du hast uns schon öfter solche Dichtediagramme gezeigt. Bisher
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