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Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Titel: Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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hielt.
    Nessus hätte sein Haar äußerst aufwändig zieren können, wenn er das gewünscht hätte. Hochrangige Mitglieder der Konkordanzregierung, nur zwei Stufen unterhalb des Hintersten, hatten diese Mission autorisiert. Diejenigen, die Nessus dafür ausgewählt hatten, sie zu leiten, verabscheuten ihn für genau jene Charakterzüge, die ihn dafür qualifizierten. Und Nessus reagierte auf ihren nicht sonderlich verdeckten Hohn, indem er seine Mähne nicht nur völlig schmucklos trug, sondern gelegentlich sogar bewusst ungepflegt. Seine Eltern waren sehr konservativ; Nessus hatte reichlich Erfahrung darin sammeln können, auf Missbilligung zu stoßen.
    Er hoffte, sich den Kolonisten gegenüber weniger ablehnend zu verhalten, als er selbst es nur zu oft hatte ertragen müssen. Vor allem Eric hatte etwas Besseres verdient: Seine Treue der Konkordanz gegenüber stand völlig außer Frage. Mit jeder neuen Generation hielten mehr und mehr Kolonisten ihre komfortable Lebensweise für selbstverständlich. Zu denen würde Eric niemals gehören.
    Die Ironie dieser Situation entging Nessus nicht. So sehr er selbst jegliche Autorität infrage stellte, war doch instinktive Loyalität der derzeitigen, äußerst konservativen Regierung gegenüber das Hauptkriterium gewesen, nach dem er sich diese Mannschaft zusammengesucht hatte. Anders würde Nessus es keinesfalls wollen. Eines Tages mochte sein Leben vielleicht von der reflexartigen Ehrfurcht seiner Mannschaft abhängen.
    »Nessus?«, sprach Eric ihn respektvoll an.
    Hastig ging Nessus noch einmal die wichtigsten Punkte von Erics Erläuterungen und Kirstens – gelegentlich bemerkenswert aufschlussreichen – Anmerkungen durch. Einerseits hatten sie nichts angesprochen, was den Analysten der Flotte in irgendeiner Weise neu gewesen wäre. Andererseits wirkten sämtliche ihrer Befunde – obwohl sie Pioniere waren und zum ersten Mal von ihresgleichen getrennt – durchaus solide. Mehr hätte Nessus wirklich nicht von ihnen erwarten können.
    »Ihr habt einige interessante Beobachtungen gemacht. Welches Vorgehen würdet ihr vorschlagen?«
    »Ich würde gerne näher herangehen«, sagte Eric. »Vielleicht können wir eine ihrer Basen oberhalb der Wasseroberfläche lokalisieren.«
    »Auf keinen Fall!«, widersprach Omar sofort und blickte Nessus Unterstützung heischend an. »Dafür haben wir doch unbemannte Sonden an Bord.«
    Die Explorer befand sich zwar auf einer weiten Umlaufbahn um G567X2 – das jedoch war keine Vorsichtsmaßnahme wegen der immer noch unsichtbaren Aliens. Auch wenn Nessus froh darüber war, dass seine Mannschaft genau das glaubte. Dass sie von dieser stellaren Masse weit genug entfernt waren, um notfalls jederzeit den Hyperraumantrieb zu aktivieren, erlaubte es Nessus, auch das Hyperwellen-Funkgerät zu verwenden, das er in seiner Kabine versteckt hatte.
    Wenn sich die Explorer dieser Sonne weiter näherte, würde das Schiff eine Hyperwellen-Funkboje aussetzen, die sie dann über konventionellen Funk würden erreichen können. Doch dass die Übertragung der Signale mit der erschreckend langsamen Geschwindigkeit des Lichtes erfolgen würde, stellte das eigentliche Problem dar: Das würde nämlich auch den Kontakt mit den Experten auf Hearth immens verlangsamen. Und ohne die schnelle Möglichkeit, sich mit einer ganzen Welt von Experten zu beraten, ginge der Eindruck der Unfehlbarkeit verloren, auf den Nessus großen Wert legte.
    Als Omar sich nun hilfesuchend zu Nessus umschaute, fragte sich der Bürger, ob seine Entscheidungen bei der Auswahl der Besatzung nicht vielleicht schon jetzt seine Fehlbarkeit unter Beweis stellten. Vielleicht war der Captain den Bürgern einfach zu ähnlich? Würde Omar im Falle einer Krise in Hysterie verfallen oder sich zurückziehen? Natürlich bot Omars Vorsicht Nessus eine weitere Möglichkeit, seine Mannschaft zu lenken und nach seinen eigenen Bedürfnissen zu formen. Ob es nun ein Problem darstellte oder nicht – Nessus empfand diesen Gedanken als zutiefst befriedigend. Nach und nach begann er sie alle zu verstehen: den vorsichtigen Omar, den treuen Eric, die stille, aber hochintelligente Kirsten.
    So musste es sein, Kinder aufzuziehen. Dieser Vergleich erschien Nessus durchaus angemessen: Sollte er jemals eigene Kinder haben wollen, so musste Nessus zunächst seinen Erfolg bei und mit diesen Kolonisten unter Beweis stellen. Nessus selbst hatte einmal mit angehört, wie seine Eltern sich darüber unterhalten hatten, dass
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