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Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Titel: Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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Bürgers.
    Auch wenn die Hälfte der Sitzplätze auf der Brücke auf die Physiologie der Kolonisten ausgelegt war, hatte man den gesamten Raum doch offensichtlich nach den Standards der Bürger gestaltet: Nirgends gab es eine Ecke oder Kante. Konsolen, Sockel, Instrumente, der Verriegelungsmechanismus der Luke – alles sah aus, als sei es leicht angeschmolzen und dann wieder erstarrt. Bürger sahen in jeder scharfen Kante und jeder spitzen Ecke eine unnötige Gefahr.
    Die Leere des Hyperraums flüsterte Kirsten leise zu, forderte sie spöttisch auf, doch endlich seine Existenz zu akzeptieren. Stattdessen richtete Quinn-Kovacs den Blick fest auf ihre Konsole. Das Herz der Instrumente war eine große, durchscheinende Kugel: der Massendetektor. Jede blaue Linie, die vom Mittelpunkt dieser Kugel ausging, repräsentierte einen nahe gelegenen Stern. Die Richtung des Lichtfadens zeigte dessen räumliche Orientierung an; die Länge besagte etwas über den Gravitationseinfluss dieses Sterns: Masse durch das Quadrat der Distanz. Der bei weitem längste Lichtfaden deutete geradewegs auf Kirsten: ihr Zielort.
    Die Logik besagte, dass ein oder zwei Blicke pro Wache ausreichten – selbst bei aktiviertem Hyperraumantrieb dauerte es drei Tage, um ein Lichtjahr zurückzulegen. Doch die Logik wurde zu etwas sehr Fadenscheinigem, solange diese Leere dort draußen Kirsten so sehr bedrängte. Sie erschauerte. Schiffe im Hyperraum, die sich der Singularität rings um ein stellares Massenobjekt zu sehr annäherten, verschwanden einfach. Und die dortige Mathematik war mehrdeutig: Niemand wusste, wohin diese Schiffe verschwunden waren – oder ob sie überhaupt noch existierten.
    Die Überwachung der Fahrt schien ein Prozess zu sein, der sich mit Leichtigkeit würde automatisieren lassen – einfach nur den Hyperraum verlassen, sobald eine Linie sich zu sehr näherte. Aber genau das war nicht möglich. Der Massendetektor war von Natur aus ein Psi-Gerät; sein Gebrauch setzte einen aktiven Verstand voraus.
    Selbst wenn man die Verantwortung für das Schiff auf drei Personen aufteilte, war der damit einhergehende Stress enorm. Im Abstand weniger Tage kehrte das Schiff in den Normalraum zurück, auch wenn es nur für einen kurzen Moment war, um sich ins Gedächtnis zurückzurufen, dass Sterne noch etwas anderes waren als hungrige Singularitäten, die nur darauf warteten, sie alle zu verschlingen.
    »Erscheint eine Dreißig-Tage-Reise immer noch einfach?« Es war eine volltönende Kontraaltstimme, die wirklich alle Frauen beneidenswert fanden … und alle Männer in geradezu verstörendem Maße anziehend.
    Kirsten blickte auf; das Klappern von Hufen auf dem metallenen Belag des Decks hätte sie eigentlich vor Nessus’ Eintreffen warnen sollen, und doch nahm sie diese Geräusche erst jetzt wahr.
    Mit seinen beiden Köpfen – den einen hoch aufgereckt, den anderen geduckt – betrachtete Nessus Kirsten aus zwei verschiedenen Blickwinkeln gleichzeitig. Mit der instinktiven Vorsicht, die alle Bürger auszeichnete, war Nessus mitten in der Luke stehen geblieben, sodass er jederzeit in beide Richtungen würde flüchten können.
    Schon ihr ganzes Leben lang war Kirsten den Bürgern gegenüber zu Dank verpflichtet. So war das bereits seit Generationen. Doch während Kirsten sehr wohl von den Bürgern wusste, sie respektierte und verehrte, war sie doch nur wenigen begegnet. Ebenso wie scharfe Kanten oder harte Ecken stellte ihr Volk für die meisten Bürger ein vermeidbares Risiko dar.
    Jetzt, in der Einsamkeit der Leere zwischen den Sternen, sah Kirsten wieder einmal, wie unterschiedlich Bürger und Kolonisten wirklich waren.
    Nessus stand auf zwei breit gespreizten Vorderbeinen und einem erstaunlich gelenkigen Hinterbein. Zwei lange, flexible Hälse reckten sich zwischen muskulösen Schultern empor. Jeder der beiden flachen, dreieckigen Schädel wies ein Ohr, ein Auge und einen Mund auf; die Zunge und die wulstigen Lippen dieser Münder dienten zugleich als Hand. Die lederartige Haut des Bürgers war matt gelblich-weiß. Nessus wies nur wenige der hellbraunen Streifen auf, die bei Bürgern an sich recht häufig vorkamen. Die zerzauste braune Mähne, die zwischen den Hälsen wuchs, bedeckte (und polsterte) den knochigen Höcker, unter dem das Gehirn lag.
    Einen seiner Hälse streckte Nessus noch weiter. Die beiden Köpfe wandten sich einander zu, blickten sich gegenseitig ins Auge – Kirsten wusste, dass dies das Bürger-Gegenstück zu einem
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