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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde
Autoren: Larry Niven
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Fusionstriebwerke, die zehn Grad nach außen gerichtet waren und auf seltsamen Metallgerüsten ruhten, so daß die gesamte Konstruktion an die eingezogenen Fangarme einer Gottesanbeterin erinnerte. Der eigentliche Rumpf war klein; allerdings hatte man darin auch nur den Computer und einen kleinen Treibstofftank für den Innersystemantrieb untergebracht.
    Juno war bereits nicht mehr zu sehen, als die Fusionstriebwerke zündeten. Sofort wurde das Kabel am Heck des Schiffes ausgerollt. Das Kabel war über fünfzig Meter lang und bestand aus einer geflochtenen Sinclair-Molekülkette, und an seinem Ende befand sich eine Bleikapsel, die so schwer war wie der Rammroboter selbst.
    Seit Jahrhunderten flogen bereits derartige Frachter zu den Sternen hinaus, doch dieser hier war etwas Besonderes.
    Wie die Rammroboter Nr. 141 und Nr. 142, die bereits nach Jinx und Wunderland unterwegs waren (und wie demnächst auch Rammroboter Nr. 144, den man noch nicht einmal gebaut hatte), transportierte Rammroboter Nr. 143 die Saat der Revolution. Auf der Erde war diese Revolution bereits im Gange. Dort verlief sie ruhig und geordnet. Auf Mount Lookitthat würde das anders sein.
    Die medizinische Revolution, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzte, hatte die menschliche Gesellschaft über fünfhundert Jahre hinweg kontinuierlich verändert. In weniger als der Hälfte dieser Zeit hatte sich Amerika an Eli Withneys Egreniermaschine angepaßt, und ähnlich wie im Falle der Egreniermaschine würden die Nachwirkungen dieser Veränderung noch lange zu spüren sein. Doch schon ging die Gesellschaft wieder zu dem über, was einst Normalität gewesen war – langsam zwar, aber die Entwicklung schritt voran. In Brasilien hatte sich eine kleine, rasch wachsende Gruppe formiert, die dafür plädierte, die Todesstrafe für notorische Verkehrssünder abzuschaffen. Man würde ihnen Widerstand entgegensetzen, doch letztlich würden sie sich behaupten.
     
    Vorwärtsgetrieben von zwei Lanzen aus aktinischem Licht, näherte sich der Rammroboter dem Orbit des Pluto. Sowohl Pluto als auch Neptun befanden sich auf der anderen Seite der Sonne, und es waren keine Schiffe in der Nähe, die durch die magnetischen Kräfte hätten beschädigt werden können, die der Antrieb des Rammroboters freisetzte.
    Der Rammgenerator schaltete sich ein. Das konische Feld formierte sich recht langsam; doch nachdem der Oszillationsprozeß erst einmal abgeschlossen war, maß es 400 Kilometer im Durchmesser. Das Schiff ruckte ein wenig – sehr wenig, um genauer zu sein –, als das Feld damit begann, interstellaren Staub und Wasserstoff einzufangen. Es beschleunigte noch immer. Der Innersystemantrieb war abgeschaltet, und daran würde sich die nächsten zwölf Jahre auch nichts ändern. Die Nahrung des Schiffes war von nun an die dünn gesäte Materie im Raum zwischen den Sternen.
    In unmittelbarer Nähe des Schiffes wirkten die magnetischen Felder tödlich. Kein Lebewesen, das über ein zentrales Nervensystem verfügte, konnte innerhalb eines Radius von über 500 Kilometern rings um den elektromagnetischen Sturm des Rammgenerators überleben. Seit Jahrhunderten versuchten die Menschen schon, Magnetschilde zu bauen, die es ihnen ermöglichen würden, auf einem Rammschiff mitzufliegen. Inzwischen glaubte man jedoch, daß dies unmöglich sei, und diese Analyse war in der Tat richtig. Ein Rammroboter konnte Samen, gefrorene Eier und Embryos transportieren – vorausgesetzt, sie wurden ein gutes Stück hinter dem Generator hergeschleppt. Die Menschen selbst mußten jedoch auf ihre langsamen Kolonieschiffe zurückgreifen, die mit weniger als halber Lichtgeschwindigkeit von Stern zu Stern flogen.
    Was Rammroboter Nr. 143 betraf, so nahm seine Geschwindigkeit im Laufe der Jahre stetig zu. Anfangs war die Sonne noch als heller Stern zu sehen, bald jedoch schrumpfte sie zu einem blassen orangefarbenen Funken zusammen. Die Zugkraft der Rammschaufel erhöhte sich geradezu Furcht erregend, doch glich die immer größer werdende Menge an hereinströmendem Wasserstoff die Auswirkungen dieser Zugkraft mehr als aus. Die Teleskope auf den Trojanern des Neptun sahen von Zeit zu Zeit das helle Leuchten der Fusionsflamme des Rammroboters: ein winziges, wildes blaues Glühen vor der strahlendgelben Scheibe von Tau Ceti.
    Das Universum veränderte sich. Vor und hinter dem Rammroboter rückten die Sterne aneinander, bis Sol und Tau Ceti weniger als ein Lichtjahr voneinander entfernt zu sein schienen.
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