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Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Titel: Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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eine oben, der andere unten –, überzeugte Kirsten davon, mit ihrer Vermutung richtig gelegen zu haben. Jetzt lächelte auch sie – aber in der Art der Kolonisten.
     
    Mit atemberaubender Geschwindigkeit trat die Explorer aus dem Hyperraum aus.
    Dass Nessus den Mut besaß, sich hier aufzuhalten, bewies, dass er definitionsgemäß wahnsinnig war. Einem geistig gesunden Bürger war Kirsten niemals begegnet, weil kein geistig gesunder Bürger Hearth jemals verließ. Keinen Augenblick lang nahm Kirsten die Hände von der Steuerung, doch unwillkürlich wanderte ihr Blick immer wieder zu ihrer Rechten, wo Nessus auf seiner Pilotenliege ruhte. Jederzeit würde er die Steuerung des Schiffes übernehmen können. Das zu wissen war zugleich beruhigend und erniedrigend.
    Als die Explorer aufgebrochen war, hatte die Geschwindigkeit der Flotte ›nur‹ 0,017 Prozent der Lichtgeschwindigkeit betragen. Beim Aufbruch war Kirsten das wie ein sinnloses Kriechtempo vorgekommen, wenn man bedachte, wie viele Lichtjahre es zu überwinden galt. Doch jetzt, als sie wieder in den Normalraum eintraten, erschien ihr dieselbe Geschwindigkeit etwas völlig anderes zu sein.
    Unter Nessus’ wachsamem Blick ließ Kirsten das Schiff mithilfe des Gravitationswiderstands abbremsen. Drei weitere Male vollführte sie Mikro-Sprünge in den Hyperraum und umfuhr so ihr Zielobjekt, um den Stern dann erneut zu passieren und jeweils weiter an Geschwindigkeit zu verlieren. Der Fusionsantrieb der Explorer hätte dieses Bremsmanöver deutlich beschleunigt – doch der meilenlange Flammenstrahl fusionierenden Wasserstoffs, heißer als die Oberfläche der Sterne, hätte jedem, der zum Himmel hinaufgeblickt hätte, ihre Ankunft unverkennbar mitgeteilt.
    »Gut gemacht«, bemerkte Nessus schließlich.
    »Danke.« Die Bemerkung ihres Mentors klang zugleich ernsthaft und vorsichtig. Während Kirsten die Explorer auf einen Orbit um den weit entfernten Stern steuerte, den sie alle bislang nur als ›G567X2‹ kannten, leitete sie einen Tiefenradar-Scan ein. Das entsprach zwar exakt den Vorschriften, doch für Kirsten war es völlig unverständlich. Neutrinos durchdrangen jegliche gewöhnliche Materie, also wonach suchten sie dann hier? »Das hat sich bewährt«, hatte die einzige Erklärung gelautet, die ihr Ausbilder ihr jemals gegeben hatte. »Nessus wird wissen, was zu tun ist, falls ein Signal zurückkehrt.«
    So beschäftigt sie hier auch war, fragte sich Kirsten doch, wie die Aliens diese Sonne wohl nennen mochten. Nessus wäre das egal. Neugier legten Bürger nur dann an den Tag, wenn ihre eigene Sicherheit gefährdet sein konnte.
    Vielleicht machte gerade ihre Neugier die Kolonisten zu besseren Raumerkundern, und deswegen waren sie jetzt hier. Oder vielleicht waren Kolonisten auch einfach nur entbehrlich. Ihre Eltern und Brüder dachten, Letzteres sei der Grund. Und wenn niemand bereit wäre, die vor der Flotte liegenden Regionen zu erkunden? Auf diese Frage hatte Kirstens Familie keine Antwort gewusst.
    Mit einem erleichterten Seufzer nahm Kirsten die Hände von den Instrumenten. »Wir sind im Orbit«, verkündete sie über das Schiffs-Intercom. Dann wandte sie sich zu Nessus um und fügte hinzu: »Wir befinden uns in Sicherheit außerhalb der Singularität – wie versprochen.«
    Nachdenklich blickte er sie an, den einen Kopf immer noch in die Höhe gereckt, den anderen gesenkt. »Gut. Hier fängt unsere Arbeit an.«

 
KAPITEL ZWEI
     
     
    Von dem Sonnensystem, das zu erkunden sie eine so weite Strecke zurückgelegt hatten, war mit bloßem Auge nur der Stern zu erkennen, den sie jetzt in sicherer Entfernung umkreisten. Die Instrumente meldeten einen Gasriesen und drei Gesteinsplaneten, dazu noch eine in keiner Weise ungewöhnliche Ansammlung von Asteroiden und weit abgelegenen Schneebällen.
    Radiosignale hatten die Explorer hierhergerufen; derzeit kamen Radiosignale nur von einem einzigen Punkt in diesem Sonnensystem: dem dritten Mond des Gasriesen. Bei näherer Betrachtung – ›näher‹ bedeutete hier: mithilfe von Bildmaterial mit höherer Auflösung, nicht etwa aus größerer räumlicher Nähe – stellte sich heraus, dass der Mond sich in einer gebundenen Rotation mit seinem Heimatplaneten befand und von einer Eisschicht bedeckt war. Gewaltige Risse durchzogen die gesamte eisige Oberfläche. Nessus musste an eine andere Welt denken, die er vor langer Zeit einmal gesehen hatte – ›Europa‹ hatte jene Welt geheißen.
    »Wahrscheinlich befindet
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