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Ring aus Feuer

Ring aus Feuer

Titel: Ring aus Feuer
Autoren: Annie West
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etwa, sie würde durch sein Haus schleichen? Alles, was sie wollte, waren ihr Pass und ihr restliches Bargeld, um dann so schnell wie möglich zu verschwinden.
    Leider war das momentan wohl nicht geplant. Stavros und sie mussten zuerst einen Weg finden, ihre Eheschließung rückgängig zu machen.
    Tessa starrte aus dem Fenster auf einen malerischen Garten, eingerahmt von einem wolkenlosen Himmel über einer tiefblauen See. Selbst die Luft schien sich dem Bild anzupassen: Sie war erfüllt vom Salz des Meeres und dem Duft unzähliger Orangenblüten.
    Alles wirkte so unrealistisch friedlich, während in ihrem Innern noch die Konfrontation des Vorabends tobte. Wie konnte dieser Kerl so tun, als wäre alles allein Tessas Schuld? Und gestern hatte sie lediglich das Richtige tun wollen, als sie Stavros aufgesucht hatte.
    Sie schloss die Augen aus Scham vor ihrer eigenen Naivität. Sie hatte einem Impuls nachgegeben und ihr Flugticket nach Sydney spontan umgetauscht, um nach Griechenland zu reisen. Der hochwohlgeborene Stavros Denakis dankte es ihr mit Misstrauen und Ablehnung.
    Es erschreckte Tessa, dass ihr schon wieder die Tränen in den Augen standen. Gestern Abend hatte sie zum ersten Mal nach langer Zeit wieder geweint. Diese plötzliche Schwäche war ihr unerklärlich nach allem, was sie bereits durchgestanden hatte.
    Hatte das Schicksal sie vielleicht hierhergeführt? Dieser Mann ging ihr seit vier Jahren nicht mehr aus dem Kopf, er war für sie ein Symbol der Hoffnung gewesen, wann immer sie gegen Armut und Verzweiflung gekämpft hatte.
    Im Grunde war sie kein naives Kind mehr. Geheime Fantasien vom Ritter auf einem weißen Pferd waren der einzige verträumte Luxus, den sie sich in ihrem aufreibenden Leben leistete. Besonders während der kalten Nächte in den Bergen hatte sie sich gern vorgestellt, wie sie warm und sicher in Stavros’ starken Armen lag.
    Sie schüttelte ihren Kopf, um diese verklärten Gedanken zu vertreiben. Der wahre Stavros Denakis würde niemals wieder zu ihrer Rettung eilen. Nicht nachdem er gestern Abend so außer sich gewesen war.
    Er muss seine Verlobte wirklich sehr lieben und um jeden Preis beschützen wollen, wenn er sogar in mir eine ernsthafte Bedrohung sieht, dachte sie. Energisch streifte sie ihr Selbstmitleid ab, denn das half ihr in diesem Moment sicher nicht weiter.
    Tessa hatte die ganze Nacht wie ein Stein geschlafen, bis sie von einem Arzt geweckt wurde, den ihr Gastgeber beauftragt hatte. Als würde Stavros sich tatsächlich dafür interessieren, wie es ihr ging! Vermutlich wollte er nur ausschließen, dass sie eine hochgradig ansteckende Krankheit aus Südamerika einschleppte.
    Zuerst hatte sie die ärztliche Behandlung abgelehnt, aber der Arzt war unnachgiebig gewesen, und so hatte Tessa schließlich eingewilligt. Ihre Gefühle waren noch immer vollkommen durcheinander, und so beruhigte es sie wenigstens etwas, dass sie als kerngesund befunden worden war. Sie brauchte nur ein wenig Zeit, um ihre Kräfte wiederzuerlangen.
    Jetzt war es bereits später Nachmittag, und sie war noch keinen Schritt weitergekommen. Sie sollte die australische Botschaft in Athen aufsuchen. Dort könnte man ihr mit der rechtlichen Situation helfen und ihre Rückreise nach Sydney organisieren. Allerdings wartete in Australien nichts und niemand auf sie. Aber zumindest wäre sie zu Hause – danach sehnte sich Tessa schon seit Jahren. Und mit Zugriff auf ihr Bankkonto, das seit Jahren brachlag, könnte sie sich wieder ein Leben aufbauen, während ein Anwalt sich um die Scheidung kümmerte.
    Seufzend drehte sie sich um und erstarrte, als sie Stavros Denakis stumm im Raum stehen sah. Wie eine Raubkatze aus dem Dschungel hatte er sich lautlos ins Zimmer geschlichen und beobachtete sie nun mit durchdringendem Blick.
    Entschlossen schob sie beide Hände in die Taschen ihrer Cargohose und verbarg so ihre innere Anspannung. Obwohl sein Gesicht vollkommen ausdruckslos war, ließ Tessa sich von seiner äußeren Ruhe nicht täuschen. Es war unwahrscheinlich, dass er ihre Motive inzwischen als uneigennützig und harmlos einschätzte.
    Leider verhinderte sein hartnäckiges Misstrauen nicht, dass ihr Körper sich schamlos nach Stavros’ Berührungen sehnte. Wann immer er in ihre Nähe kam, schlug ihr Herz schneller. Und dieses Phänomen jagte ihr eine höllische Angst ein!
    Stavros sah, wie Tessas grüne Augen kurz aufleuchteten, und war äußerst zufrieden mit ihrer Reaktion. Selbst aus dieser Entfernung konnte
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