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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde
Autoren: Larry Niven
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Sol war nun nur noch ein schwach glühender Punkt, während Tau Ceti blendendweiß leuchtete. Die beiden Roten Zwerge, die als L726-8 bekannt waren und an denen der Weg des Rammroboters vorbeiführte, leuchteten in warmem Gelb, und alle Sterne wirkten zusammengedrückt, als hätte sich irgendein riesiger Gott mit all seinem Gewicht auf das Universum gesetzt.
    Rammroboter Nr. 143 erreichte den Mittelpunkt der Strecke, die er zurücklegen mußte – 5,95 Lichtjahre von Sol entfernt, relativ zur irdischen Sonne gemessen –, und flog weiter. Der Wendepunkt war noch Lichtjahre entfernt, denn der Rammantrieb würde die Fluggeschwindigkeit des Schiffes während der Reise drosseln.
    Doch im Computer des Rammroboters aktivierte sich ein Relais. Die Rammschaufel schaltete sich ab, und das Licht der Triebwerke starb, als Rammroboter Nr. 143 all seine gesammelte Energie zu einem Maserstrahl bündelte. Eine Stunde lang wurde der auf Tau Ceti gerichtete Strahl aufrechterhalten. Dann beschleunigte der Rammroboter wieder und folgte seinem eigenen Maserstrahl; doch der war ihm immer ein Stück voraus.
     
    Mehrere fünfzehnjährige Jungen hatten vor der Tür der Medcheck-Station eine Reihe gebildet; jeder hielt eine konische Flasche mit einer klaren, gelben Flüssigkeit in der Hand. Einer nach dem anderen schritten sie vor und reichten die Probe einer hart und männlich wirkenden Krankenschwester; dann traten sie zur Seite und warteten auf neue Befehle.
    Matt Keller war der drittletzte. Als der Junge vor ihm zur Seite trat und die Krankenschwester Matt ihre Hand entgegenstreckte, ohne aufzublicken, warf Matt einen kritischen Blick auf die Flüssigkeit. »Sieht nicht gut aus«, bemerkte er.
    Die Krankenschwester schaute ihn verärgert an. Ein Kolonistenbalg, der ihre Zeit verschwendete?
    »Ich mach’ das besser noch mal«, sagte Matt mit lauter Stimme und trank die Flüssigkeit.
    »Das war Apfelsaft«, erklärte er später am Abend. »Fast hätten sie mich dabei erwischt, wie ich ihn in die Station geschmuggelt habe. Aber ihr hättet mal ihr Gesicht sehen sollen. Sie ist kreidebleich geworden.«
    »Aber warum?« fragte sein Vater ehrlich erstaunt. »Warum hast du Miss Prynn geärgert? Du weißt doch, daß sie zumindest teilweise ein Crewmitglied ist, und die Proben gehen direkt ans Hospital!«
    »Ich find’s lustig«, erklärte Jeanne. Sie war Matts Schwester, ein Jahr jünger als er, und stand immer auf seiner Seite.
    Matts Grinsen verschwand, und sein Gesicht wirkte plötzlich finster und alt. »Das war für Onkel Matt.«
    Mr Keller funkelte zuerst Jeanne an, dann seinen Sohn. »Matthew, wenn du nicht aufhörst, so zu denken, wirst du noch wie er im Hospital enden! Warum kannst du die ganze Sache nicht einfach vergessen?«
    Die offensichtliche Sorge seines Vaters durchdrang Matts düstere Laune. »Mach dir keine Sorgen, Ghenghis«, erwiderte er in gelassenem Tonfall. »Miss Prynn hat die Sache vermutlich schon vergessen. Was das betrifft, habe ich schon immer Glück gehabt.«
    »Unsinn. Wenn sie dich nicht meldet, dann aus purer Freundlichkeit.«
    »Das wage ich nun wirklich zu bezweifeln.«
     
    In einem kleinen Erholungsraum im Behandlungsflügel des Hospitals setzte sich Jesus Pietro Castro zum ersten Mal seit vier Tagen auf. Bei seiner Operation hatte es sich zwar um einen größeren, aber nicht allzu komplizierten Eingriff gehandelt: Man hatte ihm einen neuen linken Lungenflügel implantiert. Auch hatte ihm Miliard Parlette, ein reinrassiges Crewmitglied, eine strenge Anweisung gegeben: Er sollte das Rauchen aufgeben, und zwar sofort.
    Als Jesus Pietro sich aufsetzte, um den liegen gebliebenen Papierkram von vier Tagen zu erledigen, spürte er in seinem Inneren ein leichtes Ziehen, das von chirurgischem Kleber herrührte. Der Papierstapel, den sein Adjutant gerade neben dem Bett aufbaute, wirkte unverhältnismäßig dick. Jesus Pietro seufzte, griff nach einem Stift und machte sich an die Arbeit.
    Fünfzehn Minuten später rümpfte er die Nase, als er eine lächerliche Beschwerde las – die jemand wegen eines Streichs eingereicht hatte! Er zerknüllte das Papier, dann entfaltete er es jedoch wieder und sah es sich genauer an. »Matthew Leigh Keller?« fragte er.
    »Wegen Verrats verurteilt«, antwortete Major Jansen, ohne zu zögern. »Vor sechs Jahren. Er ist über den Rand des Alpha-Plateaus entkommen – über den Rand der Leere. Die Aufzeichnungen besagen, er sei in die Organbanken gewandert.«
    Aber das stimmte nicht,
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