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Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Titel: Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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Innern dieser Kugel verborgen – so sah und hörte er nichts. Er ließ seinen Muskeln gerade noch genug Spiel, um atmen zu können. Die Herdenpheromone, die kontinuierlich in der Luft des Schiffes zirkulierten, würden ihn früher oder später wieder beruhigen. Doch in der Zwischenzeit war seine Besorgnis gewiss angemessen.
    Wie sollte er auch nicht in Panik geraten? Er repräsentierte eine Billion seiner Artgenossen. Nur ein winziger Bruchteil der Konkordanz konnte überhaupt den Gedanken ertragen, die Heimatwelt zu verlassen. Und doch war er jetzt hier, sogar auf sein eigenes Bestreben hin – und das nur, weil die Alternative, die diese Billion sonst betroffen hätte, noch viel undenkbarer war.
    Der Angstanfall ließ ein wenig nach; vorsichtig hob Nessus einen Kopf und blickte sich zaghaft um. Sensoren, versteckt über das ganze Schiff verteilt, meldeten ihm, die Situation sei nach wie vor normal. Seine Mannschaft – drei Kolonisten – wusste entweder nichts von der derzeitigen Stimmung ihres Captains oder aber sie respektierte sie. Zwei der Kolonisten befanden sich in ihrer jeweiligen Kabine, einer davon schnarchte leise. Der dritte hielt Brückenwache.
    Hatte er gerade wirklich ›normal‹ gedacht? ›Normalität‹ gab es nur auf Hearth, im altbewährten Lebensrhythmus, inmitten der wimmelnden Menge der Bürger – seinesgleichen.
    Erneut rollte Nessus sich zu einer angespannten, zitternden Kugel zusammen. Solange sich keine drastischen Veränderungen ergaben – und viel Glück im Spiel war –, war alles Normale dem Untergang geweiht.
     
    Wirklich sehen konnte man den Hyperraum nicht; eher genau das Gegenteil. Das Gehirn weigerte sich einfach zu akzeptieren, dass eine derart sonderbare Dimension existierte. Alle Objekte rings um ein Kabinenfenster herum schienen auf irgendeine Art und Weise zusammenzukommen – der Verstand weigerte sich einfach, dieses Nichts, das zwischen ihnen lag, diese Leere, zu verarbeiten. Natürlich konnte man das Fenster verdunkeln, aber jedes Stückchen abgeblätterte Farbe, jeder Spalt im Vorhang schien den Beobachter gnadenlos zu verspotten, als wolle ihn alles mit Macht darauf hinweisen, dass dahinter das absolute Nichts lag. An den Hyperraum musste man sich gewöhnen … und manchen gelang das ein ganzes Leben lang nicht.
    Kirsten Quinn-Kovacs, derzeit alleine auf der Brücke, ignorierte geflissentlich das verdunkelte Fenster. Es gab genügend zu tun, und so konnte sich ihr Verstand auch mit genügend anderem beschäftigen. Alles hier war neu und wundersam. Allein schon hier an Bord sein zu dürfen war eine ungeheure Ehre.
    Und stets drohte die Absonderlichkeit dieser ganzen Situation Kirsten zu übermannen.
    Die Brücke der Explorer war eine Schimäre, eine räumliche Überlagerung unvorstellbarer Einzelteile. Schimäre – schon das Wort selbst war eine wunderliche Neuerung, ursprünglich dazu gedacht, ein Fabelwesen zu benennen. Nessus hatte Kirsten dieses Wort gelehrt und dabei behauptet, er habe es auf einer fremdartigen Welt in weiter, weiter Ferne kennen gelernt.
    Was konnte noch unvorstellbarer sein als die Tatsache, dass sie sich jetzt, in diesem Augenblick, auf dem Weg befand, einen bislang unerforschten fremdartigen Planeten zu erkunden? Natürlich war es sehr unwahrscheinlich, dass sie auch nur einen Fuß auf diese fremde Welt setzen würde, aber dennoch bot diese Reise eine unglaubliche Gelegenheit. Außer als Passagier oder bei Übungsflügen – und dann immer in Sichtweite der Weltenflotte – hatte noch kein Kolonist je ein Raumschiff betreten … bis jetzt.
    Kirsten streckte sich, und ihre Pilotenliege streckte sich mit ihr. Wer auch immer dieses Möbelstück konstruiert haben mochte: Er oder sie hatte wirklich Ahnung von der Physiologie der Kolonisten. Die Antriebs- und Navigationsinstrumente in Reichweite waren ebenso einfach und intuitiv zu bedienen. Die General Products Company verstand ihr Handwerk. Kirsten konnte kaum fassen, dass die Explorer nur ein Prototyp sein sollte.
    Der andere Sitz auf der Brücke, eine gepolsterte Bank, war ganz offensichtlich für Nessus gedacht. Davor stand das entsprechende Gegenstück zu der Konsole, vor der im Augenblick Kirsten saß. Im Notfall konnte sie die Anzeigen jener anderen Instrumente ablesen und interpretieren; aber sie hatte keinerlei Chance, auch nur ein einziges dieser Instrumente zu bedienen. Ihre Hände waren nicht einmal ansatzweise so geschickt oder so kräftig wie die Lippen und die Kiefer eines
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