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Ring aus Feuer

Ring aus Feuer

Titel: Ring aus Feuer
Autoren: Annie West
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er ihre Angst spüren, auch wenn sie ihr Kinn defensiv vorgestreckt hatte.
    Gut. Sie verdiente es, sich vor seinen nächsten Schritten zu fürchten. Schließlich spielte er sogar mit dem Gedanken, einfach die Polizei anzurufen. Bestimmt konnte man ein paar Anklagepunkte gegen sie konstruieren, angefangen bei Hausfriedensbruch oder vielleicht auch versuchte er Erpressung.
    Aber sosehr ihre Anwesenheit ihn auch durcheinanderbrachte, er konnte Tessa Marlowe nicht gehen lassen. Wenn er sie der Polizei übergab, bestand die Gefahr, dass ihre Geschichte an die Öffentlichkeit kam. Dadurch hatte sie noch mehr Chancen, Druck auf ihn auszuüben.
    Nein, Miss Marlowe musste bleiben, wo er sie im Auge behalten konnte. Unwillig hob er die Schultern, die nach der Aufregung der letzten Nacht ganz verspannt waren.
    Jeder Glückwunsch von den Gästen, jedes gut gemeinte Wort und jede Anspielung auf den irgendwann zu erwartenden Nachwuchs hatten seine Unruhe noch verstärkt. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich wie ein Betrüger, der seine Familie, seine Freunde und auch die Frau anlog, mit der er den Rest seines Lebens zu verbringen gedachte.
    Und er hasste dieses Gefühl und auch die Tatsache, die Ereignisse nicht völlig unter Kontrolle zu haben. Ausgerechnet er, der seine wohlgeordnete Welt fest im Griff hatte, wäre um ein Haar zum Ehebrecher geworden. Das war unverzeihlich!
    „Was willst du?“, fragte sie mit rauer Stimme.
    Langsam durchquerte er den Raum und ignorierte tunlichst die Hitze, die in ihm aufflammte, sobald er in ihre Nähe kam. Es war die ultimative Beleidigung seiner Intelligenz und seines Stolzes. Er begehrte Tessa, obwohl er sie für eine geldgierige Schwindlerin hielt. Deshalb konnte Stavros seine Begierde auf keinen Fall dulden. Niemand sollte sich von seiner Lust leiten lassen. Sein gesunder Menschenverstand und sein Einschätzungsvermögen mussten über das schwache Fleisch siegen. Er war schließlich ein Mann von Ehre. Außerdem hatte er sich offiziell einer anderen Frau versprochen.
    Auch wenn er seine Verlobte ausschließlich aufgrund rationaler Entscheidungen gewählt hatte. Er brauchte eine standesgemäße Frau, die perfekt in die Rolle der Gemahlin, Gastgeberin und Mutter seiner Kinder passte. Gefühle waren dabei nicht im Spiel. Angela und er waren sich noch nicht einmal körperlich nähergekommen. Trotz allem schuldete er ihr eine gewisse Loyalität.
    Die ganze Nacht über hatte die Tatsache an ihm gezerrt, dass nicht Angela, sondern Tessa Marlowe sein Blut in Wallung brachte. Allerdings würde er dieser Frau niemals die Genugtuung verschaffen, sich das anmerken zu lassen.
    „Ich wollte nachschauen, ob du irgendetwas brauchst.“
    Überrascht legte sie den Kopf schief, und ihr verächtlicher Gesichtsausdruck verriet, dass sie ihm nicht glaubte.
    „Was könnte ich wohl mehr verlangen, nachdem mein Gastgeber sich so höflich und großzügig verhält?“, erwiderte sie schneidend.
    Beinahe hätte Stavros sich zu einem amüsierten Lächeln hinreißen lassen. Irgendwie gefiel ihm ihre Kühnheit. Trotz ihres geschwächten Zustands zeigte sich noch immer Tessas Kämpfernatur.
    Als er herkam, hatte er befürchtet, sie praktisch auf dem Sterbebett vorzufinden. Ernsthafte körperliche und seelische Erschöpfung, hatte der Arzt es genannt. Zusätzlich stand Tessa kurz vor einer Unterernährung und litt offenbar noch an den Folgen einer Infektion.
    Aber nachdem sie nun so defensiv auftrat, ging Stavros davon aus, dass auch der Arzt auf ihre grandiosen schauspielerischen Leistungen hereingefallen war. Und sich mit der Aussicht auf ein Millionen-Dollar-Vermögen etwas herunterzuhungern, war auch keine Kunst. Stavros hatte aus erster Hand die Erfahrung gemacht, wie skrupellos Frauen sein konnten, wenn es um viel Geld ging. Schon lange war er nicht mehr mit einer tränenreichen Geschichte oder der Präsentation weiblicher Schwäche zu beeindrucken.
    „Mach es dir nicht zu bequem“, riet er ihr barsch. „Du bleibst nur so lange hier, bis wir unser kleines Problem gelöst haben.“
    „Die Lösung ist doch ganz einfach“, gab sie zurück. „Wir brauchen unsere Ehe nur zu annullieren. Das wird doch wohl möglich sein.“
    Er trat dichter an sie heran. „Du meinst, weil wir die Ehe nicht vollzogen haben?“
    Tessas Körper vibrierte förmlich, und ihr Hals war mit einem Mal wie zugeschnürt. Behutsam schob sie einen Fuß nach hinten, aber dort war direkt schon das riesige Fenster. Es gab keine
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